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Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)

Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)

Titel: Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)
Autoren: Dante Alighieri , Kurt Flasch
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Canto 22
Bei Betrügern: Burleskes Spiel der Teufel am Pechsee des fünften Grabens. Sie fischen einen bestechlichen Beamten aus Navarra heraus. Gauner und Teufel foppen sich gegenseitig.
    1   Ich sah schon Reiter im Aufbruch und wie sie zum Angriff stürmen, ich sah sie zur Parade antreten oder sich zur Flucht wenden; berittene Spähtrupps sah ich in eurer Stadt, ihr Aretiner, und ich sah wilde Raubzüge, auch bei Turnieren Reitergruppen und Einzelkämpfer zu Pferd, mal mit Trompeten, mal mit Glocken, mal mit Trommeln, mal mit Signalen vom Burgturm mit einheimischen oder fremdländischen Instrumenten – aber noch nie sah ich Reiter oder Soldaten oder ein Schiff sich in Bewegung setzen mit so komischer Militärmusik, nach einem Zeichen vom Land oder von einem Stern. Wir gingen mit den zehn Teufeln. O weh, welch wilde Bande! Aber in der Kirche muß man’s mit den Heiligen halten, in der Kneipe mit den Fressern.
    16   Mein Augenmerk galt immer nur dem Pech, um alles zu sehen, was es gab in diesem Graben und bei den Menschen, die darin kochten. Wie Delphine mit dem Bogen ihres Rückens den Seeleuten ein Zeichen geben, wo sie mit ihrem Schiff am besten durchkommen, so zeigte dort manchmal ein Sünder den Rücken, um den Schmerz zu lindern, verschwand aber wieder schneller als ein Blitz. Und wie Frösche am Rand eines Wassergrabens sitzen, nur mit dem Maul draußen, aber Beine und Rumpf verstecken, so standen ringsum die Sünder, aber sobald Barbariccia näher kam, tauchten sie unter im kochenden Pech.
    31   Einen sah ich – und noch jetzt schaudert mir davon das Herz –, der abwartete, wie manchmal der eine Frosch sitzen bleibt, während der andere wegspringt, und Graffiacan, der ihm am nächsten gegenüberstand, packte ihn mit einem Haken an den pechverklebten Haaren und zog ihn hoch; er sah aus wie ein Fischotter. Schon kannte ich die Teufel alle mit Namen; ich hatte sie mir gemerkt, als sie aufgerufen wurden, und wenn sie sich riefen, gab ich acht, wie sie sich nannten. »Los, Rubicante, schlag ihm die Krallen in den Rücken, reiß ihm die Haut ab!«, so riefen sie alle, diese Verdammten. Und ich: »Mein Meister, wenn du kannst, such’ zu erfahren, wer der Unglücksmann ist, der da in die Hände seiner Feinde gefallen ist.« Mein Führer trat an ihn seitlich heran und fragte, woher er wäre. Er antwortete: »Ich stamme aus dem Königreich Navarra. Meine Mutter gab mich in den Dienst eines Adligen, denn ihr Mann war ein Verschwender, der sich zerstörte und sein Eigentum. Dann gehörte ich zum Hofstaat des guten Königs Tebaldo, und hier begann ich, Schmiergeld anzunehmen. Und das bezahle ich jetzt in dieser Hitze.« Und Ciriatto, aus dessen Maul auf jeder Seite ein Hauer herauskam wie bei einem Eber, ließ ihn fühlen, wie ihn einer zerfleischt. Da war eine Maus unter böse Katzen geraten; aber Barbariccia umschloß ihn mit den Armen und sagte: »Bleibt dort stehen, während ich ihn in der Zange habe.« Und er wandte das Gesicht dem Meister zu und sagte: »Frag’ noch weiter, wenn du mehr von ihm wissen willst, bevor ein andrer ihn zerreißt.« Daraufhin der Führer: »Du, sag mal: Kennst du unter den Sündern im Pech einen, der aus Italien ist?« Und er: »Erst neulich bin ich von einem weggegangen, der von dort in der Nähe war. Ach, wäre ich doch nur mit ihm unten im Pech geblieben, ich hätte weder Klauen noch Zangen zu fürchten gehabt.« Und Libicocco: »Zuviel haben wir gestattet«, sagte er, packte ihn mit dem Haken am Arm und riß ihm mal eben ein Stück Fleisch ab. Draghignazzo wollte ihm einen Hieb versetzen, unten an den Beinen, aber ihr Feldwebel drohte nach allen Seiten mit bösem Blick.
    76   Als sie sich ein wenig beruhigt hatten, da fragte mein Führer ihn, der immer noch seine Wunde betrachtete, unverzüglich: »Wer war das, von dem du sagst, du habest dich zu deinem Unglück von ihm getrennt, um hier ans Ufer zu kommen?« Und er antwortete: »Es war der Mönch Gomita aus Gallura, ein Faß voll Betrug. Er hatte die Feinde seines Herrn in der Hand und verhielt sich zu ihnen so, daß jeder voller Lob war. Er nahm ihr Geld und nannte das ›gütliche Einigung‹. Auch in seinen anderen Ämtern ließ er sich schmieren, nicht kleinlich, sondern fürstlich. Mit ihm plaudert Herr Michel Zanche von Logodoro, und ihre Zungen werden nicht müde, von Sardinien zu sprechen. O weh, seht den anderen Teufel, wie er die Zähne fletscht. Ich würde gerne mehr erzählen, aber ich fürchte, er ist
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