Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus
Autoren: Bill - Bryson
Vom Netzwerk:
stellte sich neben mich, starrte ein paar Sekunden ins Wasser, wedelte ein paar Fliegen weg, sah dann ihren Gatten an und sagte mit einer Stimme, die das H ä mmern in einem Stahlwerk ü bert ö nt h ä tte: » Soll das hei ß en, dass ich deswegen einen ganzen Kontinent durchquert habe? «
    Ich war in meiner wohlwollenden Stimmung, deshalb drehte ich mich mit einem verst ä ndnisvollen L ä cheln zu ihr um und bem ü hte mich, sie mit all der H ö flichkeit und dem Takt, die ich aufbringen konnte, f ü r das Wunder, das hier zu ihren F üß en lag, empf ä nglich zu machen. Ich lobte sie, wie scharfsinnig sie erkannt hatte, dass Stromatolithen kein besonders toller Anblick sind, und erkl ä rte ihr dann, dass die Welt nur wegen deren unerm ü dlichen, winzig kleinen chemischen Zuckungen, die sich ü ber einen Zeitraum von unvorstellbarer Dauer hinzogen, zu dem gr ü nen, h ü bschen Ort geworden ist, der sie ist. Ich wies die Dame auch darauf hin, dass man nur an zwei anderen Stellen auf Erden solche lebenden Stromatolithen gefunden hat, noch eine in Australien und die andere vor einem abgelegenen Korallenriff in den Bahamas, dass aber beide viel kleiner und praktisch unzug ä nglich sind, somit die Shark Bay der einzige Ort ist, an dem Besucher diese unvergleichlichen Gesch ö pfe in ihrer ganzen untersch ä tzten Herrlichkeit relativ leicht betrachten k ö nnen. Es lohne sich also tats ä chlich, schloss ich, nicht ohne ihr mein w ä rmstes, schmeichlerischstes L ä cheln zu schenken, daf ü r einen Kontinent zu durchqueren.
    Sie h ö rte mir, ich kann nur sagen, ü berrascht und ergeben zu und wandte nicht einmal den Blick von meinem Gesicht. Dann legte sie mir die Hand auf den Unterarm und sagte: » Wissen Sie, dass Sie einen schrecklichen Sonnenbrand haben? «
    Ich machte an dem benachbarten Muschelstrand einen Spaziergang, bis die Fliegen mich endg ü ltig verscheuchten, und wanderte dann zur ü ck zu der Telegrafenstation. Weil das Museum dunkel und geschlossen war, ging ich ins Cafe. Wahrscheinlich hatten die alten Herrschaften hier auch P ä uschen gemacht, denn die Kellnerin deckte eifrig Tassen und Teller ab. Ich fragte mich, wie sie es schaffte, hier, einhundertundvierzig Meilen vom n ä chsten Supermarkt entfernt, ganze Busladungen von
    Leuten zu verk ö stigen.
    » Ja, bitte? « , sagte sie fr ö hlich, als sie vorbeikam.
    » Wissen Sie, ob man in das Museum kann? «
    » Nat ü rlich. Ich hole Ihnen Mike, der f ü hrt Sie rum. «
    Mike war Mike Cantrall, ein gleichfalls fr ö hlicher Bursche mittleren Alters mit flottem Ohrring und erfrischender Lockerheit, der aus der K ü che auftauchte und sich die H ä nde an einem Geschirrtuch abtrocknete. Froh, sich seinen Abwaschpflichten entziehen zu k ö nnen, begleitete er mich zu dem kleinen Haus und schloss mit einiger M ü he die T ü r auf. Da es bestimmt seit Monaten nicht ge ö ffnet worden war (das Interesse der Besucher hielt sich in Grenzen, erz ä hlte Mike), war es stickig, doch bezaubernd. Ein Raum geh ö rte den Stromatolithen. In einem Aquarium blubberte einer leise vor sich hin, offenbar der einzige auf der Welt, der in Gefangenschaft lebte. Auf einem alten Fernseher zeigte Mike mir ein vier Minuten langes Video, das einen exakten Ü berblick dar ü ber gab, was Stromatolithen waren und wie sie sich bildeten. Dann nahm er ein ziegelsteingro ß es Fragment von einem und gab es mir. Es war ü berraschend schwer.
    Im restlichen Teil des Museums ging es um die Zeiten, als Hamelin Pool noch ein Au ß enposten der Telekommunikation war - zuerst f ü r Telegramme, dann f ü r Telefongespr ä che. Es war wider Erwarten interessant, nicht zuletzt deshalb, weil an einer Wand eine riesige Fotografie eines Fernmeldetechnikers namens Adgee Cross hing, der nackt, wie Gott ihn schuf, oben auf einer Leiter stand und eine Telegrafenleitung reparierte und dabei aussah, als sei das selbstverst ä ndlich die absolut korrekte Arbeitskleidung f ü r Fernmeldereparaturen im Outback. Mike erz ä hlte mir, er sei nackt, weil er kurz vorher mit der Leiter durch den Murchison River geschwommen sei und sich die Kleider nicht habe nass machen wollen. Wozu ich schwieg, aber da nasse Klamotten in der W ü ste binnen Minuten wieder trocken sind, w ä hrend feste Schuhe - das Einzige, was er anbehalten hatte - stundenlang nass bleiben, hegte ich den Verdacht, dass Adgee Cross im Adamskost ü m arbeitete, weil es ihm gefiel. Und warum auch nicht?
    Ich erfuhr auch die sch ö ne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher