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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus
Autoren: Bill - Bryson
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entdeckte und später nicht wiederfand. Von dort nach Darwin war es über den Victoria Highway nur noch ein Katzensprung. Die Regenzeit war vorüber, und ich könnte den Kakadu National Park besuchen - angeblich auch ein Wunder, doch als ich in der Gegend gewesen war, ein veritabler See - und vielleicht sogar einen Abstecher nach Queensland machen, um Cooktown doch noch zu sehen. Ach, ich hätte ewig weiterfahren können.
    Aber das waren nat ü rlich alles nur Hirngespinste von zu viel Sonne. Ich hatte blo ß keine Lust, die vierhundertundf ü nfzig Meilen nach Perth ü ber denselben einsamen Highway zur ü ckzufahren, und w ü nschte mir sehnlichst, dass mein gro ß es Australien-Abenteuer noch nicht zu
    Ende ging. Mit Hilfe meiner Finger ma ß ich die Entfernung ab und war entsetzt, doch kaum ü berrascht, dass es bis zur Abbiegung zu den Bungle Bungles eintausendsechshundert Meilen waren, plus weiteren etwa einhundert Meilen ü ber unebene Lehmpisten, auf denen ich nicht sicher und schon gar nicht versichert war. Nun hatte ich die H ä lfte der westaustralischen K ü ste abgefahren, war quasi am Ende der Welt, und es waren immer noch eintausendundsechshundert Meilen Leere zu einer Attraktion im selben Staat. Was f ü r ein grotesk ü berdimensioniertes Land!
    Aber so ist das eben mit Australien - man kann vieles darin finden, doch es gibt auch vieles, in dem man das viele finden muss. Und doch immer nur einen Bruchteil schafft. Spa ß eshalber ü berlegte ich, was meine Frau wohl sagen w ü rde, wenn ich sie zu Hause anrief und vorschlug: » Schatz, wir verscherbeln das Haus und kaufen uns ein australisches Wohnmobil. Dann gondeln wir los und gucken uns die Bungle Bungles an! «
    Da ich, ehrlich gestanden, nicht glaubte, dass sie begeistert darauf eingehen w ü rde, schloss ich die Wagent ü ren, kletterte hinters Steuer und begab mich auf die lange Fahrt zur ü ck nach Perth.
    Ich fuhr in der d ü steren Stimmung, die mich immer am Ende meiner gro ß en Trips ü berf ä llt. In ein, zwei Tagen w ü rde ich zur ü ck in New Hampshire sein, und alle diese Erlebnisse w ü rden wie in einem Disneyfilm in den staubigen Speicher meines Hirns marschieren und versuchen, sich in dem l ä cherlichen, in einem halben Jahrhundert chaotischen Lebens angesammelten Krimskrams ein Pl ä tzchen zu ergattern. Schon bald w ü rde ich denken: » Wie hie ß noch gleich der Ort, wo ich den Gro ß en Hummer gesehen habe? « Dann: » In Tasmanien bin ich nicht gewesen? Bist du sicher? Lass mich mal in das Buch gucken. « Und endlich: » Der Premierminister von Australien? Tut mir Leid. Keine Ahnung, wie er hei ß t. «
    Besonders melancholisch stimmte mich der Gedanke, dass das Leben in Australien weiterging und ich fast nichts davon mitkriegen w ü rde. Ich w ü rde nie erfahren, wer die Hancock-Millionen einsackte. Nie, ob jemand mal herausfand, was aus dem armen amerikanischen Paar geworden war, das am Great Barrier Reef h ä ngen blieb. Chinesische Immigranten w ü rden an Land waten und um ein Taxi bitten, und ich w ü rde nie davon h ö ren. Krokodile w ü rden meucheln, Buschfeuer w ü ten, Minister in Schimpf und Schande zur ü cktreten, die herrlichsten Dinge in der W ü ste entdeckt und vermutlich sp ä ter nicht wiedergefunden werden und kein Wort davon w ü rde mir je zu Ohren kommen. Das Leben in Australien w ü rde weitergehen und ich nichts davon wissen, weil Australien, wenn man es einmal verl ä sst, aufh ö rt zu existieren. Was f ü r eine komische traurige Vorstellung.
    Ich kann es nat ü rlich verstehen. Australien ist haupts ä chlich unbesiedelt und ganz weit weg. Seine Bev ö lkerung ist zahlenm äß ig klein und seine Rolle in der Welt marginal. Es kennt keine Staatscoups, ü berfischt nicht r ü cksichtslos die Weltmeere, verkauft keine Waffen an fiese Despoten, baut nicht in frechen Mengen Koka an oder f ü hrt sich in nassforscher oder sonst wie ungeb ü hrlicher Weise auf. Die Verh ä ltnisse sind stabil, die Menschen dort friedlich und gut. Man muss es nicht unter Beobachtung halten, also tun wir es auch nicht. Doch eins kann ich Ihnen sagen: Es ist ausschlie ß lich unser Verlust. Australien ist n ä mlich ein interessantes Land. Wirklich und wahrhaftig. Und das ist mein letztes Wort.
     
     
     
     

DANKE SCHÖN!
     
    Ich schulde vielen Leuten Dank für die Hilfe bei der Arbeit zu diesem Buch. Besonders Alan Howe und Carmel Egan, weil sie auch dann noch gastfreundlich und spendabel mit ihrer Zeit waren,
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