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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet
Autoren: Robert Sheckley
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erwiderte der dunkle Mann, und über sein hageres Gesicht zog sich ein Lächeln. »Ich habe mich schon gefragt, wann wir uns wieder über den Weg laufen.«
    »So ging’s mir auch«, gestand Mr. Slater und verlangsamte seinen Schritt. Der Fremde schlenderte gemächlich dahin und schien ganz offensichtlich das wieder einmal herrliche Frühlingswetter zu genießen. Mr. Slater wußte, daß er drauf und dran war, den Zug nicht mehr zu kriegen.
    »Und was macht der Altar?« fragte Mr. Slater.
    »Es geht so«, meinte der Mann und verschränkte die Hände auf dem Rücken wie bei einem Sonntagsspaziergang. »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, wir sind ein bißchen in Schwierigkeiten.«
    »Ach?« fragte Mr. Slater.
    »Ja«, bestätigte der Mann mit ernstem Ausdruck. »Old Atherhotep, der Bürgermeister hier, droht unsere Lizenz für North Ambrose zu widerrufen. Behauptet einfach, wir würden unsere eigene Charta nicht ausreichend erfüllen. Aber mit Dionysius-Africanus direkt an der Hauptstraße, der sich jeden in Frage kommenden wegschnappt, und der Papa Legba-Damballa Verbindung zwei Häuser weiter, die sich sogar noch die nicht in Frage kommenden holt – ja, was soll man da noch machen?«
    »Das hört sich wirklich nicht gut an«, stimmte Mr. Slater zu.
    »Das ist noch gar nicht alles«, fuhr der Fremde fort. »Unser Hohepriester hat angekündigt, daß er uns verlassen will, wenn wir nicht bald voran kommen. Er ist Adept des Siebten Grades, und Brahma allein weiß, wo wir einen anderen herkriegen sollen.«
    »Mmm«, murmelte Mr. Slater mitfühlend.
    »Das ist es auch, weshalb ich hier bin«, erklärte der Fremde.
    »Wenn die anderen zu solchen harten Geschäftspraktiken greifen, dann müssen wir nachziehen. Und dafür werde ich auch sorgen. Ich bin der neue Manager, müssen Sie wissen.«
    »Oh?« sagte Mr. Slater überraschend. »Hat man den Betrieb reorganisiert?«
    »Könnte man sagen«, antwortete der Fremde. »Sehen Sie, es ist etwa wie …« Gerade in diesem Moment tauchte ein kleiner dicklicher Mann auf und griff den dunklen Fremden am Ärmel seines hellblauen Trenchcoats.
    »Elor«, keuchte er. »Ich habe das Datum falsch ausgerechnet. Es ist schon diesen Montag! Heute, nicht nächste Woche!«
    »Verdammt«, sagte der dunkle Mann leicht verärgert. »Sie müssen mich entschuldigen«, verabschiedete er sich von Mr. Slater. »Das ist eine dringende Angelegenheit.« Und er eilte mit dem kleinen Dicken davon.
     
    *
     
    Mr. Slater kam an diesem Morgen eine halbe Stunde zu spät ins Büro, aber das kümmerte ihn wenig. Die Sache war ganz klar, dachte er, als er hinter seinem Schreibtisch saß. Eine Gruppe ausländischer Kulte machte sich in North Ambrose breit und suchte neue Mitglieder. Und der Bürgermeister tat nichts, um dem Einhalt zu gebieten. Vielleicht ließ er sich sogar bestechen!
    Mr. Slater klopfte mit dem Kugelschreiber auf seine Schreibtischplatte. Wie war so etwas nur möglich? In North Ambrose konnte man nichts verheimlichen. Es war eine sehr kleine Stadt; Mr. Slater kannte einen guten Teil der Einwohner beim Vornamen. Wie konnte dort derartiges vorgehen, ohne daß jemand etwas davon bemerkte?
    Wütend griff er nach dem Telefon.
    Die Auskunft konnte ihm weder die Nummer von Dionysius-Africanus, noch die von Papa Legba oder Damballa geben. Und der Bürgermeister von North Ambrose war kein Atherhotep, erfuhr er, sondern ein Mister Miller. Mr. Slater rief ihn an.
    Das Gespräch war alles andere als befriedigend. Der Bürgermeister bestand darauf, daß er jedes Geschäft in der Stadt kannte, jede Kirche und jeden Club. Und wenn es irgendwelche Kulte geben würde – die es aber keinesfalls gab – dann würde er auch davon wissen.
    »Man hat Sie irgendwie hereingelegt, mein lieber Mr. Slater«, versicherte Bürgermeister Miller, ein wenig zu entschieden, um Mr. Slater wirklich zu überzeugen. »Es gibt keine Leute mit solchen Namen in unserer Stadt und keine solchen Organisationen. Wir würden hier niemals so etwas erlauben.«
    Mr. Slater ließ sich dieses Gespräch auf dem Nachhauseweg sorgfältig durch den Kopf gehen. Als er aus dem Bahnhof trat, sah er Elor, der mit kurzen, schnellen Schritten über die Oak Street eilte.
    Elor blieb stehen, als Mr. Slater ihm nachrief.
    »Kann mich im Augenblick leider gar nicht aufhalten lassen«, versicherte er vergnügt. »Bitte haben Sie Verständnis. Die Zeremonie fängt gleich an, und ich muß unbedingt dabei sein. Dieser Narr, Ligan, hat mir das
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