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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis
Autoren: James Rollins
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Prolog
    6. Februar, 11:58 Uhr
538 Kilometer nördlich des Polarkreises Vierzig Faden unter der polaren Eiskappe
    Die USS Polar Sentinel glitt durch den dunklen Ozean. Leise kreisten die beiden bronzenen Propeller, leise bewegte sich das neueste ForschungsU-Boot der amerikanischen Navy unter dem Eisdach vorwärts. Plötzlich hallten die Sirenen eines Annäherungsalarms durchs Schiff.
    »Heilige Muttergottes, was für ein Monster!«, murmelte der Tauchoffizier, der sich auf seiner Station über einen kleinen Videomonitor beugte.
    Captain Gregory Perry teilte Commander Bratts Einschätzung. Er stand auf dem Periskoppodest im Kontrollraum, die Augen am Sucher des Fernrohrs, und beobachtete den Ozean jenseits des doppelwandigen Schiffsrumpfs aus Titan und Kohlenstoffstahl. In der Arktis herrschte noch Winter, und obwohl es Mittag war, herrschte tiefe Finsternis. Seit Wochen schon hatte niemand die Sonne gesehen; das Wasser, das sie umgab, blieb dunkel. So weit das Auge reichte, erstreckte sich die Eisdecke über ihnen, unterbrochen nur von gelegentlichen blaugrünen Flecken dünneren Eises, durch die das spärliche Mondlicht der Oberflächenwelt hereinsickerte. Im Durchschnitt war die polare Eiskappe nur drei Meter dick, was jedoch nicht bedeutete, dass ihre Welt gleichmäßig und eben war. Überall ragten Auswüchse von zusammengepresstem Packeis wie Stalaktiten herunter, einige davon bis zu vierundzwanzig Meter lang.
    Aber nichts davon war mit dem umgekehrten Berg zu vergleichen, der sich da vor ihnen in die Tiefen des Arktischen Ozeans reckte, ein regelrechter Mount Everest aus Eis. Langsam umkreiste das U-Boot seine Spitze.
    »Das Baby hier geht gut und gern anderthalb Kilometer weit nach unten«, fuhr Commander Bratt fort.
»Genau zwei Komma zwei vier Kilometer«, berichtigte der Wachführer von seiner Station. Er war praktisch rundum von Messgeräten umgeben und fuhr jetzt mit dem Finger über den Videomonitor des HochfrequenzSonars, das die Konturen der Eisdecke abtastete.
Perry blickte weiter durch das Periskop und verließ sich lieber auf seine Augen als auf die Videomonitoren. Mit einem raschen Handgriff schaltete er die Xenonscheinwerfer des U-Bootes an, sodass die Klippen vor ihnen aufleuchteten. Schwarze Wände erglühten in Schattierungen von Kobaltblau und Aquamarin. Langsam umrundete das U-Boot den gewaltigen Berg, so nah, dass das VermessungsSonar protestierend anschlug.
»Kann mal bitte jemand das Getöse ausschalten?«, brummelte Perry.
»Aye, Sir.«
Schweigen senkte sich über das Schiff; niemand sagte ein Wort. Man hörte nur noch das gedämpfte Summen der Motoren und das leise Zischen der Sauerstoffgeneratoren. Wie alle U-Boote war auch die kleine atomgetriebene Polar Sentinel dafür gebaut, sich lautlos fortzubewegen. Allerdings war sie nur halb so groß wie ihre geräumigeren Brüder. Dank einiger wichtiger technischer Fortschritte hatte man das U-Boot so klein bauen können, dass manche es scherzhaft der »Kaulquappenklasse« zuordneten. So benötigte es weniger Besatzung und entsprechend weniger Wohnraum. Außerdem besaß es als reines Forschungsschiff keinerlei Bewaffnung, was wiederum Platz für wissenschaftliche Geräte und Personal ließ. Doch niemand ließ sich von der Entmilitarisierung des Schiffs Sand in die Augen streuen. Die Polar Sentinel war natürlich auch die Testplattform für eine neue Generation von AngriffsU-Booten: kleiner, schneller, tödlicher.
Theoretisch befand sie sich zwar noch in der Testphase, aber sie war der Driftstation Omega zugeteilt worden, einer halbpermanenten amerikanischen Forschungsstation, die als gemeinsames Projekt mehrerer Regierungsbehörden auf der Polarkappe errichtet worden war. Unter anderem gehörten die National Science Foundation und die National Oceanographie and Atmospheric Administration dazu.
In der letzten Woche hatte die Crew das U-Boot in offene Rinnen zwischen den Eisschollen oder auf dünn vereisten Seen, so genannten Polynjas, nach oben gebracht. Ihre Aufgabe bestand darin, meteorologische Geräte auf dem Eis zu platzieren, die von der Forschungsbasis aus überwacht werden sollten. Aber vor einer Stunde waren sie nun auf diesen umgekehrten Mount Everest gestoßen.
»Das ist wirklich ein Wahnsinnseisberg!« Bratt pfiff leise durch die Zähne.
Eine neue Stimme mischte sich ein. »Der korrekte Ausdruck dafür lautet Eis insel. «
Interessiert hob Perry den Kopf vom Periskop.
Von den vorderen Forschungsdecks her trat ein grauhaariger Mann
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