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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus
Autoren: Bill - Bryson
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Geschichte von Mrs. Lillian O'Donahue, die in den Zeiten der handvermittelten Telefongespr ä che hier das Fr ä ulein vom Amt war. Ein wenig weiter die Stra ß e hinauf in Carnarvon stand eine gro ß e Satellitensch ü ssel, die die NASA bis in die siebziger Jahre benutzte, um die Flugbahn der Raumschiffe zu verfolgen, wenn sie den Indischen Ozean ü berquerten. Als w ä hrend eines Fluges 1964 die Verbindung zwischen der Sch ü ssel in Carnarvon und einer Kontrollstation in der N ä he von Adelaide zusammenbrach, mussten alle Nachrichten ü ber Mrs. O'Donahue und ihre antiken Ger ä tschaften gehen. Eine lange hei ß e Nacht hindurch sa ß sie an ihrem St ö pselbrett, nahm sorgf ä ltig reihenweise verschl ü sselte Nachrichten von einer Station auf und schickte sie zur n ä chsten weiter. Jedes Mal wenn die Gemini den s ü dlichen Himmel durchzog, lag das Schicksal der Mission - ich liebe es - in den flei ß igen H ä nden einer bescheidenen kleinen alten Dame, die in einem wei ß en H ü ttchen am Ende einer kilometerlangen Staubpiste an der westaustralischen K ü ste sa ß . Sie bekam sechs Dollar f ü r Ü berstunden, erz ä hlte Mike mir. Herrlich, auch das.
    Als wir wieder heraustraten und Mike die Tür verschlossen hatte, liefen wir zusammen zum Parkplatz. Ich fragte ihn, was ihn in diese Einsamkeit verschlagen hätte. Da erzählte er mir, dass er und seine Frau Val - die fröhliche Dame hinter dem Tresen - erst seit drei Wochen dort waren. Sie gehörten zu den neuen grauen Nomaden - Rentnern (heute oft Frührentnern), die ihre gesamte Habe verkaufen, sich ein schickes Wohnmobil anschaffen und ihr Leben auf der Straße verbringen. Von Zeit zu Zeit machen sie irgendwo Halt, um sich ein bisschen Geld zu verdienen, aber sie sind völlig ungebunden und im Prinzip dauernd auf Achse. Noch sechs Monate zuvor wäre mir das wie eine Strafe vorgekommen, stinklangweilig, endlos durch eine Landschaft fahren zu müssen, die hauptsächlich heiß und trocken und menschenleer ist. Doch jetzt begriff ich es sehr gut. All diese Leere und das blendende Licht haben etwas Verführerisches, von dem man womöglich nie genug kriegen kann - erstaunlicher Gedanke. Außerdem birgt Australien unendlich viele Überraschungen. Immer ist gleich was um die nächste Ecke - ein Baumwipfelweg, ein Strand, der urzeitliche Lebensformen beherbergt, Museen, die dramatische holländische Schiffbrüche feiern, oder nackte Telegrafenleitungsreparateure, richtig nette Leute wie Mike und Val Cantrall, ein Fischerdorf, das herbeiströmt, wenn ein in Seenot geratenes Boot nach Hause schwankt. Man weiß nie, was, aber es ist fast immer richtig toll. Vielleicht war ich nur gerade in der entsprechenden Stimmung, aber ich hatte das Gefühl, ich könnte mich hier noch ein Weilchen rumtreiben.
    Ich dankte Mike, dass er mir alles gezeigt hatte, und ging zu meinem funkelnden Auto. Selbst aus der Entfernung sah ich, dass es innen unerträglich heiß sein würde. Ich öffnete die Türen, um es ein bisschen durchzulüften, und verzog mich mit meinem Autoatlas in den Schatten eines windschiefen Baumes am Weg zum Strand. Ich weiß auch nicht, warum, denn die einzige Route zurück nach Perth war ja die, die ich gekommen war. Doch als ich dastand und gedankenverloren die anderen Seiten mit Western Australia durchblätterte, fiel mein Blick auf eine besonders gekennzeichnete Landschaft sehr nahe an der Grenze zum Northern Territory. Es war eine Gebirgskette mit dem unübertrefflich melodischen Namen Bungle Bungles. Ich hatte erst kürzlich darüber gelesen. Die Bungle Bungles sind ein isoliertes Sandsteinmassiv, das harsche trockene Winde durch die Äonen zu den seltsamsten Formen gefräst haben -, zierlichen Felsnadeln, ausgedehnten Feldern runder Dome, Wellenwänden. Das Ganze erstreckt sich über etwa tausend Quadratmeilen, doch nach Angaben des Buches Australia: A Continent Revealed waren diese außerordentlichen Formationen »bis in die achtziger Jahre hinein nicht allgemein bekannt«. Denken Sie mal darüber nach. Ein Weltnaturwunder von der Größe einer englischen Grafschaft wurde bis vor weniger als zwanzig Jahren nie besucht und war im Wesentlichen unbekannt.
    Plötzlich spürte ich den starken Drang, dorthin zu fahren. Wann würde ich noch einmal so nahe kommen? Außerdem konnte ich die Pilbara und das kleine Marble Bar besuchen, als heißeste Stadt Australiens berühmt. Ich könnte die Landschaft sehen, wo Stan Awramik seine fossilierten Stromatolithen
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