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0147 - Invasion der Vampire

0147 - Invasion der Vampire

Titel: 0147 - Invasion der Vampire
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Wagen über die Zugbrücke in den Innenhof von Château de Montagne rollte, erwachte Zamorra wieder. Es war, als würden die Dämonenbanner und magischen Sperren einen stärkeren Einfluß auf ihn ausüben. Er stöhnte leicht auf.
    Château de Montagne war eine Mischung aus Schloß und Burg. Leonardo de Montagne, Zamorras unseliger Vorfahr, der das Château nach seinen Plänen hatte erbauen lassen, war ein Genie gewesen auf dem Gebiet der Architektur. Er hatte es geschafft, eine allen Gesichtspunkten der Ästhetik entsprechende Synthese zwischen Schloß und Trutzburg zu schaffen, die von ihrer Konzeption her auch den Ansprüchen des zwanzigsten Jahrhunderts gerecht wurde.
    Nicole stoppte den Wagen vor den Glastüren des großen Haupteingangs. Mochte Raffael, der Diener, ihn am nächsten Morgen in die Garage fahren. Zamorra bewegte sich. Nicole stieg aus und riß die Tür auf. »Schaffst du es?« fragte sie.
    Zamorra lächelte schwach. »Ich fühle mich wie Frankensteins Monster, dem die Batterie leer wird«, brummte er. »Ich versuch’s.«
    Mit zäher Kraft stieg er aus und schwankte auf das Portal zu. Nicole öffnete es, und der erschöpfte Professor taúmelte ins Innere. Er schaffte es gerade noch, die Treppe hinaufzusteigen und seinen Schlafraum zu erreichen, dann war es wieder aus. Kraftlos sank er auf dem breiten Bett zusammen.
    Plötzlich stand Raffael in der Tür, lautlos und dienstbereit wie immer. Der gute Geist des Hauses, der aus dem Château nicht mehr fortzudenken war, hob die Brauen, als er Zamorra sah. Nicole furchte sekundenlang die Stirn. Sie konnte sich nicht erinnern, daß Raffael Bois einmal nicht dagewesen wäre. Zu jeder Tages- und Nachtzeit war er stets bereit, freiwillig, ohne gerufen zu werden. Der alte Mann sah Nicole fragend an.
    »Er hat sich verausgabt«, erklärte sie knapp. »In St. Etienne war die Hölle los. Vampire.«
    Raffael fragte nicht weiter. Er kannte Zamorras Berufung. Er trat neben seinen Dienstherrn und tastete nach dem Puls. Er schlug langsam, aber regelmäßig. Ohne ein weiteres Wort begann Raffael, Zamorra zu entkleiden und fachgerecht unter die Bettdecke zu verstauen.
    »St. Etienne«, sagte er schließlich langsam. »Sie wollten sich doch einen Film ansehen, nicht wahr?«
    Nicole nickte.
    »Ja. Die Vampire schienen aus der Leinwand zu kommen. Es waren Materialisationen. Ich weiß nicht…« Sie schwieg und nagte an ihrer Unterlippe. Kurz entsann sie sich jener so unsagbar lang zurückliegenden Zeit, in der sie noch nicht an die Macht der Finsternis geglaubt hatte. Damals hätte sie derartige Geschehnisse in das Reich der Fantasie verwiesen. Doch das Leben an der Seite Zamorras hatte sie eines Besseren belehrt.
    Raffael sah in das Zimmer zurück. Zamorra lag ruhig. »Ich glaube, er braucht mich in dieser Nacht nicht mehr«, murmelte der alte Diener. »Ich werde sehen, was morgen früh der Rundfunk meldet. Legen Sie sich auch nieder, Mademoiselle Nicole. Sie brauchen Schlaf und Ruhe.«
    »Vielleicht«, brachte Nicole hervor. Sie dachte an die Gestalten mit den schmalen Gesichtern und den blutroten Eckzähnen. Lange Krallenfinger, seltsame Waffen. Und das silberne Ding, das in den Himmel gerast war.
    Waren die Wesen wirklich aus der Filmleinwand gekommen? Oder war da noch ein anderes Medium, das sie genutzt hatten? Denn sie waren keine Illusion gewesen. Sie waren wirklich dagewesen.
    Nicole hob die schmalen Schultern und ging zu ihrer Zimmerflucht. Kurz nickte sie Raffael noch einmal zu, der in die entgegengesetzte Richtung verschwand.
    In dieser Nacht schlief sie schlecht. Sie wurde von Alpträumen geplagt, in denen die Vampir-Bestien auftauchten. Sie sah Zamorra vor einem Dämonenthron stehen, und der Dämon verkündete ihm das Weitende. Ein anderer Traum zeigte ihr jenen Dämon und die Verkörperung Asmodis’, des Fürsten der Finsternis, die vor Zamorras totem Körper standen und ihn triumphierend betrachteten, während Vampir-Bestien versklavte Menschen knechteten. Nicole fuhr mit einem entsetzten Schrei auf. Es gelang ihr in dieser Nacht nicht mehr, wieder einzuschlafen.
    Sie ahnte nicht, daß sie in die Zukunft gesehen hatte…!
    ***
    Nicht nur Zamorra und Nicole hatten das in den Himmel rasende Objekt beobachtet. Auch von anderen Menschen war es beobachtet worden, eigentümlicherweise jedoch nicht von jenen fünfzehn Frauen und Männern, die das Massaker überlebt hatten. Sie hatten nur daran gedacht, zu entkommen und ihre Wohnungen aufzusuchen, um sich darin
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