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Frühling, Freunde, freche Fohlen

Frühling, Freunde, freche Fohlen

Titel: Frühling, Freunde, freche Fohlen
Autoren: Tina Caspari
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zärtlich den Hals.
    „Morgen früh ist er wieder da“, tröstete sie die drei. „Er mußte einmal wieder seine Schwester besuchen, und für den einen Tag konnte er euch schlecht mitnehmen, das versteht ihr doch, nicht wahr?“
    Der Sturm wurde von Minute zu Minute stärker.
    „Ich muß wieder rüber, Achmed“, sagte Bille. „Hier ist ja alles soweit in Ordnung. Wenn was ist, ruf mich drüben an. Johnny kommt heute abend mit dem letzten Zug gegen Mitternacht. Bis dahin mußt du die Stellung hier halten, okay?“
    Achmed nickte halb stolz, halb unsicher. Aber da Bille sich vor dem Schneesturm nicht zu fürchten schien, wollte er sich seine Sorge nicht anmerken lassen.
    Bille kam kaum hinaus, so stark drückte der Wind gegen das Tor. Sie zwängte sich durch den Spalt, und kaum war sie draußen, knallte der Torflügel hart ins Schloß. Dicke Schneeflocken trieben ihr in die Augen, kaum zwei Meter weit konnte sie in dem wirbelnden Weiß sehen, sie tappte wie eine Blinde an den Paddocks entlang. Erst im Park wurde es besser, hier schützten die hohen Eichen und Buchen sie vor den Angriffen des Sturms, und der Tanz der Schneeflocken endete im dichten Gewirr der Zweige über ihr. Die weiten Rasenflächen waren schon unter einem flauschigen Teppich verschwunden, das Herrenhaus des Gutes versteckte sich hinter einer Unzahl weißer Vorhänge.
    Als Bille den alten Groß- Willmsdorfer Pferdestall betrat, glühte ihr Gesicht, und von den blondgelockten Stirnfransen tropfte es, als hätte sie gerade geduscht. Bille schüttelte den Schnee aus ihrem Parka und hängte ihn in der Sattelkammer zum Trocknen auf. Dann holte sie ihr Handtuch aus dem Schrank und trocknete sich Gesicht und Haare.
    Der Sturm tobte unvermindert weiter. Drüben vor der alten Reithalle fielen krachend ein paar Bretter von einem Stapel. Es war fast ein bißchen unheimlich. Hans Tiedjen und sein Sohn Tom waren verreist, der alte Petersen war beim Arzt und Hubert und Verwalter Lohmeier waren nach Neukirchen gefahren, um Frachtgut von der Bahn zu holen. Es kam selten vor, daß Bille für ein paar Stunden ganz allein im Stall war und die volle Verantwortung trug.
    Normalerweise machte ihr das nichts aus. Aber dieser Schneesturm konnte einen nervös machen. Was geschah, wenn die Straßen unpassierbar wurden? Wenn Petersen und Hubert nicht zurückkamen? Wenn der Strom ausfiel? Wenn... nein, sie wollte sich nicht verrückt machen. Schließlich war man mit sechzehn kein kleines Kind mehr. Und mit Pferden hatte Bille schließlich nicht erst seit gestern zu tun!
    Eigentlich hatte sie mit Black Arrow in die Bahn hinübergehen wollen. Jetzt vertröstete sie ihren prächtigen Rappwallach auf später. Es war besser, hier im Stall zu bleiben, solange der Sturm nicht nachließ. Black Arrow langweilte sich ohnehin nicht, solange das Pony Zottel bei ihm in der Box stand. Die beiden vierbeinigen Freunde benagten sich gegenseitig hingebungsvoll die Kruppe und nahmen kaum Notiz von ihr.
    Bille warf einen Blick in die anderen Boxen. Hans Tiedjens Turnierstars Feodora, Nathan und der Nachwuchs Troilus ließen sich durch den Lärm draußen überhaupt nicht stören. Auch die anderen waren ruhig, Troja, Sinfonie und San Pietro, der erst kürzlich in den heimatlichen Stall zurückgekehrt war.
    Bille ging in den Fohlenstall hinüber. Die Einjährigen kamen neugierig heran, um mit ihr zu spielen, keiner schien durch das Heulen und Klappern draußen beunruhigt zu sein, und auch Billes Nervosität schwand.
    Der Stutenstall lag am geschütztesten, hier drang das Lärmen und Toben draußen nur gedämpft herein. Bille trat zu Donau in die Box und kämmte ihr zärtlich mit den Fingern den goldroten Schopf. Donaus Bauch zeigte eine kräftige Rundung. In drei Monaten war es soweit, dann brachte sie ihr nächstes Fohlen zur Welt. Ob es diesmal wieder ein Stutfohlen wurde?
    Aus der Nachbarbox meldete sich Iris. Sie streckte die Lippen gespitzt durch die Gitterstäbe, als wolle sie Bille einen Begrüßungskuß zuwerfen. Bille ging zu ihr hinüber und schmuste ausgiebig mit ihr.
    Santa Monica schlief, und Bille störte sie nicht, sondern wandte sich der Box der Schimmelstute Jacaranda zu. Jacaranda schwitzte stark und lief unruhig hin und her. Bille erschrak. Sollte es schon soweit sein? Der Termin des Abfohlens war doch noch gar nicht gekommen, erst in vier oder fünf Tagen wurde das Fohlen erwartet. Regte die Stute sich vielleicht nur wegen des Sturmes so auf?
    Bille sprach besänftigend auf
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