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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Autoren: Greg Palast
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sollte ganz auf unserer Seite sein.
    Wir irrten durch den vierten Stock, Badpennys Kartenskizze in der Hand, und suchten nach den FH-Büros. Dreimal gingen wir sämtliche Gänge ab, wurden jedoch nicht fündig. Dann fiel mir im Flur ein großer weißer Fleck an der Wand auf: Man hatte das Firmenschild mit dem Namen FH International abgehängt, die Nummern der Büros entfernt, die Türen verschlossen.
    Die Firma hatte sich in Luft aufgelöst, innerhalb weniger Stunden . Eine viele Milliarden Dollar schwere internationale Hedgefonds-Gruppe  – pffft!
    Ich lehnte mich gegen die Tür, erschöpft, völlig am Ende.
    Dann hörte ich Stimmen. Hinter der Tür. Der Geier hatte seine Angestellten eingesperrt.

    Das war echter Klamauk, das war absolut grotesk: Multimillionäre versteckten sich im Dunkeln unter ihren Schreibtischen, weil sie sich vor einem Kerl im roten Honda fürchteten. Ich fühlte mich geehrt.
    Das Firmenschild abmontieren, sich verstecken – und das alles nur, um diese eine Frage nicht beantworten zu müssen:
    Wer oder was ist Hamsah?
    Liberia, Westafrika
    Noch während die Angestellten des Geiers so taten, als wären sie unsichtbar, und der Sicherheitsdienst uns in den Fahrstuhl scheuchte, war uns klar, dass wir auf diese Frage nur eine Antwort erhalten würden, wenn wir uns impfen ließen und uns schnell ein Visum für Liberia besorgten. Dass man bei der BBC über die Flugkosten nicht glücklich war, konnte ich nachvollziehen – aber ich musste mit der Präsidentin persönlich sprechen.
    Sechsunddreißig Stunden nach unserem Überwachungseinsatz im Schnee schwitzten wir am Zoll von Accra in Westafrika.
    »WILLKOMMEN IN GHANA. WIR DULDEN KEINE SEXUELLEN PERVER-SIONEN.«
    Kein schlechter Leitspruch für ein Land, besser jedenfalls als In God We Trust .
    Als ich das letzte Mal versucht hatte, nach Liberia zu kommen, 1996 im Bürgerkrieg, war alles anders gewesen. Damals war der Flughafen der Hauptstadt von Bombenkratern übersät gewesen. Den einzigen Flug ins Land wagten einmal in der Woche zwei Russen, die in einer alten Tupolew-Propellermaschine Schmugglerware transportierten. Für zwei Flaschen Wodka, erklärten sie mir, könne ich mitfliegen. Als ich fragte, ob ich ihnen den Wodka auch erst nach der Landung geben könne, hieß es nur: Njet.
    Diesmal fliege ich mit Ethiopian Airlines und habe den Wodka für den Eigengebrauch dabei, obwohl ich mir geschworen habe, den Scheiß zu lassen.
    Wer nicht weiß, wie die Hauptstadt Liberias heißt, sollte cool bleiben;
das ist kein Test. Die meisten US-Amerikaner lernen die Hauptstädte anderer Länder erst, wenn die 82. Luftlandedivision dort eintrifft. Kabul. Mogadischu. Saigon.
    In diesem Fall lautet die Antwort Monrovia. Die Hauptstadt Liberias ist nach dem US-Präsidenten James Monroe benannt, der 1847 ehemaligen amerikanischen Sklaven half, die älteste Demokratie Afrikas aus der Wiege zu heben. Als 1980 ein gewisser Korporal Sam Doe vor laufenden Fernsehkameras sämtliche Kabinettsmitglieder des gewählten Präsidenten zu einem nahe gelegenen Strand führte, an einen Pfosten band und erschoss, war das auch der Tod der Demokratie. Ronald Reagan war begeistert und half dem Mörder und Diktator Sam Doe, Liberia in eine Todeszone des Kalten Krieges zu verwandeln. Jeder zehnte Liberianer fand den Tod.
    Als ich in Liberia ankam, hatte ich nicht den kleinsten Hinweis. Ganz anders Ricardo. Er hatte gerade erst etwas Arabisch gelernt, auf die harte Tour, als unfreiwilliger Gast fieser Typen im irakischen Basra. Er sagte: »Hamsah heißt auf Arabisch ›fünf‹.«
    Aha.
    Bezeichnenderweise sieht ein Hamsah so aus:

    Das Symbol ist libanesisch. Natürlich.
    Motown
    Mit 15 war Rick Rowly dem Untergang geweiht. Geboren wurde er am Ende der Welt, in Michigan, in einer Wüste aus Rost und Schnee, die so schrecklich ist, dass wir sie den Arbeitern der Automobilindustrie überlassen haben. Als Kind legte Rick gern das Ohr auf die Eisenbahnschienen und wartete auf die Vibration eines Zuges, der in die große weite Welt hinausfuhr. An dem Tag, als er aufstand und dem Summen folgte, war er 15. Er wanderte über 300 Kilometer nach Detroit; unterwegs ernährte er sich von Erdnussbutter und Toastbrot. Rick lief nicht etwa vor etwas davon. Seine Eltern waren in Ordnung. Er lief wohin – weiß der Teufel, wohin genau.
    Rick kehrte nie wieder ans Ende der Welt zurück.
    Er lauschte. Er beobachtete. Und er merkte, dass die Geschichten anderer Menschen viel wichtiger waren als
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