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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Autoren: Greg Palast
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ohne Grund.
    Seattle, Washington
    Unserem flottierenden Insider-Informanten war sogar da draußen auf dem Kaspischen Meer bewusst, dass er seine Tarnung auf keinen Fall aufgeben durfte. Er wusste, was in der Branche jeder weiß: Wer BP verpfeift, dem blüht Ungemach.
    Chuck Hamel kann ein Lied davon singen. Der Ölmann Hamel hatte sich einst in Alaska mit BP und Exxon zusammengetan. Im Jahr 1986 stellte er fest, dass der Valdez-Terminal das reinste Chaos und ein Tankerunfall vorprogrammiert war. Er war so erschüttert, dass er die erste Concorde nach London nahm, wo er dem BP-Chef höchstpersönlich mitteilte, dass sie die Katastrophe geradezu heraufbeschworen.
    BP setzte daraufhin ein Team ehemaliger CIA-Agenten auf ihn an.
Sie zapften sein Telefon an. Sie brachen in sein Haus ein. Sie stellten ihm Fallen und lockten ihn mit Frauen, die sich die meisten anderen Männer nicht hätten entgehen lassen, doch Hamel war seiner Frau schon unnatürlich treu. Als Hamel einen Termin mit einem Kongressabgeordneten in Washington vereinbarte, wollte der Alaska-Chef von BP mit allen Mitteln herausfinden, was Hamel dem Abgeordneten stecken wollte. Die finsteren Gesellen von BP schickten daraufhin einen ferngesteuerten und mit Mikrophonen bestückten Spielzeug-LKW durch die Abluftrohre des Hotels, um Hamel zu belauschen. Pech für die BP-Leute, denn auch die U.S. Navy Seals, eine Spezialeinheit der US-Armee, hatte einen geheimen Lauschposten im Hotel eingerichtet. Die Spionage-Leute der Navy rasteten beim Anblick des BP-Mikros fast aus, denn sie fürchteten, die Russen seien ihnen auf der Spur. Sie verfolgten das Signal in das entsprechende Hotelzimmer zurück, traten die Tür ein und verhafteten die BP-Spione.
    BP musste Hamel einen Scheck ausstellen. Doch die Ölbranche hatte Geduld und schnappte ihn sich am Ende doch. Als sich Hamel mit Exxon zusammentat, war er ein wohlhabender Ölbaron. Heute ist er weder reich noch besitzt er Öl. Ich habe kürzlich in Seattle mit ihm gesprochen, wo er lebt, seit Exxon ihn in den Bankrott trieb.
    Hamel ging es nicht gut. Er war krank und zu kurzatmig, um ein Gespräch durchzuhalten. Aber ich brauchte seine Hilfe.
    Ich hatte mich durch die 600 Seiten des Ölpest-Notfallplans gekämpft, den BP für die Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko ausgearbeitet hatte. Das hätte ich mir auch sparen können, denn der Plan war so gut wie identisch mit dem für Alaska. Ölsperren aus Gummi, Skimmer, Notfallteams (und das Reinigen von Robben). Das waren die Ölsperren und Abschöpfer, die ich rund um die brennende, sinkende Ölinsel im Golf von Mexiko vermisst hatte, als ich in Las Vegas die Aufnahmen im Fernseher über der Bar gesehen hatte. Ich kann nicht behaupten, dass ich schockiert war.
    Die Ausrüstung war in Alaska nicht einsatzbereit und am Golf von Mexiko auch nicht. Dasselbe Unternehmen, derselbe Plan, derselbe Mist. Ich stellte mir nur die Frage: Kommen sie diesmal wieder damit durch? Hamels Frau hatte genug erlebt und wollte nicht, dass er sich
aus der Deckung wagte. Aber ich vermutete, dass Hamel jemanden kannte, der jemanden kannte.
    Egal, wen er mir nennen mochte – dieser würde vielleicht ebenfalls nicht reden. Nach allem, was BP mit Hamel und Dutzenden anderer angestellt hatte, würde sich kaum ein Insider aus der Ölbranche oder aus Behörden aus der Deckung wagen und auch nur vertraulich mit mir sprechen. Hamel gab mir die Telefonnummer eines gewissen Inspektor Dan Lawn. Die BP-Spione hatten auch sein Telefon angezapft. Aber der Inspektor, scheint es, nutzte jede Gelegenheit, es seinem verborgenen Publikum, den Primitivlingen aus dem Ölgeschäft, zu zeigen.
    Kasachstan
    Wenn ich als Detektiv einen Scheidungsfall bearbeiten würde, dann würde ich erst einmal nach dem Partner suchen, der den Laufpass erhalten hat. Nichts anderes tat ich, als ich den multikontinentalen Ölgiganten BP ins Visier nahm.
    Jack Grynberg hatte von BP definitiv den Laufpass bekommen, denn John Browne hatte ihn einfach am Altar des Kaspischen Meeres sitzen lassen. Browne, der bald darauf zum Ritter geschlagen wurde – Lord Baron Browne of Madingley –, war CEO bei British Petroleum, bis er 2007 einen Meineid schwor. Im Jahr 1991 holte sich Grynberg Energy BP als Partner, nachdem Grynbergs Firma die exklusiven Bohrrechte für die kasachische Seite des Kaspischen Meeres erworben hatte. Kasachstan ist das größte Land der zentralasiatischen Steppe, ausgespuckt von Mutter Russland im Jahr 1991, weil sie ihre
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