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Frühling, Freunde, freche Fohlen

Frühling, Freunde, freche Fohlen

Titel: Frühling, Freunde, freche Fohlen
Autoren: Tina Caspari
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ruhig, aber nach kaum zwei Schritten stieg er und versuchte sich loszureißen. Der Indianer hatte das kommen sehen; wie ein Pfeil schnellte er vor und griff den Führstrick, ehe der Hengst die Flucht ergreifen konnte.
    „Ein phantastisches Pferd!“ schwärmte Bille. „Schön wie ein Denkmal.“
    „Stimmt“, brummte Ignaz der Schreckliche. „Aber es ist unverantwortlich, einem Kind ein solches Pferd in die Hand zu geben. Er hat Angst vor ihm, und das merkt der Hengst natürlich. Ich nehme an, die Eltern haben keine Ahnung von Pferden — das Teuerste ist gerade gut genug für das Söhnchen, aber ob das Söhnchen gut genug für das Pferd ist, danach wird nicht gefragt!“
    „Wahrscheinlich ist er bisher nur auf das fertig gesattelte Pferd gestiegen — ausgebunden oder mit Pelham , um ihn unter Kontrolle zu kriegen“, spottete Peter.
    „Nun, dann wird er hier viel zu lernen haben.“
    Ignaz der Schreckliche stapfte in Richtung Reithalle davon, die anderen folgten ihm in einigem Abstand. Nicht der verwöhnte Junge, der ungewöhnlich schöne Hengst zog die Gesellschaft magisch an.
    In der Reithalle fanden sie nur Johnny, den Indianer, der den Hengst frei laufen ließ und vergnügt beobachtete, wie das schöne Tier in wildem Galopp durch die Bahn rannte, buckelte, keilte, sich wälzte, um sich dann genießerisch zu schütteln und hocherhobenen Hauptes mit stolz aufgestelltem Schweif ein paar Runden zu traben, als gälte es, eine Schönheitskonkurrenz zu gewinnen.
    „Wo ist der Junge?“ rief Ignaz der Schreckliche in die Bahn.
    „Keine Ahnung. Er murmelte was von seinem Vater. Kriegte es wohl mit der Angst zu tun, als ich den Burschen hier losließ.“
    Der Indianer rief den Hengst, ruhig, aber bestimmt, und wie schon so oft hatte Bille den Eindruck, daß es eine besondere Sprache war, mit der Johnny sich mit den Pferden unterhielt. Der Hengst jedenfalls sah ihn aufmerksam an, kam zu ihm, blieb einen Augenblick vor ihm stehen und machte dann kehrt, um noch einmal eine Runde zu galoppieren, wie ein Kind, das sich einen letzten Aufschub vorm Zubettgehen erbittet. Wieder sprach Johnny mit ihm, und der Hengst kam gutwillig auf ihn zugetrabt und stellte sich vor dem Indianer auf. Johnny griff nicht sofort nach dem Halfter, er sprach noch ein paar Sätze mit ihm. Dann drehte er sich um und schritt auf die Tür zu. Der Hengst folgte ihm. Erst als Tom ihm die Tür öffnete, griff der Indianer das Halfter und führte den Hengst hinaus, allerdings so locker, als ginge er freiwillig neben ihm her. Wie zwei Freunde, die untergehakt einen Spaziergang machen.
    „Er behandelt ihn genau richtig“, brummte Ignaz der Schreckliche. „Da könnt ihr was lernen. Im Umgang mit einem Hengst muß man frei von Furcht sein und einen starken Willen haben. Man darf sich von ihm einerseits nichts gefallen lassen und muß sich durchsetzen können, andrerseits aber darf man ihn nicht erniedrigen und demütigen. Hengste sind sehr sensibel und stolz.“
    „Ein wunderschönes Tier!“ sagte Bettina. „Er könnte ein großer Bruder von Natascha sein, der Farbe nach. Dieses tief kupferrote Fell, dazu die schwarze Mähne, ein Pferd zum Verlieben! Wie heißt er eigentlich?“ fragte sie Tom.
    „Dukat, hat mir der Junge gesagt. Oh, da kommt er ja! Das muß wohl sein Vater sein. Lassen wir Herrn Albert lieber mit ihm allein. Was der ihm zu erzählen hat, ist sicher nicht sehr schmeichelhaft für ihn“, meinte Tom.
    „Meinst du, er sagt ihm ins Gesicht, was er von der Sache hält?“ fragte Bille kichernd. „Zuzutrauen ist es ihm. Ignaz der Schreckliche nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn ihm etwas gegen den Strich geht.“
    „Eben. Und Angeber mit viel Geld gehen ihm allemal gegen den Strich.“
    Die Freunde verdrückten sich in Richtung Stall und ließen den Lehrer mit Vater und Sohn allein. Nach einer Viertelstunde erschien Ignaz der Schreckliche vor der Box des Hengstes, um die sich inzwischen alle versammelt hatten. Johnny war gerade dabei, ihn trockenzureiben. Hinter dem Lehrer schlich der Besitzer des Hengstes, jetzt wesentlich kleinlauter, als er am Anfang gewirkt hatte.
    „Freunde, ich möchte euch mit eurem neuen Schulkameraden Carl-Anton Wießmann bekannt machen. Er wird bis auf weiteres eins von den Schulpferden reiten. Das heißt so lange, bis er Dukat gewachsen ist. Bille?“
    „Ja, Herr Albert?“
    „Was hattest du in der letzten Lateinschulaufgabe?“
    „Eine Zwei, Herr Albert.“
    „Und Mathe?“
    „Zwei
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