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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus
Autoren: Bill - Bryson
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Morgengrauen Anfang Juni 1629 Kapit ä n Francisco Pelsaert und seiner Brigg widerfuhr. Die Batavia strandete auf ein paar sandigen Hindernissen namens Abrolhos Islands vor der australischen Westk ü ste und brach sofort auseinander.
    Von den dreihundertundsechzig Menschen an Bord ertranken viele in dem Chaos, doch etwa zweihundert gelang es, sich an Land zu retten. Bei Sonnenaufgang fanden sie sich auf einer trostlosen Sandbank wieder, mit ein wenig gerettetem Proviant und ausgesprochen tr ü ben Aussichten. Von Batavia (nun Jakarta) waren sie eintausendf ü nfhundert Meilen entfernt. Pelsaert gr ü belte eine Weile, dann verk ü ndete er, dass er mit einer Gruppe M ä nner in einem Beiboot nach Batavia rudern wolle - eine schwache Hoffnung, doch ihre einzige.
    Die Verantwortung f ü r die Schiffbr ü chigen ü bergab er einem Jeronimus Cornelisz. Was dann passierte, ist nicht genau bekannt, doch offenbar war Cornelisz sowohl verr ü ckt als auch ein religi ö ser Fanatiker, stets eine gef ä hrliche Mischung. Sicher ist nur, dass er und ein paar Gefolgsleute in den n ä chsten Tagen die Mehrzahl der Ü berlebenden massakrierten, einhundertundf ü nfundzwanzig M ä nner, Frauen und Kinder insgesamt, und die wenigen, die sie verschonten, zu Sklaven machten. Die Frauen mussten kochen und ihnen sexuell zu Diensten sein, die M ä nner fischen und die schwere Arbeit tun. Nur eine kleine Gruppe entkam durch eine t ü ckische Wasserrinne zu einer anderen Sandbank ein paar hundert Meter weit weg. Dort fertigten sie sich aus Muscheln und Treibholz, so gut sie konnten, Waffen an und bauten ein Fort, um die Attacken abzuwehren, die Cornelisz und seine M ä nner immer wieder gegen sie starteten.
    Pelsaert, nichts ahnend von dem Chaos, das er hinter sich gelassen hatte, und den Kopf ohnehin voller Probleme - schlie ß lich hatte er ein brandneues Schiff, den Stolz der holl ä ndischen Handelsmarine, zu Bruch gefahren -, ruderte bis zur Timorsee und erreichte wie durch ein Wunder Batavia. Dort lauschten seine sprachlosen Vorgesetzten seiner Geschichte, gaben ihm ein neues Schiff und befahlen ihm, sofort zur ü ckzufahren und die Ü berlebenden zu holen.
    F ü nf Monate nachdem der ganze Ä rger angefangen hatte, war Pelsaert wieder an den Abrolhos Islands. Als er sah, dass die Leute dort mit einem B ü rgerkrieg besch ä ftigt waren, h ä tte dieser Ungl ü cksrabe um ein Haar die falsche Seite unterst ü tzt und sein Schiff an den durchgeknallten Cornelisz und seine Desperados verloren. Doch endlich kapierte er, was passiert war, und stellte auf der m ö rderischen kleinen Sandbank Ordnung und Gerechtigkeit wieder her. Cornelisz und sechs seiner Spie ß gesellen wurden sofort gehenkt. Die meisten anderen ausgepeitscht oder gekielholt, in Ketten geschlagen und zwecks weiterer L ä uterungsma ß nahmen nach Batavia verbracht. Aus unbekannten Gr ü nden nahm Pelsaert die nicht unbetr ä chtliche M ü he auf sich, zwei der Ü belt ä ter - den Marineinfantristen Wouter Looes und den Schiffsjungen Jan Pelgrom - zum Festland zu rudern und dort auszusetzen.
    Am sechzehnten November 1629 wurden sie an der Red Bluff Beach abgeladen. Was aus den beiden wurde, wei ß man nicht, aber zwei Dinge sind sicher: Sie waren die isoliertesten Europ ä er und die ersten wei ß en Australier.
    Red Bluff Beach, erfuhr ich von den auskunftsfreudigen Museumsangestellten, liegt bei Kalbarri, einem Ferienort etwas weiter die K ü ste hinauf, und da ich sowieso in die Richtung musste, beschloss ich, dort zu ü bernachten. Kalbarri erreicht man ü ber eine etwa vierzig Meilen lange Abzweigung vom North West Coastal Highway durch eine gr ü ne, bis zu s ä mtlichen Horizonten mit heidekrautartigem Geb ü sch bewachsene Ebene. Als ich ankam, war schon fr ü her Abend, zu sp ä t, als dass ich noch nach dem Landeplatz der Holl ä nder h ä tte schauen k ö nnen. Ich besorgte mir ein Zimmer in einem Motel am Strand und gab mich mit einem Bummel durch die reizende kleine Stadt zufrieden. Sie entstand erst 1952, als ein paar Fischer entdeckten, dass die K ü stengew ä sser dort von Hummern wimmelten. Bis Mitte der Siebziger die Zufahrtsstra ß e asphaltiert wurde, war sie im Grunde von der Au ß enwelt abgeschnitten und nur vom Meer her erreichbar. Die Fischerei bestimmt das Leben der Kommune immer noch, doch nun kommt auch der Tourismus hinzu. Beides scheint gut miteinander vereinbar zu sein.
    Die Gegend ist fantastisch. Kalbarri liegt an einer gro ß en Bucht
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