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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus
Autoren: Bill - Bryson
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im Sch ü tze langer wei ß er Sandb ä nke. Die Abrolhos Islands - sechzig Kilometer weit drau ß en - waren vom Festland aus nicht zu sehen -, aber nur ein paar Meilen die K ü ste hinunter erblickte ich ganz deutlich die Landzunge, wo die beiden Meuterer ausgesetzt worden waren.
    Als ich im warmen Abendsonnenschein ü ber die Promenade schlenderte, fielen mir zwei Dinge auf: Ein paar hundert Meter drau ß en in der Bucht wurde ein halb gesunkenes Schiff durch einen engen Kanal zwischen den Sandb ä nken sehr langsam in den Hafen geschleppt, und es hatten sich Unmengen von Menschen versammelt, um zuzusehen. Die meisten standen an der Mole des Fischereihafens etwa eine Meile entfernt. Doch auch hier im Touristenteil waren viele Leute; sie sa ß en auf den Motorhauben der am Strand geparkten Autos, sie schauten von Balkonen in Strandh ä usern und Apartmenthotels herab, sie kamen aus L ä den und Kneipen. Eine seltsame gespenstische Stille hing ü ber dem Ganzen.
    Ich fragte einen Mann, der auf einer Motorhaube sa ß , was los sei. » Ach, das Fischerboot ist letzte Nacht auf einem Riff leck geschlagen « , erkl ä rte er mir. Das Ungl ü ck war um halb drei morgens passiert, weit drau ß en auf See, und eine Zeit lang sah es so aus, als sei das Boot ernsthaft in Gefahr. Zu allem Ü berdruss hatte der Fischer seinen siebenj ä hrigen Sohn dabei, dem er eine Freude hatte machen wollen. Drei Fischerboote aus der Stadt waren hinausgefahren, um die beiden zu retten. Ich schaute auf meine Uhr. Da mussten sie mittlerweile seit sechzehn Stunden zugange sein. Als ich das gegen ü ber dem Mann bemerkte, l ä chelte er ein wenig, als wolle er sich entschuldigen. » Es war ein langer Tag f ü r die Stadt « , sagte er. » Es stand alles ein bisschen auf des Messers Schneide. Trotzdem, es sieht ja so aus, als ob es gut ausginge. «
    Kalbarri hat eine feste Bev ö lkerungszahl von eintausendf ü nfhundert, und ich sch ä tzte, dass zwei Drittel von ihnen nun drau ß en waren. Als das Boot durch die Sandb ä nke kam und endlich in Sicherheit zu sein schien, klatschten Menschen von allen Seiten des Hafens warmen Beifall, als hie ß en sie den Gewinner einer Regatta willkommen, und riefen aufmunternde Worte. Das fand ich wundersch ö n. Eine ganze Stadt kam heraus, um zuzusehen, wie ein in Seenot geratenes Fischerboot aus ihrer Mitte hereingebracht wurde. Selbst wenn ich f ü nf Dollar pro Nase austeilte, glaube ich nicht, dass ich tausend Leute finden w ü rde, die zusehen wollten, wie ich nach einer Nacht der Todesgefahr in den sicheren Hafen einlief. Ich kam zu dem Schluss, dass ich Kalbarri sehr mochte.
    Am n ä chsten Morgen stand ich fr ü h auf und fuhr ein paar Meilen an der K ü ste entlang zur Red Bluff Beach, wo ich, hatte man mir erz ä hlt, eine Steinpyramide an der Stelle finden konnte, an der die beiden b ö sen Holl ä nder ihrem traurigen Schicksal ü berlassen worden waren. Es war ein hochdramatischer Ort. Eine von Wellen gepeitschte, gischt ü berspr ü hte riesige Felsplattform, von der aus sich ein langer D ü nenstrand erstreckte, in dem in Abst ä nden Schilder warnten: » Vorsicht - Gef ä hrliche Str ö mungen. « Davor leuchtete der Ozean t ü rkis, gro ß e Wellen tosten w ü tend an den langen Strand.
    Trotz allergr ü ndlichster Suche fand ich die Steinpyramide nicht, und au ß er einem Mann und einer Frau viel weiter unten am Strand, die mit einem springlebendigen Hund spazieren gingen, war zu dieser Stunde niemand da, den ich h ä tte fragen k ö nnen. Aber das spielte keine Rolle. Wer immer das Denkmal errichtet hatte, musste es lange nach den Ereignissen getan und die Stelle eh nur erraten haben. Also genoss ich Sonne und frische Meeresbrise und fand zu meiner gro ß en Ü berraschung die Vorstellung, hier ausgesetzt zu werden, nicht g ä nzlich ohne Reiz. Es war ein wundersch ö nes Fleckchen Erde. Das Meer bot reichlich Nahrung, und auf den H ü geln gab es Baumaterial in H ü lle und F ü lle. Pelsaert stattete Looes und Pelgrom - wiederum aus mysteri ö sen Gr ü nden - im Ü brigen ziemlich gro ß z ü gig aus. Sie bekamen ein kleines Boot, etwas Essen und Wasser, ein paar Werkzeuge und ein bisschen Flitterkram, um mit den Eingeborenen handeln zu k ö nnen, falls sie welche trafen. Gewiss jedenfalls gab es tausendmal schlimmere Orte auf Erden, an denen man den Rest seiner Tage verbringen konnte - nicht zuletzt ein stinkendes, Malaria verseuchtes Verlie ß in Batavia, was ihre Alternative gewesen
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