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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus
Autoren: Bill - Bryson
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Lasseter es, etliche skeptische Gesch ä ftsleute und sogar ein paar gro ß e Firmen (unter anderem General Motors) zu ü berreden, eine Expedition zu finanzieren, die 1930 in Alice Springs aufbrach. Nachdem diese wochenlang konfus und erfolglos herumgestolpert war, verloren Lasseters Geldgeber das Vertrauen; seine Wandergef ä hrten verlie ß en ihn einer nach dem anderen, und zum Schluss war er ganz allein. Dann liefen ihm eines Nachts auch noch seine beiden Kamele weg, und er musste zu Fu ß weitergehen. Er starb einen einsamen, elenden Tod. Bestimmt hat er auch Urin getrunken. Aber das Gold nie gefunden. Die Leute suchen es immer noch.
    Wenn auch Lasseter fast sicher entweder an heftigen Einbildungen litt oder ein Scharlatan war, ist die Vorstellung, dass irgendwo in der W ü ste eine gigantische Goldader sitzt, so jenseits aller Grenzen des Vern ü nftigen und M ö glichen nicht. Es ist auch durchaus nicht so m ä rchenhaft, wie es scheint, dass Leute einen solch irren Fund machen und ihn sp ä ter bei ihrer R ü ckkehr nicht wiederfinden. M ä nner, die viel vorsichtiger und aufmerksamer als Lasseter waren, ist es genauso ergangen. Der Geologe Stan Awramik zum Beispiel w ü hlte in den flachen, stark erodierten, extrem hei ß en H ü geln der Pilbara herum, einer immer noch weitgehend unerforschten Gegend im Nordwesten Australiens, da stie ß er auf eine Felsformation mit winzigen versteinerten Organismen, Stromatolithen, die aus der Zeit der Morgend ä mmerung des Lebens vor mehr als dreieinhalb Milliarden Jahren stammten. Sie waren die ä ltesten je auf Erden gefundenen Fossilien, f ü r die Naturwissenschaft so wertvoll wie Lasseters phantasmagorische Goldader. Awramik sammelte ein paar Proben und kehrte in die Zivilisation zur ü ck. Doch als er weiterforschen wollte, fand er die Felsformation nicht mehr. Sie war in der endlosen Gleichf ö rmigkeit der niedrigen H ü gel verschwunden. Irgendwo da drau ß en harren die Stromatolithen also immer noch ihrer erneuten Entdeckung. Es h ä tte genauso gut Gold sein k ö nnen. Seitdem sind sowohl in Australien als auch woanders gleich alte und noch ä ltere Stromato- lithenformationen gefunden worden. Doch in den warmen, seichten Gew ä ssern der Shark Bay, einem einsamen Abschnitt an der K ü ste Western Australias, hat man etwas nicht minder Fantastisches, aber viel Unerwarteteres gefunden: lebende Stromatolithen - Kolonien flechten ä hnlicher Gebilde, die still, aber vollkommen die Bedingungen reproduzieren, die auf der Erde existierten, als das Leben im S ä uglingsalter war. Und die wollte ich mir nun anschauen.
    Die Fahrt von Perth in die Shark Bay im Norden dauert etwa acht Stunden. Am fr ü hen Nachmittag bog die Stra ß e in der N ä he von Dongara zum Meer ab, und immer mal wieder bekam ich nun auch kurz den blauen Ozean zu sehen. Ich war an der Batavia Coast, und als ich in Geraldton, der einzigen Stadt, die auf sechshundert Meilen diesen Namen verdiente (auf jeden Fall die einzige Kommune mit mehr als einer Ampelanlage), einen Kaffee trinken wollte, hielt ich zuf ä llig vor einem kleinen Meeresmuseum im Stadtzentrum. Hin und her gerissen zwischen Neugierde und der Notwendigkeit weiterfahren zu m ü ssen, z ö gerte ich an der T ü r, trat dann aber kurzentschlossen ein und bereute es nicht, denn das Museum war zu einem Gro ß teil der wenig bekannten Geschichte des Schiffs vorbehalten, von dem die K ü ste ihren Namen hat, einer vergessenen Handelsbrigg namens Batavia, die 1629 an australischen Gestaden Schiffbruch erlitt. Es folgte n ä mlich eine der bizarrsten und unglaublichsten Episoden in den Annalen der christlichen Seefahrt. Die meisten australischen Geschichtsb ü cher widmen ihr nicht mehr als eine Fu ß note, obwohl es der erste Aufenthalt von Europ ä ern auf australischem Boden und das gr öß te Massaker an Wei ß en in der australischen Geschichte war und ist. Aber ich greife vor.
    1629, als unser Drama beginnt, hatten holl ä ndische Seeleute soeben entdeckt, dass man von Europa aus am fixesten nach Ostindien kam, wenn man nach Umfahren des Kaps der Guten Hoffnung statt den direkten Weg durch den Indischen Ozean zu nehmen, sich auf den vierzigsten Breitengrad herunterfallen - die ber ü hmten Roaring Forties - und von den kr ä ftigen Winden dort nach Osten blasen lie ß . Was bestens funktionierte, solange man es schaffte, nicht mit Australien zusammenzusto ß en. Genau das war aber leider das Schicksal, das zwei Stunden vor
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