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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden
Autoren: David Weber
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Prolog
    »Skipper, wir haben ein Problem.«
    »Was gibt’s denn, Chris?« Captain Harold Sukowski, Kapitän des Frachters Bonaventure unter der Flagge der Hauptmann-Linien, blickte rasch auf, als sein Erster Offizier die Meldung in so angespanntem Tonfall vorbrachte, denn in der Silesianischen Konföderation entpuppten sich »Probleme« zuweilen ohne weitere Warnung als tödliche Gefahr. Schon immer war das Raumgebiet der Konföderation gefährlich gewesen; seit etwa einem Jahr jedoch entwickelte sich die Lage merklich zum Schlimmeren. Sukowski spürte, daß ringsum die Brückencrew erstarrte, und gleichzeitig beschleunigte sich sein Puls. Daß die Bonaventure dem Ziel so nahe gekommen war, ohne auf Schwierigkeiten zu stoßen, ließ die plötzliche Krise um so bedrohlicher erscheinen. Erst vor zehn Minuten hatte die Bonaventure ihre Transition in den Normalraum hinter sich gebracht, und die G0-Sonne des Telmach-Systems lag nur zweiundzwanzig Lichtminuten voraus. Diese Entfernung bedingte auch eine Signalverzögerung von zweiundzwanzig Minuten, und die Abteilung der Silesianischen Navy im Telmach-System war ohnehin nicht mehr als ein Witz; im Grunde war die gesamte Navy der Konföderation lachhaft. Selbst wenn Sukowski den Kommandeur des Detachements rechtzeitig hätte kontaktieren können, wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein einziges Schiff in einer Position gewesen, aus der es hätte eingreifen können.
    »Jemand nähert sich uns rasch von achtern, Skip.« Während sie sprach, nahm Commander Hurlman nicht den Blick vom Display. »Sieht ziemlich klein aus – höchstens siebzig oder achtzig Kilotonnen –, hat aber einen Kompensator in Militärausführung. Der Bogey liegt achtzehn Komma drei Lichtsekunden zurück, ist aber jetzt schon zwotausend Kps schneller als wir und zieht gut fünfhundertzehn Ge.«
    Sukowski nickte grimmig. Er verfügte über genügend Erfahrung, um ohne weitere Ausführungen den Ernst der Lage zu begreifen. Sein Kapitänspatent hielt er seit über dreißig T-Jahren, und er war außerdem Commander der Reserve in der Royal Manticoran Navy. Mit sechs Millionen Tonnen und den für Handelsschiffe üblichen Trägheitskompensatoren und Impellern war die Bonaventure für jedes Kriegsschiff ein nahezu unbewegliches Ziel. Ihr maximal erzielbarer Schub betrug gerade 201 g, und die Partikelabschirmung begrenzte ihre Höchstgeschwindigkeit auf 0,7 c. Wenn der Verfolger über militärtaugliche Partikelschirme verfügte, die zu seinem Antriebssystem paßten, dann beschleunigte er nicht nur doppelt so hoch, sondern konnte zudem bis zu achtzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreichen.
    Und deshalb besaß die Bonaventure nicht die geringste Fluchtchance.
    »Wie lange, bis er uns einholt?« fragte Sukowski.
    »Knapp zwoundzwanzigeinhalb Minuten, selbst wenn wir mit Maximalschub beschleunigen«, antwortete Hurlman knapp. »Dann sind wir ungefähr zwölftausendsiebenhundert Kps schnell, aber er hat fast neunzehntausend erreicht. Wer das auch immer ist, abschütteln können wir ihn jedenfalls nicht.«
    Sukowski nickte erschüttert. Er war doppelt so alt wie Christina Hurlman, aber sie gehörte wie er zu den Kielplatteneignern der Bonaventure , den Mitgliedern der Crew, die das Schiff nach der Fertigstellung in Empfang genommen hatten. Sie hatte als Vierter Offizier begonnen, und wenn Sukowski es auch niemals eingestanden hätte, so betrachteten seine Frau und er dennoch Chris als die Tochter, die ihnen niemals vergönnt gewesen war. Tief in seinem Innersten hatte der Kapitän immer gehofft, daß sie und sein Zweitältester eines Tages ein Paar würden. So jung Chris für ihren Rang auch sein mochte, sie verrichtete sehr gute Arbeit, und in der Einschätzung der gegenwärtigen Lage stimmte Sukowski völlig mit ihr überein.
    Natürlich beruhte die Hochrechnung auf einem Abfangkurs mit minimalem Zeitaufwand, den der Bogey kaum einschlagen würde. Vielmehr würde er abbremsen, um seinen Geschwindigkeits-überschuß zu verringern, sobald feststand, daß die Bonaventure ihm nicht mehr entkommen konnte. Auch das Schicksal von Sukowskis Schiff stand bereits fest. Was immer geschah, vermochte das Unausweichliche nur unwesentlich hinauszuzögern.
    Harold Sukowski zermarterte sich verzweifelt das Hirn nach einer Möglichkeit, sein Schiff zu retten – aber es gab keine. Dabei hätte sich Raumpiraterie eigentlich nie und nimmer auszahlen dürfen. Selbst der gewaltigste Frachter war angesichts der
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