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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Autoren: Greg Palast
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Aserbaidschans
    Kurz nachdem sie Las Vegas verließ, erhielt Badpenny eine E-Mail mit dem Betreff »Ihre Palast-Spende«, die seltsamerweise von einem Schiff im Kaspischen Meer kam, in der Nähe der BP-Bohrinsel Central Azeri, also vor der Küste Aserbaidschans in Zentralasien. Darin stand:

    Wir antworteten »Verstanden« und warteten.
    Als das Bohrloch der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko in die Luft flog, gab sich BP schockiert. Nur sechs Monate vor der Explosion hatte ein BP-Vizepräsident vor dem US-Kongress ausgesagt, sein Unternehmen habe 50 Jahre lang ohne größere Panne im Meer gebohrt. Als das große Bohrloch im Golf tatsächlich hochging, erklärte der Konzern, so etwas sei noch nie zuvor passiert. Jedenfalls war so etwas nie an die Öffentlichkeit gelangt.
    Wochen, nachdem wir die erste Nachricht von dem Schiff im Kaspischen Meer erhalten hatten, orteten wir unseren verängstigten Informanten in einer zentralasiatischen Hafenstadt. Die Behauptung des BP-Vertreters vor dem Kongress, erklärte er, sei blanker Unsinn gewesen. Er selbst habe ein Gasunglück auf einer Tiefseebohrinsel erlebt. Er schien sehr nervös zu sein. Und das aus gutem Grund.

    Ich wusste nicht, wo zum Teufel ich das Geld hernehmen sollte, um nach Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, zu fliegen, doch Badpenny buchte den Flug ungefragt. »Du fliegst ja sowieso.«
    Rolling Hills, New York
    Kalter Kaffee im Schneesturm, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Der ursprüngliche Plan war deutlich geradliniger gewesen. Ich hatte den verrückten Hund John McEnroe eingespannt (ernsthaft), um auf das Anwesen des Geiers zu gelangen.
    Satellitenfotos zeigen, dass nicht einmal 100 Meter vom Haupttor entfernt ein Tennisplatz liegt. Um Kameras auf das Gelände zu bringen, wollten wir in weißer Tenniskleidung anrücken, mit einer freundlich lächelnden Mannschaft der neuen Reality-Show Sie können also Tennis spielen? In der Hauptrolle: John McEnroe. Wollte der Geier gern mit dem Champion den Schläger schwingen?
    Doch der Plan ging nicht auf. Tennis im Schneegestöber? Vergiss es.
    Jetzt ruft London auf Ricardos Handy an. BBC Television Centre.
    Es gibt Ärger. Ein Lakai im Dienste des Dr. Eric Hermann alias der Geier hat offenbar ein Auto vor seiner Einfahrt entdeckt und Dr. Hermanns PR-Firma in England angerufen, wo es bereits später Vormittag ist. »Ist Palast auf ›Geierjagd‹?«, wollte der Wortverdreher des Geiers von der BBC wissen. »Da haben Sie verdammt recht«, habe er dem PR-Mann des Doktors geantwortet, sagt Jones, mein Redakteur.
    »Scheiß nochmal, in einem roten Auto?!« Sehen wir ihm seine Ausdrucksweise nach, er ist Waliser.
     
    Kalt ist es, und dann noch dieser schreckliche Gedanke: Er ist uns entwischt. Auf einem Gelände, das größer ist als der Vatikan – 20 000 Quadratmeter, neun Bäder (wir haben in der Steuererklärung nachgeschaut). Schlimmer noch: Auf dem Luftbild ist auf der nicht einsehbaren Seite, die zur Hintertür des Büroturms führt, Wald zu sehen. Und dem Profil zufolge läuft Dr. Hermann ernsthaft Marathon. Der Typ könnte mit Leichtigkeit quer durch seinen Privatwald zu seinem Büro
traben und sich über den Idioten im roten Auto kranklachen. Oder er könnte wie ein Zauberer aus Harry Potter einfach dort apparieren .
    Badpenny und Jacquie haben am Handy geschworen, dass sie niemanden in das Gebäude hatten hineingehen sehen, aber das könnte auch an ihrem unentschuldbaren Wir-wollen-ein-anständiges-Klo-Boxenstopp liegen.
    Ich fahre mit meinem Roten Schrecken zu schnell durch die vereisten Gassen hinter Hermanns Büro.
    Den Grundriss haben wir schon, dank Badpenny, die ihn in der Woche zuvor ausgekundschaftet hatte. Sie lieferte eine »Postsendung« im Büro ab, die sie absichtlich falsch adressiert hatte. Während sie das verwirrte Dummchen spielte, machte sie sich innerlich einen Plan vom Gebäude. Nun, da wir dicht zusammengedrängt gegen den Schneesturm dastehen, erklärt sie Ricardo, wenn wir mit einem dummen Vorwand an dem leicht ablenkbaren Sicherheitsmann vorbeikämen, könnten wir direkt in die Büroetage von FH International fahren, der Firma des Geiers.
    Drinnen – der Posten des Sicherheitsmannes war seltsamerweise unbesetzt –, ging Ricardo schnurstracks zum Aufzug, zog seine ultrakleine Digicam aus der Sporttasche und stellte das Mikrophon an. Eine gut gekleidete Frau, die mit uns nach oben fuhr, fragte: »Soll wohl eine Überraschung werden?«
    Richtig, aber die Überraschung
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