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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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Es ist Herbst 2011 , ein Sonntagnachmittag im Einstein, Unter den Linden in Berlin. Auch am Wochenende ist das berühmte Café, werktags das Stammlokal der Politik- und Medienszene in Mitte, sehr gut besucht, vor allem Touristen sind zu Gast. In einer ruhigen Ecke des Cafés sitzt die Schauspielerin Iris Berben, 61 , eine der bekanntesten Deutschen, einer der wenigen Stars, die wirklich jeder kennt, vollkommen unbemerkt von den anderen Gästen. Gute Schauspieler können auch im Alltag verschwinden. Vor ihr eine heiße Tasse Schokolade, begleitet wird sie heute von Paul Berben, so hat sie ihren Terrier genannt. Ein freundlicher Kellner bringt eine Schüssel Wasser für Paul.
    Ein gemeinsames Jahr haben wir vor uns. Von Herbst 2011 bis Herbst 2012 werden wir uns immer wieder treffen, um zu reden, »am liebsten«, sagt Iris Berben, »immer hier, an diesem schönen Ort«.
    Ein Abenteuer wird es, das ist uns beiden klar. Was wird im Leben von Iris Berben in den kommenden Monaten passieren, beruflich und privat? Werden ihre Wünsche in Erfüllung gehen, und was wird aus ihren Sorgen? Und was wird mit der Welt geschehen? 2011 war ein verrücktes Jahr, eine Schlagzeile nach der anderen, der arabische Frühling, Euro-Krise, die Atomkatastrophe in Japan, die Anschläge in Norwegen, die Grünen stellen zum ersten Mal einen Ministerpräsidenten, dazu Skandale wie die Affäre um den Politiker Guttenberg. Wie wird 2012 werden? Wir wollen uns in regelmäßigen Abständen treffen, um über all das zu reden, was Iris Berben beschäftigt. Es ist der Beginn einer gedanklichen Expedition mit unbekanntem Ziel. Wo werden wir am Ende der Reise stehen?
    Unser erstes Gesprächsoll den Rahmen abstecken. Wo kommt Iris Berben eigentlich her, auch im grundsätzlichen Sinn, und wo will sie hin? Was passiert gerade in ihrem Leben? Was sind ihre Pläne für das kommende Jahr? Was geht ihr derzeit durch den Kopf?
    Sie nimmt einen Schluck von der heißen Schokolade. Das Aufnahmegerät läuft.
    Frau Berben, Sie haben vor kurzem in München den Bayerischen Filmpreis für Ihr Lebenswerk bekommen, und bei einer Stelle Ihrer Dankesrede dachte ich, die Fragen, die Sie da stellen, sind die Fragen unseres Buchs: »Wo stehe ich, was will ich noch, was wäre wenn gewesen? Wo waren die Entscheidungen richtig, wo Kalkül und strategisch kalt, also falsch? Wie bin ich überhaupt dahin gekommen, und wo bin ich? Habe ich genug gelernt, und war ich fleißig?«
    Solche Fragen sollte man sich ja eigentlich immer stellen, wenn man wie ich schon ein Paket Leben gelebt hat. Aber rituelle Abende wie die Verleihung in München fordern einen geradezu auf, innezuhalten. Das gilt natürlich auch für runde Geburtstage.
    Sie sind im vergangenen Jahr 60 geworden.
    Manchmal denke ich, es wäre vielleicht lässiger und cooler, wenn man seinen 58 . oder seinen 63 . Geburtstag groß feiern würde. Aber Rituale, die einem von außen vorgegeben werden, nutze ich auch dazu, mir solche Fragen zu stellen. Übrigens auch im Kreise von Menschen, die einem unter Umständen ein paar Antworten geben können. Als mir der Lebenspreis verliehen wurde, dachte ich, dass ich die Anwesenden an diesem Abend ruhig miteinbeziehen kann, um Antworten zu bekommen. Interessanterweise folgt einem solchen Preis immer dieselbe Frage, die einem gestellt wird: Macht es Ihnen nicht Angst, für das Lebenswerk ausgezeichnet zu werden?
    Was sagen Sie dann?
    Warum sollte es? Ist es nicht schön, dass man merkt, andere sind an deiner Spur drangeblieben, und du bist diesen Weg nun schon ziemlich lange und offenbar gar nicht so schlecht gegangen? Auch wenn es natürlich einige Verzweigungen gab. Dafür wahrgenommen zu werden hat mich berührt. Deshalb habe ich mir auch ausbedungen, meine Dankesrede in voller Länge halten zu dürfen.
    Sie sollten sie kürzen?
    Ja, der Fernsehsender, der die Verleihung übertragen hat, kam einige Zeit vorher zu mir, nach dem Motto: »Sie wissen ja, wie das ist, wir geben Ihnen selbstverständlich viel Platz und Zeit, aber Sie müssen bitte schön in drei Minuten fertig sein«. Daraufhin habe ich der Redaktion des Senders gesagt: »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ich selbstverständlich nicht in drei Minuten fertig sein werde. Ich habe die Rede schon Probe gelesen und die Zeit gestoppt. Sie ist sechseinhalb Minuten lang. Aber mein Adressat an dem Abend ist meine Branche, die im Saal sitzt …«
    … die Menschen, von denen Sie Antworten auf Ihre Fragen haben wollten …
    »Wenn
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