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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana
Autoren: Sterbenskalt
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irgendwas, das sich anhörte wie, Gott bewahre, ein
Wasserspiel. »Diesmal hat es nichts mit der Arbeit zu tun«, sagte ich. »Es hat
familiäre Gründe.«
    »Ja, klar.
Könnte das irgendwas damit zu tun haben, dass ich gerade meine vierte
Verabredung mit Dermot habe?«
    »Liv, ich
würde dir liebend gern deine vierte Verabredung mit Dermot vermasseln, aber ich
würde niemals darauf verzichten, Zeit mit Holly zu verbringen. So gut solltest
du mich kennen.«
    Eine
kurze, argwöhnische Pause. »Was ist das für ein Notfall?«
    »Ich weiß
es noch nicht. Jackie hat mich völlig hysterisch angerufen, aus der Wohnung
meiner Eltern. Ich blick noch nicht richtig durch. Aber ich muss so schnell wie
möglich hin.«
    Wieder
eine Pause. Dann sagte Olivia mit einem langen müden Ausatmen: »Also gut. Wir
sind im Coterie. Bring sie vorbei.«
    Das Coterie hat einen
Fernsehkoch als Küchenchef und wird in vielen Wochenendbeilagen angepriesen. Es
sollte dringend mal jemand eine Brandbombe reinwerfen. »Danke, Olivia.
Ehrlich. Ich hol sie heute später wieder ab, wenn ich kann, oder morgen früh.
Ich ruf dich an.«
    »Tu das«,
sagte Olivia. »Natürlich nur, wenn du kannst«, und sie legte auf. Ich warf
meine Zigarette weg und ging hinein, um die andere Frau in meinem Leben
stinksauer zu machen.
    Holly saß
im Schneidersitz auf dem Bett, den Laptop auf dem Schoß, und blickte besorgt
drein. »Schätzchen«, sagte ich, »wir haben ein Problem.«
    Sie
deutete auf den Laptop. »Daddy, guck mal.«
    Auf dem
Bildschirm stand, in fetten lila Lettern, mit einem Haufen zappelnder Bilder
drum herum: du wirst mit 52 sterben. Das Kind
wirkte richtig verstört. Ich setzte mich hinter ihr aufs Bett und zog sie
mitsamt Computer auf meinen Schoß. »Was ist das denn eigentlich?«
    »Sarah hat
den Fragebogen im Internet gefunden, und ich hab ihn für dich gemacht, und das
da ist rausgekommen. Du bist einundvierzig.«
    Oh, nein,
bitte nicht jetzt. »Häschen, das ist das Internet. Da kann jeder reinstellen,
was er will. Deshalb ist es noch lange nicht wahr.«
    »Aber es steht da! Die
haben das genau ausgerechnet!«
    Olivia
wäre begeistert, wenn ich ihr Holly in Tränen aufgelöst zurückbrachte. »Ich
zeig dir mal was!«, sagte ich. Ich griff um sie herum, ließ mein Todesurteil
verschwinden, öffnete ein Word-Dokument und tippte: du bist
ein ausserirdischer. du liest das hier auf dem planeten bongo. »So. Ist
das wahr?«
    Holly
brachte ein dünnes Kichern zustande. »Na klar nicht.«
    Ich wählte
lila als Schriftfarbe und stellte auch noch eine ausgefallene Schriftart ein.
»Und jetzt?«
    Kopfschütteln.
    »Und was
ist, wenn ich den Computer eine Reihe Fragen stellen lasse, bevor er das da
sagt? Wäre es dann wahr?«
    Eine
Sekunde lang dachte ich, ich wäre damit durchgekommen, doch dann versteiften
sich ihre schmalen Schultern. »Du hast gesagt, ein Problem.«
    »Ja,
genau. Wir müssen unsere Pläne ein kleines bisschen abändern.«
    »Ich muss
zurück zu Mum«, sagte Holly zu dem Laptop. »Stimmt's?«
    »Ja,
Schätzchen. Es tut mir ganz schrecklich leid. Ich hol dich wieder ab, sobald
ich kann.«
    »Brauchen
die dich schon wieder auf der Arbeit?«
    Dieses schon
wieder war schlimmer als alles, was Olivia mir vorwerfen konnte.
»Nein«, sagte ich und lehnte mich zur Seite, damit ich Hollys Gesicht sehen
konnte. »Es hat nichts mit der Arbeit zu tun. Die Arbeit kann die Biege machen,
hab ich recht?« Das entlockte ihr ein schwaches Lächeln. »Du kennst doch deine
Tante Jackie? Sie hat ein großes Problem, und sie braucht jetzt sofort meine
Hilfe.«
    »Kann ich
nicht mitkommen?«
    Sowohl
Jackie als auch Olivia haben gelegentlich angedeutet, dass Holly die Familie
ihres Vaters kennenlernen sollte. Ominöse Koffer mal beiseitegelassen, nur über
meine Leiche tunkt Holly auch nur einen Zeh in den brodelnden Kessel des
Wahnsinns, der die Mackeys in Hochform sind. »Diesmal nicht. Aber wenn ich
alles in Ordnung gebracht habe, gehen wir mit Tante Jackie irgendwo ein Eis
essen, ja? Das war doch schön, nicht?«
    »Ja«,
sagte Holly, mit einem müden kleinen Ausatmen, genau wie Olivia. »Das wäre
lustig«, und dann kroch sie von meinem Schoß und fing an, ihre Sachen wieder in
die Schultasche zu stecken.
     
    Im Auto
unterhielt Holly sich nonstop mit Clara, in einer gedämpften, dünnen Stimme,
zu leise für mich, um auch nur ein Wort verstehen zu können. An jeder roten
Ampel betrachtete ich sie im Rückspiegel und schwor mir, es wiedergutzumachen,
mir
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