Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt
Autoren: Gmeiner Verlag
Vom Netzwerk:
Rechenoperation endgültig abgeschlossen und war wieder zu
demselben Ergebnis gekommen. Er war zornig, und er war gewillt, das seiner
Meinung nach geringe Risiko auf sich zu nehmen, um dem widerlichen Kerl endlich
zu zeigen, dass man so nicht mit ihm umging.
    Und so drehte er sich plötzlich um und gab dem höchst
verblüfften Winfried Metznar zunächst zwei kräftige Ohrfeigen und dann einen
ebensolchen Tritt ins Gekröse. Das war von Mann zu Mann zwar etwas unfair, aber
unter den gegebenen Umständen durchaus vertretbar. Irgendwie hatte Winnie
diesen Angriff aber vorhergesehen und durch das Abdecken der heiklen Zone mit
beiden Fäusten das Ärgste verhindern können.
    Beide Männer waren jetzt so richtig in Rage gekommen und
begannen, um die Pistole in Winnies rechter Faust zu kämpfen. Vorsichtshalber
drückte Palinski den Lauf der Waffe in die Höhe, vielleicht hatte er sich ja
doch verrechnet. Gleichzeitig versuchte er, seinem Gegner das tödliche Ding zu
entreißen.
    Während der Kampf hin und her wogte, näherten sich die Helfer
vorsichtig von hinten. Plötzlich ging aber alles sehr schnell. Winnie legte
alle Kraft in den rechten Arm und riss fest an der Waffe, um sie aus Palinskis
Griff zu bekommen. Gleichzeitig musste Palinski aber loslassen, weil der Zug zu
stark geworden war. Sein eigener Schwung ließ Winnie nun zwei Schritte
zurücktaumeln, wo nur mehr für einen Platz war. Das im späteren Polizeibericht
als sträflich niedrig angebrachte Geländer wirkte wie der berühmte feste Punkt,
den schon Archimedes gesucht hatte, um die Welt aus den Angeln zu heben. Im
vorliegenden Fall war es nicht die Welt, sondern Winnie, der mit dem Ausdruck
maßlosen Erstaunens im Gesicht wie im Zeitlupentempo über das Geländer kippte.
Dabei ruderte er noch wild mit den Armen, verschwand dann mit einem
verzweifelten Schrei und schlug schließlich mit einem hässlichen, dumpfen
Geräusch neun Stockwerke weiter unten auf.
    Palinski, der den Mann noch irgendwie zu fassen hatte
bekommen wollen, schleppte sich schwer atmend in eine Ecke und kotzte in den
jungfräulich weißen Schnee.

     
    *

     
    Nachdem der offizielle Teil des höchst
ereignisreichen Tages beendet worden war, zu dem auch die Einleitung der
Fahndung nach der verschwundenen Tatjana Blümel zählte, setzte sich die gesamte
Truppe zur Nachbearbeitung und Manöverkritik zusammen. Schauplatz dieses
heftigen, von Pizza und Barolo begleiteten Events war ›Mama Maria‹, Palinskis
Lieblingsitaliener in der Döblinger Hauptstraße.
    Nachdem alle gegessen und den letzten Rest vorhandenen Frusts
hinuntergespült hatten, nahmen sich Wallner und Brandtner den Helden des Tages
vor.
    »Sag, warst du eigentlich
plötzlich von allen guten Geistern verlassen?« Helmut verdrehte die Augen, und ›Fink‹
pflichtete ihm nonverbal mit einem grimmigen Gesichtsausdruck bei. »Drehst dich
mir nichts dir nichts um und knallst dem Kerl zwei, einfach so. Was hättest du
denn gemacht, wenn er abgedrückt hätte? Dann wäre das hier ein Leichenschmaus
geworden.«
    »Das Restrisiko war zu vernachlässigen«, erwiderte Palinski
richtig goschert. »Ich habe mir ausgerechnet, dass bereits sechs Schuss aus dem
Revolver abgeschossen worden sind. Einer hat Jacomi Senior getötet, einer
Rutzmann und zwei die Dudeks. Einer ist für Gutenbrunners Zustand
verantwortlich und der letzte vorhin in die Decke gegangen. Macht summa
summarum sechs Schuss.«
    Er schaute triumphierend auf die beiden.
    Die Kriminalisten blickten sich fragend an. »Na und«, meinte
Brandtner dann, »was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?«
    »Na, sechs Schuss im Revolver, mehr sind doch in einem
Magazin nicht drinnen«, stellte Palinski fest, war sich plötzlich aber nicht
mehr ganz sicher. »Habe ich zumindest einmal gelesen. Stimmt doch, oder?«
    »Erstens ist die Luger 08 eine Pistole«, klärte ihn Brandtner
auf.
    Scheiße, dachte Palinski, jetzt war das schon sein achter
Fall und er konnte Revolver und Pistolen noch immer nicht auseinanderhalten.
    »Und zweitens fasst das Magazin acht Patronen«, fuhr der
Major ungerührt fort. »Mein Rat lautet also: Tun Sie so etwas nie, niemals
wieder.«
    Palinski blickte verunsichert zu seinem Freund Wallner. Und
Helmut … nickte mit dem Kopf. »Der Kollege hat recht, Mario. Es waren
noch zwei Patronen in der Trommel. Du hast sehr viel Glück gehabt.«
    In einer Slapstickkomödie hätte Palinski jetzt wohl vor
Schreck die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher