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Fremde Wasser

Fremde Wasser

Titel: Fremde Wasser
Autoren: Wolfgang Schorlau
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können uns dort verabreden.«
    Dengler schlug das Piazza in der Innenstadt, direkt hinter der Stadtbücherei, als Treffpunkt vor. Die Frau kannte das Restaurant, das günstig zu erreichen
     war, und stimmte zu.
    Danach rief er Weber an.
    »Ich habe mit Ihrem Fall nichts mehr zu schaffen«, sagte dieser am Telefon, aber es klang so, als sei er darüber eher verärgert
     als erleichtert. »Dengler, eins noch: Sie wissen, dass Sie heute noch Besuch bekommen werden. Und noch eins: Ich wünsche Ihnen
     Glück – und seien Sie bloß vorsichtig.«
    * * *
    Die Zeitung titelte »Bohnenviertel-Mord geklärt« und berichtete über die Festnahme von Olgas Exmann und dessen Gehilfen.
    Am Nachmittag kamen zwei Beamte aus Wiesbaden und vernahmen ihn. Sie wollten alles über den Fall Schöllkopf wissen. Drei Stunden
     blieben sie, machten sich Notizen, blieben aber stumm bei Denglers Fragen.
    »Wer war der Mann, der mich umbringen wollte?«, fragte er. »Wir gehen von einem Einbrecher aus«, sagte der ältere der beiden
     Männer, »Sie wohnen in einem unsicheren Viertel.«
    »Sie wissen, dass es kein gewöhnlicher Einbrecher war. Hauptkommissar Weber hat mir einen Film gezeigt, den der Killer auf
     seinem PC hatte.«
    Der Beamte sah ihn nachdenklich an, rieb sich die Nase, als müsse er lange nach einer Antwort suchen.
    »Sobald wir das Material analysiert haben, informieren wir Sie. Im Augenblick gehen wir davon aus, dass der Mann ein Aufschneider
     war.«
    Dengler schwieg einen Augenblick. Er kannte das Amt.
    »Sie sind weisungsgebunden«, sagte er zu den beiden.
    Der Jüngere grinste verlegen. Der Ältere stand auf.
    »Sind wir?«, sagte er und griff nach seinem Mantel.
    Nachdem die beiden Beamten gegangen waren, lief Dengler in seinem Büro auf und ab.
    Hier ist etwas oberfaul.
    Beide Fälle, der Tod im Bundestag und der Mord in seinem Büro, hingen zusammen, aber wie?
    Er zwang sich zur Ruhe und setzte sich an seinen Schreibtisch. Aus dem Druckerschacht nahm er ein leeres Blatt.
    Fall Schöllkopf
    Ein Vorstandsmitglied der VED (Crommschröder) ist verwickelt. Lässt sich jedoch nicht beweisen. Crommschröder telefoniert
     mit der Abgeordneten, telefoniert am gleichen Tag mit dem Mann, der dann in meiner Wohnung ermordet wird.
    Fall Mord im Bohnenviertel
    Der Tote müsste eigentlich im Gefängnis sitzen. Stattdessen bricht er bei mir ein. Er ist ein Killer (oder ein Angeber). Fühlt
     sich bedroht. Von Crommschröder? BKA zieht den Fall an sich. Stand der Tote auf der Gehaltsliste des BKA? Wer hat ihn aus
     dem Gefängnis geholt?
     
    Er überlegte: Wenn dieser Crommschröder der Drahtzieher von alledem war, was hatte er gegen ihn in der Hand?
    Die Videos? Sie geben zu wenig her. Es werden keine Namen genannt.
    Dengler lachte bitter.
    Wieder einmal würde ein hohes Tier ungeschoren davonkommen.
    Er streckte sich.
    Was immer er unternehmen konnte, wollte er tun. Deshalb war er doch Polizist geworden. Und vielleicht war er deshalb jetzt
     auch privater Ermittler. Vor dem Gesetz sind alle gleich, dachte er, so soll es doch sein.
    Er stand auf und nahm das Blatt mit seinen Notizen.
    Er musste Olga sprechen. Sofort.

[ Menü ]
    Risotto
    Am nächsten Tag traf sich Dengler mit seiner neuen Klientin zum Mittagessen im Piazza, einem italienischen Restaurant am Charlottenplatz, im Zentrum der Stadt.
    »Sarah Singer«, stellte sie sich vor.
    Attraktive Blondine, etwa 170 m groß, Anfang dreißig, halblange Haare, freundliches Gesicht, Lachfalten, Sonnenbrille, Jeans
     mit weißem Sweatshirt, fester Händedruck, sympathische Erscheinung.
    Sie setzten sich. Der Kellner brachte die Speisekarte.
    Sarah Singer wählte Risotto mit Steinpilzen, Dengler Ravioli in Salbeisoße.
    »Erzählen Sie«, sagte Dengler, nachdem der Kellner gegangen war, »Sie vermissen Ihren Mann?«
    »Seit drei Tagen.«
    »Das ist nicht ungewöhnlich. Vielleicht ist er mit Freunden ...«
    »Mein Mann ist krank, sehr krank.«
    Sie sah ihm direkt in die Augen: »Und er ist in großer Gefahr.«
    Sie schien nach Worten zu suchen, und plötzlich standen Tränen in ihren Augen.
    »Er ist Soldat«, sagte sie und nach einer Weile: »Er ist in Calw stationiert. Dort wohnen wir. Verstehen Sie?«
    Dengler verstand nichts.
    »Nein«, sagte er.
    Der Kellner brachte zwei kleine Salatteller. Frau Singer nahm die Gabel und stocherte lustlos darin herum.
    »Er gehört zur KSK.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Wohl kaum die Kreissparkasse. Reden Sie offen mit mir. Sonst ist dieses
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