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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet
Autoren: Robert Sheckley
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sollte und damit Altsinger entmachten. Längst gab es unter den Leuten viele, die im Geheimen zu Alhona konvertiert waren …
    Aber er entschied sich für den Moment noch einmal dagegen. Was er brauchte, dachte er, war ein Zeichen von den Göttern selbst.
    Doch die Götter wanden sich auf ihrer Plattform und vollführten den bewunderungswürdigsten Tanz menschlichen Leids und Elends, den man sich vorstellen konnte.
    Jetzt wurden die Götter auf dem Heiligen Hügel abgestellt, und Altsinger leitete die Leute zum Tanz der Offiziellen Begrüßung an. Boten wurden zu allen umliegenden Dörfern geschickt, um jeden zu den Großen Tänzen herbeizurufen.
    Im Dorf bereiteten die Frauen die Speisung vor. Einige von ihnen tanzten aus schierer Freude, denn stand es nicht geschrieben, daß, wenn die Götter zurückkehrten, die Meidung zu Ende sein würde? Und dann würde es Reichtum und Wohlergehen für jeden geben, wie in den goldenen Tagen der Raumfahrt.
    Auf dem Hügel lag einer der Götter lang ausgestreckt. Der andere hatte sich zu einer sitzenden Position aufgerichtet und wies mit seinem Finger in den Mund, wobei der Finger sehr kunstvoll zitterte.
    »Das Zeichen des Guten Willens!« rief Altsinger.
    Glat nickte, während ihm der Schweiß den Pelz herunterrann, weil er so angestrengt tanzte. Altsinger verstand es zu interpretieren, das mußte man zugeben.
    Nun richtete sich auch der andere Gott auf, umfaßte mit der einen Hand seine Kehle und gestikulierte mit der anderen.
    »Schneller!« brüllte Altsinger keuchend den Tänzern zu, jede Bewegung der Götter sofort nachahmend.
    Einer der Götter begann nun etwas mit einer furchtbaren, krächzenden Stimme zu rufen. Er rief und deutete auf seine Kehle und rief wieder, ganz die Nachahmung eines leidenden Wesens.
    All dies stimmte genau mit den Aufzeichnungen im Buch der Letzten Erscheinung überein.
    In diesem Augenblick kam ein Trupp junger Männer aus dem Nachbardorf herangaloppiert und nahm sofort seine Plätze im Tanz ein. Jungsinger konnte sich damit von seinem Platz entfernen, den jemand anderes übernahm. Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, trabte er zu Altsinger hinüber.
    »Nehmt Ihr alle Tänze?« fragte er.
    »Selbstverständlich.« Altsinger besah sich sorgfältig die Bewegungen der Tänzer, denn diesmal durfte es keinen Fehler geben. Dies war gewiß ihre letzte Chance, das alte Versagen in den Augen der Götter wiedergutzumachen.
    »Die Tänze werden die vollen acht Tage hindurch fortgesetzt«, verkündete Altsinger fest. »Wenn uns ein Fehler unterlaufen sollte, fangen wir jedesmal sofort wieder von vorne an.«
    »Alhona sagt, daß in jedem Fall die Wasserzeremonie vorgezogen werden muß«, bemerkte Glat. »Danach kann dann …«
    »Zurück an deinen Tanzplatz!« befahl Altsinger und schlug das Zeichen der völligen Verneinung. »Du hast die Götter ihre Zustimmung keuchen hören. Nur auf dem von mir beschrittenen Weg des korrekten Tanzes können wir erreichen, daß die lange Meidung endlich aufgehoben wird.«
    Jungsinger wandte sich ab. Wenn er nur den Tanz führen würde! In den alten Tagen, als die Götter noch fast täglich kamen und gingen, waren Altsingers Rituale noch richtig gewesen. Glat erinnerte sich aber genau, was er im Buch der Letzten Erscheinung gelesen hatte. Das Götterschiff war gelandet. Die Offizielle Begrüßungszeremonie (damals nannte man es noch nicht Tanz) hatte begonnen.
    Die Götter tanzten ihren Tanz des Leids und der Schmerzen.
    Dann wurde die Zeremonie der Zollinspektion begangen.
    Die Götter tanzten einen Hungertanz und einen Dursttanz, genau wie sie es jetzt auch wieder taten.
    Darauf folgte die Zeremonie der Warenentladung und das lange Ritual der Quarantänekontrolle. Während der ganzen Zeit hatte man Wasser und Nahrung von den Göttern ferngehalten, wie es die Zeremonien vorschrieben.
    Nachdem alle Zeremonien abgeschlossen waren, hatte einer der Götter begonnen, aus unbekannten Gründen einen toten Mann darzustellen. Die anderen trugen ihn zurück in das Götterschiff, und dann flogen die Götter davon, um niemals wiederzukehren. Bis sie heute dann doch wieder erschienen waren.
    Damals hatte also die Meidung begonnen.
    Aber keine der alten Schriften stimmte mit einer anderen in den Gründen für die Meidung überein. Einige behaupteten, daß ein Fehler in den Tänzen die Götter verärgert habe. Andere, wie Alhona, schrieben, daß zuerst immer der Trank und die Speisung kommen müßten und dann die Zeremonien.
    Alhonas
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