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Frühling, Freunde, freche Fohlen

Frühling, Freunde, freche Fohlen

Titel: Frühling, Freunde, freche Fohlen
Autoren: Tina Caspari
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minus.“
    „Gut. Du kriegst Dukat in den Beritt. Bei dem ersten Vierer, den du schreibst, wird Johnny den Beritt übernehmen. Glaubst du, du kannst das schaffen?“
    „Ich glaube schon, Herr Albert“, sagte Bille und wurde ein bißchen rot vor Stolz, daß der Lehrer sie so vor allen anderen ausgezeichnet hatte.
    Johnny zwinkerte ihr zu. Und Bille wußte, er würde sie nicht im Stich lassen, wenn sie Probleme hatte, sich bei Dukat durchzusetzen — oder wenn ihr die Arbeit mit drei bis vier Pferden täglich über den Kopf wuchs. Denn da waren ja noch Black Arrow, San Pietro und meistens ein oder zwei der anderen, die sie bewegen mußte.
    Nun — fünf Monate noch, dann hatte Tom sein Abitur in der Tasche. Ein paar Monate lang wollte er sich dann nur dem Reiten widmen, und sie würde entlastet sein. Bis dahin mußte sie es schaffen — irgendwie.

Edmund der Weise nimmt Abschied

    Für Bille begann der Tag nun eine Stunde früher. Es war ihr eigener Entschluß gewesen, die Stunde vor dem Beginn des Schulunterrichts für den Hengst Dukat zu reservieren, denn zu keiner anderen Zeit war sie in der Halle so ungestört. Johnny war mit der Morgenfütterung fertig und konnte ihr bei der Arbeit Zusehen und sie beraten. Hatte sie genug getan, übernahm er den Hengst zum Trockenreiten, und für Bille stand ein Becher heißen Tees auf seinem Ofen bereit, mit dem sie sich vor dem Unterricht stärken konnte. Ein sehr starker Tee mit Honig und viel frischer Sahne darin, Johnnys Spezialtrunk. Dann nahm Bille Tee und die mitgebrachten Butterbrote, hockte sich auf die Galerie und unterhielt sich noch ein wenig mit dem Indianer, der den Hengst in gemächlichem Schritt auf dem Hufschlag gehen ließ.
    War sie einmal wirklich zu müde, um früh aufzustehen, dann übernahm Johnny die Arbeit mit dem Hengst, aber das kam nicht oft vor. Lieber verzichtete sie abends auf ein Fernsehspiel oder den spannenden Schmöker vor dem Einschlafen und löschte das Licht schon um zehn Uhr. Da Simon jetzt wegen des bevorstehenden Abiturs unter Hochdruck stand und sie ihn nur am Nachmittag ein, zwei Stunden beim Reiten sah, kam ihr diese neue Tageseinteilung ganz gelegen.
    An manchen Tagen war der Reitlehrer Toellmann mit einem seiner Pferde so früh in der Halle und gab ihr nebenher Unterricht. Und hin und wieder schaute auch Ignaz der Schreckliche zu ihr herein und begutachtete ihre Arbeit. Niemand, nicht einmal Herr Toellmann, konnte so treffsicher urteilen wie Ignaz Albert, und seine Ratschläge zu befolgen hieß, ein gutes Stück vorwärtszukommen.
    „Weißt du eigentlich, warum ich dir den Hengst gegeben habe?“ fragte er eines Tages, als sie von der Halle zum Schloß hinübergingen, wo in wenigen Minuten der Schulunterricht begann.
    „Ehrlich gesagt, nein. Ich war nur sehr stolz darauf.“
    „Du bist eine sehr gute Reiterin, das weißt du selbst“, antwortete Ignaz der Schreckliche.

    „Aber du hast dich bisher ausschließlich auf den Springsport konzentriert. Dukat wird für die Dressur ausgebildet, und ich finde, es ist eine gute Gelegenheit für dich, dich auch auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln.“
    „Also deshalb?“ sagte Bille überrascht. Darüber hatte sie, wie sie zugeben mußte, noch gar nicht nachgedacht.
    Ignaz der Schreckliche blieb stehen und sah sie an.
    „Weißt du, als Lehrer... oder sagen wir, als Lehrer in dieser besonderen Situation: Reiterinternat, Arbeit mit Schülern, die als Reiter einmal etwas werden wollen, macht man sich so seine Gedanken über seine Schützlinge. Einige werden es schaffen, die anderen werden begeisterte Privatreiter bleiben. Bei dir scheint mir der Weg vorgezeichnet...“
    „Ja?“ Bille sah den Lehrer neugierig an. „Natürlich weiß ich, daß ich Turniere reiten werde. Und daß ich mit Simon zusammenbleiben möchte. Aber was später einmal aus mir wird, da bin ich mir überhaupt nicht sicher. Tiermedizin... oder Pferdezucht...“
    „Ich denke, du hast das Zeug dazu, andere auszubilden. Pferde oder Reitschüler. Sicher, in den ersten Jahren nach dem Abitur wirst du viel auf Turniere gehen, solange du durch Tiedjen die Möglichkeit hast. Aber eines Tages wirst du irgendwo deinen Platz finden, wo du Pferde und Reiter ausbilden kannst. Vielleicht sogar hier, wer weiß. Mit Simon Henrich, ohne ihn... vielleicht findet ihr Freunde sogar eine Möglichkeit, hier einmal alle zusammenzuarbeiten. Das Gestüt, den Reitschulbetrieb auszubauen... nun, man wird sehen. Du jedenfalls sieh zu, daß du
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