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0147 - Invasion der Vampire

0147 - Invasion der Vampire

Titel: 0147 - Invasion der Vampire
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Chef«, sagte das Mädchen, »du bist ein kulturelles Wildschwein.«
    Der Mann, den es mit »Chef« angesprochen hatte, sah auf. Eine Falte bildete sich auf seiner Stirn, und er sah seinen langbeinigen Parasiten mit der aufregenden Anatomie durchdringend an. »Mein Schatz, dir fehlt gleich der Kopf zwischen den reizenden öhrchen. Glaubst du, bloß weil du einmal im Monat den Lokalteil des Figaro liest, könntest du Anspruch darauf erheben, Kultur zu besitzen?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf und strich sich durch das rötliche Lockenhaar. Im Rahmen des täglichen Perückenwechsels war heute rot »in«. Außer der Perücke trug es noch ein sündhaft kurzes Ding, dessen in der Modebranche geläufigen Namen sein Gegenüber vergessen hatte, das ihm aber hervorragend stand und mehr von seinen körperlichen Reizen ahnen ließ, als es verbergen konnte.
    Der Mann, Ende der Dreißig und sportlich und durchtrainiert wirkend, registrierte das Kopfschütteln mit Unbehagen. Irgendeine Bosheit schoß sein süßer Geldfresser gleich mit Sicherheit wieder auf ihn ab. Und richtig, da kam es schon.
    »Immerhin, ich lese, weil Lesen bildet, aber vor wie viel Jahren hast du mal was für deine Allgemeinbildung getan?«
    Der Mann räusperte sich. »Ich stehe weit über solch profanen Dingen wie Allgemeinbildung«, behauptete er. »Immerhin hat man mir den Titel eines Professors zuerkannt.«
    »Na und?« Sie zuckte mit den schönen, runden Schultern. »Professoren gibt es wie Sand am Meer. Mich gibt es nur einmal, und darum solltest du mal was dafür tun, daß ich dir die Kultur nahebringen kann.«
    Der Professor, der in keinem Punkt dem üblichen Klischeebild eines zerstreuten, weltfremden Gelehrten entsprach, der über seiner Besessenheit in der Forschung seines Spezialgebietes vergaß, zwei verschiedene Schuhe zu tragen und ein gleich seltsames Paar noch einmal zu Hause im Schrank stehen zu haben, beugte sich in seinem bequemen Sessel etwas vor und fixierte das aufregende Mädchen, das seine langjährige Sekretärin und zugleich Geliebte war; ein Verhältnis, das dem Arbeitsklima zwischen ihnen durchaus zuträglich war. »Vielleicht hättest du die Güte, in wenigen, knapp gefaßten und prägnanten Worten zu definieren, welcher Art die Gedanken sind, die du momentan zu artikulieren willens bist.«
    »Häh?« machte sie völlig undamenhaft.
    »Bitte heißt das«, korrigierte er sie sanft. »Ich dachte, du hättest etwas für deine Allgemeinbildung getan.«
    »Schuft!« zischte sie. »Ich meine in knappen und prägnanten Worten, daß wir diesen Abend mal nicht im Château de Montagne oder in irgendeinem Restaurant verbringen sollten, sondern…«
    »Aha«, seufzte der Professor und sah zur Decke empor. »Du möchtest, daß ich dich ins Theater ausführe, aber vorher dir noch ein möglichst teures Abendkleid kaufe, weil in den anderen dreihundertvierundsechzig Fummeln die Motten hausen.«
    »Noch mal Schuft!« Ihre Augen blitzten. Wie hingezaubert erschien ein Lächeln auf seinen Lippen, weil ihn diese Augen immer wieder faszinierten. Braun unter langen, seidigen Wimpern, waren sie mit einer Unzahl winziger goldener Sprenkeln versehen, die sich im Erregungszustand vergrößerten. Ein anatomisches Wunder, das der Professor immer wieder genoß.
    »Natürlich brauche ich ein neues Kleid, denn die anderen sind ja außer Mode. Wir sind doch schon eine Ewigkeit nicht mehr der Kultur nachgelaufen. Aber vom Theater hast du allein gesprochen.«
    Jetzt war es an ihm, erstaunt die Brauen zu heben. »Was dann, Nici? Sollen wir eine Angel-Party unternehmen oder…?«
    »Idiot«, sagte sie nüchtern. »Ich spreche vom Kino!«
    Im bequemen Sessel gab es keinen Professor Zamorra mehr, der mit einem Satz aufgesprungen war, vor dem Prachtmädchen stand, es aus ihrem Sitzmöbel hochzog und blitzschnell und gekonnt über das Knie legte. Aber dann brachte er es doch nur auf ein paar Streicheleinheiten, und wie eine Katze rollte sie sich in seinem Griff herum, schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn. »Süßer Idiot«, schnurrte sie anschließend.
    Er berührte mit der Kuppe des Zeigefingers die Spitze ihrer Nase. »Das klingt schon besser, Nici, aber seit wann ist Kino Kultur?«
    »Seit wann nicht mehr?« konterte sie blitzschnell. »Vom Winde verweht oder Doktor Schiwago…«
    »… laufen zum vierhundertsiebenunddreißigsten Mal, zwischen Bruce Lee und Godzilla, achtundneunzigster Teil.«
    »Weder dies noch das wollte ich mir in deiner
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