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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt
Autoren: Gmeiner Verlag
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Dinner‹ verkommen
zu lassen, sondern es nach der Bescherung in Ruhe und Würde zelebrieren zu
können. Das hatte sich auch erhalten, nachdem aus den Kindern Erwachsene
geworden waren. Zu Recht, denn Spannung bleibt Spannung.
    Also war Christbaum anzünden und Geschenke auspacken für 18 Uhr
vorgesehen und danach das große Schlemmen. Neben der engsten Familie waren auch
dieses Jahr wieder ein, zwei Besucher angesagt, die andernfalls den Heiligen
Abend allein oder mit Fremden in ihrer Herberge hätten verbringen müssen.
    Palinski hatte ›Fink‹
Brandtner eingeladen. Er verstand sich gut mit dem gestandenen Single, der sich
mit den Resten seiner Familie nicht allzu gut verstand. »Es genügt völlig, wenn
wir uns am zweiten Feiertag in die Haare geraten«, hatte der Major gemeint und
den Ausflug nach Eibiswald erst für den Stefanitag geplant.
    Wilma dagegen hatte eine neue Freundin angekündigt, eine
»entzückende Ausländerin, die mir erst unlängst die Augen geöffnet und damit
einen großen Gefallen getan hat«.
    Palinski war mehr als überrascht, als er nach seiner Rückkehr
von einem langen Weihnachtsspaziergang mit Max und Moritz nach Hause kam
und … Gwen im recht vertraut wirkenden Gespräch mit ›Fink‹ erblickte.
    Ui, das war jetzt aber etwas peinlich. In der Hektik der
letzten Tage hatte er völlig vergessen, Wilma von dieser kleinen, völlig
harmlosen Episode mit dem feenhaften Wesen aus dem fernen Avalon zu erzählen.
Bei den Frauen mit ihrem ewigen Misstrauen wusste man nie, wie so eine
›Beichte‹ aufgenommen werden würde.
    Dennoch, er kam wohl nicht darum herum, etwas zu sagen.
Jetzt. Was getan werden musste, musste getan werden.
    »Kann ich dich einen Augenblick sprechen?«, flüsterte er
Wilma zu. Die winkte aber ab. »Ich weiß alles von dir und Gwen, sie hat mich am
Punschstand besucht und mir zu meinem tollen Mann gratuliert.«
    Sie lachte neckisch und zwinkerte Gwen zu. »Und ich weiß
auch, dass du mir das schon die ganze Zeit hast erzählen wollen. Aber in der
Hektik der letzten Tage …«
    Palinski war sprachlos und seine Wilma einmalig, er liebte
diese Frau.
    Etwas später, nach dem Absingen der Weihnachtslieder, ging es
ans Auspacken der Geschenke. Darunter befand sich auch ein reichlich großes
Paket, darauf ein kleines Kärtchen mit der Aufschrift ›Für Wilma und ihre
Lieben. Alles Gute, Tante Anita‹.
    Das bedeutete nichts Gutes. Anita war die Schwester von
Palinskis Fast-Schwiegermutter und das absolute negative ›Highlight‹ in dieser
an Albträumen nicht gerade armen Familie.
    Palinski war schon versucht, das Trumm, so wie es war,
irgendwo zu verräumen und dann einfach zu vergessen. Aber Wilma bremste ihn
ein.
    »Ich glaube, ich weiß, was das ist«, räumte sie ein. »Und ich
fürchte, ich bin schuld daran, dass wir es bekommen haben. Aber es hilft
nichts, wir müssen es auch auspacken und aufstellen. Tante Anita kommt morgen
mit den Eltern zum Kaffee und wäre sonst zu Tode beleidigt.«
    Das hätte Mario zwar nicht das Geringste ausgemacht, aber
bitte, es war ihre Familie, und daher musste er das wohl akzeptieren. Er nahm
sich aber vor, das, was immer es auch sein sollte, sofort danach auf
Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen. Ganz vorsichtig, als ob es sich um
eine Paketbombe handelte, nestelte Palinski an der großen Goldschleife herum.
Nachdem die geöffnet war, löste er die Bänder und beseitigte das mindestens
schon dreimal verwendete Weihnachtspapier. Um sicherzugehen, es nächstes Jahr
nicht neuerlich zu bekommen, zerriss er es dann auch noch in extrem kleine
Papierschnitzel. Dann nahm er den Deckel der freigelegten Schachtel mit
gespielter Feierlichkeit ab und brachte den lebensgroßen Kopf eines
griechischen Knaben zum Vorschein. Oder war es ein römischer?
    Scheißegal, auf jeden Fall war es das geschmackloseste,
kitschigste Ding, das er je in Händen gehalten hatte.
    »Das ist allein meine Schuld«, bekannte Wilma zerknirscht.
»Ich hab den Schädel einmal bei Anita gesehen und mich leider zu einem ›Na, so
etwas Schönes‹ hinreißen lassen. ›Den Apollo sollst du eines Tages bekommen,
mein Kind‹, hat sie drauf gesagt. ›Du scheinst antike Kunst zu schätzen zu
wissen‹. Aber dass sie das ernst gemeint hat, hätte ich nicht gedacht.
Angeblich soll der Kopf aber echt sein.«
    »Echt ist er schon«, ätzte Harry, »bloß echt was?«
    »Echt Taiwan«, sekundierte ihm Palinski, der das Ding
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