Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frühling, Freunde, freche Fohlen

Frühling, Freunde, freche Fohlen

Titel: Frühling, Freunde, freche Fohlen
Autoren: Tina Caspari
Vom Netzwerk:
Das fängt ja gut an!

    „Ich komme mir vor wie ein Nachtwächter am Tage!“
    „Bitte?“ Achmed, der türkische Stallhelfer, sah Bille verständnislos an.
    Bille mußte lachen. „Natürlich, das kannst du nicht wissen, ein Nachtwächter, das ist ein Mann, der in der Nacht herumgeht und schaut, ob alles in Ordnung ist. Er hält Wache. Und ich komme mir vor wie ein Nachtwächter, weil ich heute mit dir allein auf dem Hof bin und aufpassen muß und weil der Himmel am hellen Mittag so schwarz ist, daß man meinen könnte, es wäre Nacht.“
    „Das gibt böses Wetter“, sagte Achmed besorgt. „Viel Schnee.“
    „Ja, endlich Schnee ! Es wird auch Zeit, schließlich haben wir Januar. Ich hatte mich so auf ein paar schöne Ausritte im Schnee gefreut. In drei Tagen sind die Ferien vorbei, und wir haben gar nichts vom Winter gehabt“, seufzte Bille.
    Achmed teilte ihre Begeisterung für einen schneereichen Winter offensichtlich nicht, aber er schwieg höflich. In diesem Augenblick fegte eine Sturmbö heran, daß sie fast durch die offene Tür in die Stallgasse geweht wurden. Die Abfalltonne fiel krachend um und rollte über den Vorplatz, eine Wolke aus Strohhalmen und trockenen Blättern wirbelte bis zum Dach hinauf.
    „Mach die Tür zu, und dann laß uns die Fenster schließen“, mahnte Bille. „Bis auf das eine hinten auf der windgeschützten Seite. Das zieht ja sonst wie Hechtsuppe!“
    „Bitte?“
    Bille stutzte. Sie sah Achmeds fragendes Gesicht, lernbegierig und verzweifelt darüber, daß die deutsche Sprache immer neue Geheimnisse für ihn bereithielt.
    „O weh, jetzt frag mich bitte nicht, warum Hechtsuppe zieht“, sagte Bille lachend. „Das ist einfach so eine Redensart. Eine ziemlich blöde.“ Hinter ihr flog krachend die Tür zur Sattelkammer zu. „Komm, wir müssen uns beeilen, sonst weht es uns noch die Pferde aus den Boxen!“
    Bald waren alle Fenster geschlossen. Der Sturm heulte um das Gebäude, als wolle er sich wütend Einlaß verschaffen, aber drinnen herrschte friedliche Stille. Die Schulpferde genossen ihre Mittagsruhe und dösten vor sich hin. Bille ging noch einmal die Reihe der Boxen ab und warf einen prüfenden Blick auf ihre vierbeinigen Freunde, ehe sie wieder zum Reit- und Zuchtstall Hans Tiedjens, ihres väterlichen Freundes und Lehrers, zurückkehrte, wo sie heute allein Dienst tat.
    Die Schwellung an Darlings Bein war zurückgegangen. Bis die Schüler des Reiterinternats Groß-Willmsdorf aus den Ferien zurückkamen, würde die hübsche Rappstute wieder völlig in Ordnung sein. Natascha, die bildschöne Braune mit der breiten Blesse und der blauschwarz schimmernden Mähne, kam sofort zu Bille herüber und wollte schmusen. Der Schwarzschimmel Bobby hatte sich im Stroh ausgestreckt und seufzte zufrieden, und der rassige braune Janosch leckte verträumt an seinem Salzstein, als wäre er tief in Gedanken versunken. Rumpelstilzchen und Lucky, die beiden Isländer, teilten sich eine geräumige Box und schliefen eng aneinandergelehnt. Reggi — eigentlich hieß sie Regula — , eine Trakehner Hellfuchsstute, hatte in den Ferien zugenommen, ihr würden der wiederbeginnende Schulbetrieb und Bewegung guttun.
    Schließlich blieb Bille bei Luzifer stehen, dem nachtschwarzen Riesen mit dem Gemüt eines Lammes.
    „Na, mein Dicker? Hast du endlich dein Diät-Ziel erreicht und deine Traumfigur wiederbekommen? Die kleine Mini wird dich kaum wiedererkennen. Richtig gut siehst du aus! Hoffentlich ist sie vernünftig und verwöhnt dich nicht gleich wieder mit Keksen und Zucker.“
    Die Lehrer des Internats, soweit sie eigene Pferde besaßen, hatten ihre Lieblinge mit in die Ferien genommen, ebenso die Schüler, die schon ein eigenes Pferd hatten. Nur Nicos Sylvester war hiergeblieben, die Reise war einfach zu weit und zu anstrengend für nur drei Wochen. Bille hatte für ihn extra einen Apfel eingesteckt, denn Florian hatte heute keine Zeit gehabt, ihn zu reiten. Ganz unglücklich war Florian gewesen, daß er mit den Eltern und Geschwistern zum fünfundachtzigsten Geburtstag der Großmutter fahren und den ganzen Tag fortbleiben mußte. Das Pferd seiner heißgeliebten Freundin Nico zu versorgen wie sein eigenes war für ihn Ehrensache.
    Sylvesters Box gegenüber befanden sich die Boxen der drei Veteranen aus dem Zirkus, die Johnny, der Indianer, mitgebracht hatte, als er seine Stellung als Pferdepfleger im Schulstall antrat. Bille trat nacheinander zu Happy, Whisky und Maestro und klopfte ihnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher