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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser
Autoren: Wolfgang Schorlau
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in Bruchsal. Sie hatten wohl mal mit ihr zu tun?«
    Dengler nickte und sah Olga an: Die Dame mit der Gemme, die sie bei der Aufklärung einer seltsamen Erbsache vor einiger Zeit
     kennengelernt hatten, hatte ihn empfohlen.
    Nach einer Stunde verabschiedeten sie sich.
    Dengler rief ein Taxi.
    * * *
    Der junge Mann stellte sich als der Vorstandsassistent von Dr. Kieslow vor. Er bat sie in den gläsernen Aufzug.
    Wenig später führte er sie in ein Konferenzzimmer. Drei Männer warteten auf sie.
    Kieslow stellte sich und die beiden anderen vor.
    »Das ist Dr. Crommschröder, und dies ist Horst Grossert.«
    Er wies auf einen kugelrunden, gemütlich aussehenden Mann. Dengler fixierte Crommschröder. Er war ein groß gewachsener Mann,
     Ende vierzig, blauer, teurer italienischer Anzug, leichenblass. Er knetete unentwegt seine Hände.
    »Damit wir alle über das Gleiche reden, zeige ich Ihnen zunächst einmal einige kurze Filme«, sagte Olga und klappte den Laptop
     auf.
    Nachdem die letzte Videosequenz abgelaufen war, herrschte Ruhe im Konferenzsaal. Dengler sah zu Crommschröder, der mit einem
     Brechreiz zu kämpfen schien. Kieslow schien nachzudenken, und der kleine runde Mann kratzte sich am Kinn.
    »Was wollen Sie?«, fragte Kieslow schließlich.
    »Meine Mandantin legt Wert darauf, dass das Vermächtnis ihrer Enkelin umgesetzt wird: das von Angelika Schöllkopf. Sie haben
     es ja durchgesetzt, dass in der nächsten Bundestagssitzung ein Ihnen unangenehmer Paragraph aus einem Gesetz gestrichen werden
     soll. Wir möchten, dass dieser Paragraph 103 unangetastet bleibt.«
    Crommschröder gab ein gurgelndes Geräusch von sich.
    Kieslow wies auf den Rechner: »Mehr haben Sie nicht?«
    Seine Stimme klang kalt.
    »Die Öffentlichkeit fände diese Filme höchst interessant.«
    Kieslow schwieg eine Weile.
    Dann sagte er kühl: »Wir werten dieses Gespräch als Erpressungsversuch. Von einer Strafanzeige gegen Sie beide sehen wir nur
     dann ab, wenn Sie die Unterlassungserklärungen unterschreiben, die wir vorbereitet haben. Darin verpflichten Sie sich, sämtliche
     Behauptungen zu unterlassen, wir hätten etwas mit diesen Stuttgarter und Berliner Vorfällen zu tun. Tun Sie es doch, verpflichten
     Sie sich, 300 000 Euro an uns zu zahlen. Außerdem händigen Sie uns diese Filme aus.«
    Er nahm aus einer Postmappe zwei Schriftstücke heraus und legte sie vor Dengler und Olga.
    Dengler spürte, wie sein Mund plötzlich trocken wurde. Kieslow trat auf, als habe er das beste Blatt in der Hand. Bluffte
     er?
    »Warum sollten wir diese Erklärung unterschreiben?« Kieslow lehnte sich zurück.
    »Sie haben soeben versucht, unser Unternehmen zu erpressen. Dr. Crommschröder und Herr Grossert können dasbezeugen. Dafür werden Sie beide ins Gefängnis wandern, wenn Sie nicht...«
    Er wies auf die beiden Erklärungen.
    »Unterschreiben Sie!«
    »Und die Filme?« Mehr brachte Dengler nicht hervor. Er sah zu Olga hinüber, die still dasaß. Ihm schien es so, als würde sie
     leicht lächeln.
    Kieslow zog eine Braue hoch.
    »Die Filme kennen wir. Das Bundeskriminalamt hat sie uns dankenswerterweise gezeigt. Offensichtlich ist ein Handy unseres
     Konzerns in eine dunkle, noch nicht geklärte Angelegenheit verwickelt. Dieses Handy hat Dr. Crommschröder genutzt, aber es
     wurde ihm schon vor Monaten gestohlen. Wir haben den Diebstahl registriert und den Behörden gemeldet. Die nötigen Dokumente
     konnten wir den Ermittlern des Bundeskriminalamtes vorlegen. Was immer dort unten geschehen ist, es steht zweifelsfrei fest,
     dass die VED nichts, aber auch gar nichts damit zu tun hat.«
    Er deutete auf die beiden Schriftstücke.
    »Wir haben leider noch Termine. Unterscheiben Sie. Andernfalls wird mein Sekretariat umgehend das Bundeskriminalamt anrufen.«
    Aus der Innentasche seines Jacketts zog er einen Kugelschreiber und schob ihn zu Dengler über den Tisch. Dann sah er auf seine
     Uhr.

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    Gescheitert
    »Gescheitert«, dachte Dengler.
    Eine Welle plötzlicher Übelkeit stieg in ihm auf. Er sah die drei Männer an, die ihm gegenübersaßen. Sein Blick verschwamm.
     Kieslow starrte ihn unbeteiligt an. Crommschröder nervös. Grossert lächelte.
    Gegen solche Typen komme ich nicht an, dachte er.
    Im BKA kam ich nicht gegen sie an. Und hier auch nicht. Diese Sorte Verbrecher schwimmt immer oben. Sie sind unantastbar.
     Unerreichbar für mich. Unerreichbar für die Gerechtigkeit. Ich bin ein Narr, dass ich es immer wieder versuche. Mein
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