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Magic Girls 01 - Der verhängnisvolle Fluch

Titel: Magic Girls 01 - Der verhängnisvolle Fluch
Autoren: Marliese Arold
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beiden Welten voneinander.
    »Du brauchst nicht so erschrocken zu gucken«, sagte Mona zu Elena. »In der Menschenwelt ist manches so ähnlich wie bei uns. Etwas primitiver natürlich. Aber es ist interessant, wie die Menschen versuchen, mit ihrer Technik unsere Magie nachzuahmen. Das sind nette, aber natürlich nur unvollkommene Versuche. Dieser Aufenthalt in der Menschenwelt wird für dich sehr lehrreich sein, Elena, du wirst diese Erfahrung nicht bereuen.«
    Elena setzte zu einem Widerspruch an, aber ihre Großmutter ließ sie nicht ausreden. »Einige unserer Wissenschaftler sind überzeugt, dass Menschen und Hexen früher gemeinsame Vorfahren hatten, aber natürlich befindet sich der
Homo sapiens magus
auf einer viel höheren Entwicklungsstufe als ein gewöhnlicher Mensch. Trotzdem verfügen die Menschen über eine gewisse Intelligenz, obwohl ihr magisches Talent völlig verkümmert ist.«

    »Ich habe aber keine Lust, ins HEXIL zu gehen«, platzte Elena heraus. »Was sollen wir in der Menschenwelt? Hier auf dem Hügel ist es schon schlimm genug …«
    »Ja, das sehe ich genauso«, meinte Jolanda und rieb sich beide Schläfen. »Die im Landeszauberamt sollen sich eine andere Familie suchen. Wir gehen nicht ins HEXIL.«
    »Aber Jolanda, du begreifst wieder einmal überhaupt nichts!« Mona stand auf, stöckelte im Zimmer umher und fächelte sich mit ihrer Stola Luft zu.
    »Denkst du nie an die Zukunft deiner Kinder? Was soll aus Daphne, Elena und Rufus werden, wenn ihnen die Universität verschlossen bleibt und sie auch keine Beamte werden dürfen? Sollen sie etwa als
Schabernackzauberer
umherziehen und sich öffentlich zum Affen machen? Sollen sie ihr Leben lang arm bleiben und ewig für die Untat deines nichtsnutzigen Ehemanns büßen müssen? Ich hätte dich für klüger gehalten, Jolanda! Dieses HEXIL wird unsere Ehre wiederherstellen, und wenn wir in vielleicht fünf Jahren zurückkehren, werden wir gesellschaftlich aufrücken. Man wird uns wieder auf der Straße grüßen. Und, was am wichtigsten ist, deine Kinder werden ein ganz normales Hexenleben führen können. – Ich hätte wenigstens etwas mehr Begeisterung von dir erwartet, Jolanda, wenn du dich schon nicht bedankst. Es ist nicht selbstverständlich, dass ich euch – beziehungsweise uns – diese Möglichkeit verschafft habe, ich musste ganz gehörig mit dem Oberamtszaubermeister flirten.« Sie schob ihren Oberkörper nach vorne, legte den Kopf schief und klimperte heftig mit den auberginefarbenen Wimpern.
    Elena fand, dass ihre Großmutter ziemlich selbstzufrieden aussah. Sie betonte immer, dass sie eine große Wirkung auf Männer hatte – trotz ihres reifen Alters.
    Jolanda seufzte. »
Danke
, Mutter«, sagte sie höflich. Ihre Stimme klang gequält. »Ich weiß, dass du viel für uns tust.«
    Mona lächelte.
    »Aber fünf Jahre«, rief Elena empört. »Ich werde achtzehn sein, wenn wir zurückkehren. Und in der Menschenwelt kennen wir niemanden!«
    »Kennen wir etwa jemanden hier auf diesem Hügel?«, fauchte die Großmutter sie an. »Sei nicht dumm, Elena. Wir wohnen jetzt schon über drei Monate hier und wir haben noch keine einzige Einladung von unseren Nachbarn erhalten. Worüber ich wirklich froh bin! Denn wer will schon etwas mit
denen
zu tun haben!«
    Elena musste ihr recht geben. Hier auf dem Hügel wohnten tatsächlich merkwürdige Leute. Der Nachbar zur Linken saß Tag und Nacht als Uhu im Fenster und beobachtete mit scharfem Blick alles, was in seiner Umgebung vor sich ging. Elena hatte keine Ahnung, ob außer ihm noch jemand im Haus wohnte oder ob er allein lebte. Die Nachbarn zur Rechten waren Eheleute im mittleren Alter, und sie verbrachten den größten Teil des Tages damit, als Schlangen verknotet im Fliederbaum hinter der Gartenpforte zu lauern. Als Elena einmal zu Fuß von der Schule nach Hause gegangen war – denn ihr gebrauchter Hexenbesen hatte an diesem Tag den Geist aufgegeben –, hatte die männliche Schlange den Kopf über die Gartenmauer gestreckt und gesäuselt:
    »Magst du mal zu uns reinkommen, Kleine?«
    Seither nahm Elena immer die andere Straßenseite, wenn sie an dem Haus vorbeigehen musste. Sie wusste nicht, warum die Nachbarn auf diesem Hügel leben mussten und welches Verbrechen sie begangen hatten. Sicher war nur eines: Hier lebten keine normalen Hexen, sondern lauter Leute, die gegen Regeln und Gesetze verstoßen hatten.
    Nein, der
Outsider-Hill
war wirklich kein Ort, dem Elena nachtrauern würde!
    Trotzdem
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