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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Treffen sinnlos.
     Für Sie und für mich auch.«
    Dengler sah, wie sie sich einen Ruck gab.
    »KSK bedeutet Kommando Spezialkräfte. Es ist eine geheime Einheit der Bundeswehr. Mein Mann war in Afghanistan.«
    Dengler hatte von dieser Truppe schon gehört. Eine Spezialeinheit. Fallschirmjäger. Sehr geheim.
    »Er durfte mit mir über seine Einsätze nicht reden.«
    »Aber tat es doch?«
    »Nur im Schlaf. Nur im Schlaf redete er über das, was er erlebt hat. Er war in der Hölle. Unter amerikanischem Kommando in
     den Höhlen von Tora Bora. Mit Flammenwerfer. Das war 2001. Er hat es nicht überstanden, psychisch.«
    »Und nun ist er weg?«
    »Ja. Und die anderen suchen ihn.«
    »Die anderen?«
    »Ja. Es waren Deutsche bei mir im Haus und Amerikaner. Militärische Geheimdienste. Die suchen nach ihm. Sie haben Angst, dass
     etwas an die Öffentlichkeit dringt, was die Truppe dort unten getan hat.«
    Sie sah ihn an: »Sie müssen ihn finden, bevor die ihn haben.«
    Nun liefen ihr die Tränen übers Gesicht.
    »Er hat eine Waffe gestohlen. Eine schlimme Waffe ...« Dengler reichte ihr ein Taschentuch und zog sein schwarzes Notizbuch
     aus der Tasche.
    * * *
    Als Dengler nach Hause kam, sah er Olga mit einem Mann
    im Basta sitzen. Der Mann kam ihm bekannt vor. Schwarze
    Lederhosen, etwa 50 Jahre alt, schwarzgraues Haar zu einem
    Pferdeschwanz gebunden.
    Er trat zu ihnen. Olga stellt ihn vor.
    »Das ist Professor Neumeier. Informatiker. Wir besprechen
    gerade ein wichtiges Projekt.«
    Jetzt erinnerte sich Dengler. Auf ihn war er einsteifersüchtig gewesen. Dieser Kerl hatte Olga in die hohe Schule der Computermanipulation eingewiesen.
    Olga zwinkerte ihm zu.
    »Lass uns noch ein bisschen allein«, sagte sie.
    Dengler ging achselzuckend hinauf in sein Büro. Er setzte sich in den Bürostuhl und dachte an seinen neuen Fall. Dann schlief
     er ein.
    Als er aufwachte, war es bereits dunkel. Im Treppenhaus hatte er ein Geräusch gehört. Leise ging er zur Tür und horchte. Durch
     den Türschlitz drang kein Schimmer. Trotzdem: Jetzt hörte er erneut eine knarrende Stufe und einen unterdrückten Fluch.
    Leise öffnete er den Safe und nahm seine Waffe aus der Schutzvorrichtung. Er lud sie durch, ging zur Tür und lauschte. Kein
     Licht im Flur. Aber direkt neben seiner Tür hörte er deutlich ein schleifendes Geräusch an der Wand. Jetzt wieder.
    Er riss die Tür auf und orientierte sich. Ein Mann stand im Dunkeln neben seiner Tür und strich mit seiner rechten Handfläche
     an der Wand entlang. Dengler setzte ihm in einer schnellen Bewegung die Waffe an die Schläfe.
    »Hände hoch!«
    Der Mann folgte der Aufforderung. Ängstlich flüsterte er: »Ich suche nur den Lichtschalter.«
    Jetzt erkannte Dengler ihn. Es war der Informatiker. Professor Neumeier.
    Eine Treppe höher ging eine Tür auf. Licht fiel auf die Szene.
    »Was ist denn los?«, fragte Olga.
    Dengler ließ die Waffe sinken.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er, »aber ich dachte ...«
    »Schon gut, schon gut.« Der Mann war blass geworden. Er sah nun den gesuchten Lichtschalter, drückte ihn und ging schnell
     die Treppe hinunter.
    »Willst du meine Gäste erschießen?«, fragte Olga.
    Dengler schüttelte den Kopf und schob die Waffe in den
    Hosenbund.
    »Tut mir leid.«
    Langsam ging er die Treppe zu ihr hinauf. Olga legte die
    Arme um ihn und schob ihn sanft ins Zimmer.
    Dengler setzte sich an ihren Tisch.
    »Ich will den Fall Schöllkopf abschließen«, sagte er.
    Sie nickte.
    »Ich werde Crommschröder im Beisein seines Chefs mit den Videosequenzen konfrontieren«, sagte er, »ich werde von ihnen verlangen,
     dass sie das Gesetz so lassen, wie es ist. So wie es Angelika Schöllkopf gewollt hat. Sonst gebe ich das Material der Presse.«
    Olga sah ihn nachdenklich an.
    »Das ist eine gute Idee«, sagte sie. »Ich werde bei der VED
    anrufen und einen Termin vereinbaren.«
    Dengler nickte.
    »Danke«, sagte er und stand auf.

[ Menü ]
    Verlorene Schlacht
    Drei Tage später hatten sie den Termin bei Dr. Kieslow vom VED-Vorstand. Diesmal flogen sie zu zweit nach Berlin.
    Die alte Dame hatte Kaffee gekocht, und auf dem Tisch stand Zimtgebäck. Sie sprachen lange mit ihr. »Ich hab doch gewusst,
     dass mehr dahintersteckt«, sagte sie leise.
    »Verraten Sie mir jetzt, wie Sie eigentlich auf mich gekommen sind?«, fragte Dengler.
    »Ich habe eine alte, sehr gute Freundin, Hedwig Weisskopf, die Einzige, mit der ich über die Sache reden konnte. Sie lebt
     in einem Altersheim
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