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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst
Autoren: George D Shuman
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Vorwort
    Auszüge aus »Handel mit Frauen und Kindern: Auswirkungen in den USA und im Ausland«
Stand vom 26. März 2004
Forschungsdienst des Kongresses
Francis T. Miko
Spezialist für Internationale Beziehungen
Abteilung für Auswärtige Angelegenheiten, Verteidigung und Handel
    Menschenhändler beschaffen sich ihre Opfer auf unterschiedliche Weise. Manchmal werden Frauen in einem Land entführt und gewaltsam in ein anderes verschleppt. In anderen Fällen werden die Opfer mit falschen Stellenangeboten in die Falle gelockt. Die Menschenhändler versprechen gut bezahlte Jobs im Ausland als Au-pair-Mädchen, Models, Tänzerinnen usw. Dies geschieht mit Anzeigen in den Zeitungen der betreffenden Länder, in denen oft nicht nur eine Stelle, sondern auch eine Heirat in Aussicht gestellt wird. (...) Die meisten der Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion und Osteuropa, die Jahr für Jahr solchen Menschenhändlern zum Opfer fallen, kommen aus Russland und der Ukraine.
    Es gibt zwar keine typischen Merkmale, die auf alle Opfer zutreffen, doch sind die meisten der entführten Frauen unter fünfundzwanzig Jahre alt, viele davon noch unter zwanzig. Die Angst vor AIDS, die heute unter Sextouristen verbreitet ist, hat die Händler dazu bewogen, immer jüngere Frauen und Mädchen anzubieten, manche nicht älter als sieben Jahre, sodass die Sexkunden irrigerweise glauben, sie seien zu jung, um schon mit dem HIV-Virus infiziert zu sein.
    Die Opfer dieses Menschenhandels werden bis zum Äußersten ausgebeutet. Sobald sie im Zielland angekommen sind, wird ihnen der Reisepass weggenommen. Mit Schlägen und Vergewaltigungen werden die Frauen und Mädchen auf grausamste Weise physisch und psychisch missbraucht, gequält und wie Sklavinnen gehalten und eingesperrt. Sie bekommen gewaltsam Drogen injiziert und werden zum Sex mit unzähligen Männern gezwungen, meistens ungeschützt. Viele Opfer brechen psychisch zusammen und stecken sich mit Geschlechtskrankheiten an, auch mit dem HIV-Virus. Sie müssen hungern, bekommen selten medizinische Betreuung, und Mädchen, die erkranken, werden manchmal sogar umgebracht.
    Der Sextourismus aus Europa, Nordamerika und Australien nach Lateinamerika und in die Karibik hat beträchtlich zum Handel mit Frauen und Mädchen beigetragen. Immer mehr Sextouristen kommen nach Südamerika, teilweise aufgrund der Restriktionen, die in jüngster Zeit für den Sextourismus in Thailand, Sri Lanka und anderen asiatischen Ländern eingeführt wurden. Die beliebtesten Länder für Sextouristen sind heute Brasilien, Argentinien, die Dominikanische Republik, Mexiko, Honduras, Costa Rica, Trinidad und Tobago. Brasilien gehört zu den Ländern, in denen das Problem der Kinderprostitution am größten ist.

1
    Delani, Alaska
    Ein rauer Wind peitschte den Bergsteigern den Schnee gegen die Ohren und Wangen. Der Sturm kam mit einem dumpfen Grollen, sodass man fast das Gefühl hatte, es mit einem lebendigen bösartigen Wesen zu tun zu haben.
    Es ist typisch für Polarstürme, plötzlich wie aus dem Nichts hereinzubrechen. Warme und kalte Luftmassen treffen aufeinander und brauen sich in den alten Kesseln aus Granit und Gletschereis zu einem Wirbelsturm zusammen. Berge von der Größe des Denali oder Mount McKinley, wie er auch genannt wird, produzieren praktisch ihr eigenes Wetter.
    Allison Metcalf stieg am fixierten Seil die Headwall unter dem Gipfel hinunter und trat immer wieder prüfend mit den Steigeisen gegen das Eis. Die ausgetretene Westroute verschwand zusehends unter ihren Füßen und verwandelte sich in eine fremde, vom Wind gestaltete Eislandschaft. Sie machte einen weiteren Schritt, dann noch einen und versuchte die Panik zu unterdrücken, die in ihr hochkam. Erst vor drei Stunden hatten sie am höchsten Punkt Nordamerikas gestanden. Nun versuchten sie in einem verzweifelten Wettlauf um ihr Leben, zurück ins Tal zu kommen.
    Es gab in der Welt um sie herum keine Orientierung mehr -kein Oben und Unten, kein Links und Rechts. Wenn man den Arm ausstreckte, sah man nicht einmal mehr den eigenen Handschuh. Löste man sich unter diesen Umständen vom fixierten Seil, würde man es kaum wiederfinden; wahrscheinlich würde man sich hoffnungslos verirren oder gleich in eine der vielen Spalten aus prähistorischem Eis stürzen.
    »Bist du okay?«, hörte sie Sergios Stimme, die im Wind verwehte. Er war unter ihr, aber immer noch nahe, nur drei, vier Meter entfernt. Konnte es sein, dass er ein Auge auf sie hatte, um ihr
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