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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet
Autoren: Robert Sheckley
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will.«
    »Das wird doch schon seit hundert Jahren erzählt«, erklärte Carrin. »Aber sie sind bisher nie dazu gekommen, diese Pläne wirklich in die Praxis umzusetzen.«
    »Diesmal werden sie es aber.«
    »Warum willst du denn zum Mars fliegen?« fragte Lila und zwinkerte Carrin dabei zu. »Auf dem Mars gibt es keine hübschen Mädchen.«
    »Ich interessiere mich nicht für Mädchen. Ich möchte einfach auf den Mars.«
    »Das würde dir aber gar nicht gefallen dort, Schätzchen«, sagte Lila. »Es ist ein mieser alter Planet ohne Luft.«
    »Er hat ein bißchen Atmosphäre«, beharrte der Junge verbissen. »Ich würde gerne dorthin fliegen. Hier gefällt es mir nicht.«
    »Was soll das denn heißen?« fragte Carrin leicht verärgert und richtete sich im Sessel auf. »Fehlt es dir hier an irgend etwas? Gibt es irgend etwas, was du nicht bekommen kannst?«
    »Nein, Vater. Ich habe alles, was ich haben möchte.« Wenn sein Sohn ihn Vater nannte, wußte Carrin, daß etwas faul war.
    »Sieh mal, Sohn, als ich in deinem Alter war, da wollte ich auch gerne zum Mars fliegen. Ich wollte große, romantische Sachen machen. Ich wollte sogar auch Meisterreparierer werden.«
    »Und warum bist du nicht?«
    »Na, ich bin eben erwachsen geworden. Ich erkannte, daß es wichtigere Dinge im Leben gibt. Erst mußte ich den Kredit abbezahlen, den mein Vater mir hinterlassen hatte, und dann traf ich deine Mutter -«
    Lila kicherte.
    »- und dann wollte ich mein eigenes Haus haben und eine Familie. Mit dir wird das genauso gehen. Du wirst deinen Kredit abbezahlen und heiraten, genau wie wir alle anderen auch.«
    Billy war für eine Weile still. Dann strich er sich sein schwarzes Haar zurück, wischte sich die Locken aus der Stirn und feuchtete sich die Lippen an, ganz wie Carrin das immer tat.
    »Wie kommt es, daß ich Schulden habe, Vater?«
    Carrin erklärte es ihm vorsichtig. Er sprach von dem, was eine Familie braucht, all den Dingen, die das mindeste sind, was für einen zivilisierten Lebensunterhalt nötig ist. Und was diese Dinge alles kosten, wie man sie bezahlt. Daß es sich für einen Sohn gehört, eines Tages einen Teil der Schulden seiner Eltern zu übernehmen, wie er auch deren Besitz eines Tages erhalten wird.
    Billys Schweigen mißfiel ihm. Es wirkte fast, als wäre der Junge undankbar. Nachdem Carrin doch jahrelang wie ein Sklave dafür geschuftet hatte, diesem gedankenlosen Bürschchen jeden Luxus zu ermöglichen!
    »Sohn«, sagte er schließlich hart. »Hast du deine Geschichtslektionen in der Schule gelernt? Gut! Dann weißt du ja, wie es in früheren Zeiten gewesen ist. Kriege. Würde es dir gefallen, in einem Krieg in die Luft gejagt zu werden?«
    Der Junge antwortete nicht.
    »Oder wie würde es dir gefallen, dich acht Stunden am Tag mit einer schweren Arbeit abzuquälen, für die eigentlich eine Maschine da sein sollte? Oder den ganzen Tag zu hungern? Oder kalt, im strömenden Regen zu stehen, und nicht zu wissen, wo man die Nacht über schlafen kann?«
    Er unterbrach sich, um eine Antwort abzuwarten, dann fuhr er fort, nachdem er keine erhalten hatte. »Du lebst im glücklichsten Zeitalter der Menschheit. Nie ist es dem einfachen Mann besser gegangen. Du bist von allen Wundern der Kunst und der Wissenschaft umgeben. Die schönste Musik, die bedeutendsten Bücher, die besten Filme, alle direkt vor deinen Fingerspitzen. Du brauchst nur auf einen Knopf zu drücken.« Er wechselte zu einem freundlicheren Tonfall. »Nun, was denkst du?«
    »Ich habe mir nur gerade überlegt, wie ich wohl zum Mars fliegen könnte«, sagte der Junge. »Mit diesen Schulden, meine ich. Ich nehme nicht an, daß man mich damit zum Mars fliegen läßt.«
    »Wohl sicher nicht.«
    »Da müßte ich mich schon als blinder Passagier in die Rakete schmuggeln.«
    »Aber sowas würdest du natürlich nicht tun.«
    »Nein, natürlich nicht«, versicherte der Junge, aber etwas in seinem Ton nahm den Worten die letzte Überzeugungskraft.
    »Du wirst hier bleiben und ein nettes Mädchen heiraten«, erzählte Lila ihm.
    »Sicher werd’ ich das«, sagte Billy. »Sicher«. Er grinste plötzlich. »Ich habe das doch nicht wirklich ernst gemeint, mit dem Fliegen zum Mars und so.«
    »Ich bin froh, das zu hören«, antwortete Lila.
    »Vergeßt einfach, daß ich überhaupt damit angefangen habe«, sagte Billy und lächelte ein wenig verkrampft. Er stand auf und rannte nach oben in sein Zimmer.
    »Wahrscheinlich spielt er jetzt mit seinen Raketen Marslandung«,
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