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023 - Der Kopf des Vampirs

023 - Der Kopf des Vampirs

Titel: 023 - Der Kopf des Vampirs
Autoren: Dämonenkiller
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Professor Hendrik Vermeeren sah in den sauber geöffneten Leib des Patienten. Der Magen lag für den Eingriff frei. Jetzt kam die entscheidende Phase der Operation. Durch Serosa und Muscularis mußte Vermeeren ins Mageninnere zur Schleimhaut vordringen. Dann erst konnte er mit Bestimmtheit sagen, ob Pieter van der Terk, ein hoher Ministerialbeamter des holländischen Königshofes, Magenkrebs hatte oder ob es nur Geschwüre waren.
    Die OP-Schwester tupfte dem Professor den Schweiß von der hohen Stirn. Er hielt, ohne den Kopf zu wenden, die geöffnete Hand nach hinten, wo Dr. Kierkemann, einer der beiden ihm bei dieser Magenoperation assistierenden Ärzte, an dem fahrbaren Tischchen mit den chirurgischen Bestecken stand.
    »Skalpell!« sagte der Professor unter dem grünen Mundschutz. »Halten Sie gleich die Bestecke für die Extension bereit und leisten Sie mir dabei Hilfestellung!«
    Fettschichten und Muskelgewebe der Bauchdecke, die Vermeeren geöffnet hatte, wurden mit blitzenden Bestecken von Dr. Saiten, der auf der anderen Seite des Operationstisches stand, auseinandergehalten. Die Umgebung der Operationswunde war mit sterilen Tüchern abgedeckt. Grelle Lampen strahlten von den Stativen auf die offene Operationswunde herab.
    Der Narkosearzt im Hintergrund kontrollierte die Anzeigen für Atmung, Herz und Kreislauf des Patienten und sorgte dafür, daß er die angemessene und richtige Dosis Evipan in die Vene bekam.
    »Wo bleibt das Skalpell?« fragte Vermeeren scharf. Trödelei und Unaufmerksamkeit seiner Assistenten während der Operation haßte er. »Schlafen Sie, Kierkemann?«
    Ein harter Gegenstand stieß gegen die Wirbelsäule des Professors, und eine Stimme, die er für die Dr. Kierkemanns hielt, sagte drohend: »Keine Bewegung, Vermeeren! Sie und alle anderen hier tun genau das, was ich sage. Sonst könnt ihr euch selber auf den OP-Tisch legen, um euch die Kugeln rausoperieren zu lassen. Klar?«
    »Was soll das, Kierkemann? Sind Sie wahnsinnig geworden? Wenn das ein Scherz sein soll, habe ich keinerlei Verständnis dafür. Ich operiere, Sie Narr!«
    Höhnisches Gelächter! Kierkemann schritt an der erstarrten OP-Schwester vorbei und ging um das Fußende des OP-Tisches herum auf die andere Seite. Dr. Saiten starrte den Kollegen mit aufgerissenen Augen an. Auch Professor Vermeerens Augen weiteten sich vor Schreck. Dr. Kierkemann hielt eine großkalibrige Schalldämpferpistole in der Hand. Er riß sich den Mundschutz ab, warf die grüne Operationsmütze in die Ecke und grinste verzerrt.
    Professor Vermeeren blinzelte. Etwas stimmte nicht mit Kierkemann. Seine Gestalt – was war damit los? Die Konturen schienen zu verschwimmen, zu zerfließen und wieder zu erstarren. Vermeeren schloß für eine halbe Sekunde die nach seiner Meinung vom grellen Licht des Operationssaals überreizten Augen. Als er sie wieder öffnete, stand ihm auf der anderen Seite des OP-Tischs nicht mehr der schlanke, grazile Dr. Kierkemann gegenüber, sondern ein herkulisch gebauter Farbiger von zwei Metern Größe.
    Die Operationsschwester stieß einen halberstickten Schrei aus. Der Narkosearzt schüttelte mehrmals den Kopf, als wollte er damit das unglaubliche Bild zum Verschwinden bringen, doch seine Augen betrogen ihn nicht.
    »Starrt mich nicht so an!« sagte der dunkelhäutige Mann. Er hatte einen ausgebildeten Baßbariton. »Ein einfacher magischer Trick, mehr nicht. Der echte Dr. Kierkemann liegt betäubt und gefesselt im Kofferraum seines Autos.«
    »Was soll das?« fragte Vermeeren hart. »Was bezwecken Sie damit? Ist Ihnen überhaupt klar, daß Sie das Leben des Mannes auf dem Operationstisch gefährden?«
    »Halten Sie den Mund und tun Sie, was ich Ihnen sage, Vermeeren! Schneiden Sie dem Patienten das Herz, die Leber, die Milz und die Blase heraus. Jetzt auf der Stelle! Ich spreche in vollem Ernst. Wenn Sie nicht gehorchen, schieße ich!«
    »Sie – Sie sind ja wahnsinnig, Mann! Sie gehören in eine geschlossene Anstalt. Was erlauben Sie sich? Scheren Sie sich aus meinem Operationssaal! Hinaus! Hinaus!«
    Die Augen des Professors funkelten vor Zorn; seine Schläfenadern traten hervor. Seine Stimme war immer lauter geworden, zuletzt brüllte er. Er vergaß völlig die Gefahr, in der er sich befand. Er war der Chefarzt der exklusiven Privatklinik, das war sein Operationssaal. Widersprüche waren rar gesät im Leben einer Kapazität wie Hendrik Vermeeren, der wie ein Halbgott in Weiß autoritär, souverän und unangefochten in
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