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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt
Autoren: Gmeiner Verlag
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Augen verdreht und wäre steif wie ein gefällter Baum zu Boden
gestürzt. Bewusstlos natürlich. Aber dies hier war keine Komödie, und so musste
er dem plötzlich schrecklich mulmigen Gefühl in seinem Magen mit weniger
spektakulären Mitteln zu Leibe rücken. »Maria, un grappa per favore. Ma
doppio.«
    Dann fiel ihm ein, dass es den Freunden bei seinem
tolldreisten Auftritt sicher auch nicht viel besser gegangen sein dürfte.
    »E due altre grappe«, rief er Maria nach, »per gli amici!«

     

12 a
    Palinski war nicht abergläubisch, aber überhaupt
nicht. Er las zwar regelmäßig die Horoskope in den Tageszeitungen, glaubte an
ihre Inhalte aber nur, falls und soweit sie etwas Positives versprachen. Sollte
eine schwarze Katze seinen Weg kreuzen, würde er keinen großen Bogen um das
Viech herum machen, sondern einfach wieder zurückgehen, von wo er gekommen war.
Und es gab noch jede Menge Beispiele dafür, dass Palinski ein streng rational
denkender Mensch und frei von esoterischen Spinnereien war. Doch das würde den
Rahmen hier sprengen.
    Dank seiner lieben alten Großmutter, die ihm bereits in
früher Kindheit gewisse Wahrheiten vermittelt hatte, war ein Aberglaube aber
nicht aus seinem Kopf herauszubekommen. Sie hatte ihm bereits im zarten Alter
von drei Jahren eingetrichtert: »Wenn einmal etwas Außergewöhnliches passiert,
dann wiederholt es sich in der Regel noch zweimal innerhalb eines kurzen
Zeitraumes.«
    Und tatsächlich, starb ein
berühmter Hollywoodstar, so machten es zwei weitere auch nicht mehr lange. Oder
kratzte ein Politiker ab, so gab es mit Sicherheit bald darauf zwei weitere
Begräbnisse mit Eventcharakter.
    Der etwas unbestimmte Terminus des ›kurzen Zeitraumes‹
eröffnete allerdings einen gewissen interpretativen Spielraum, denn das konnte
drei Tage oder auch drei Wochen bedeuten.
    Nachdem Winfried ›Winnie‹ Metzlar tot, Axel Rossbach wieder
bei seiner Familie und Hans Garber für einige Tage nach Malta geflogen war, um
auszuspannen und sich über seine Zukunft klar zu werden, im Wesentlichen also
wieder Normalität eingekehrt war, hätte Palinski eigentlich glücklich und
zufrieden sein müssen. Mit Wilma war wieder alles in Ordnung, soweit das in
ihrer seltsamen Beziehung überhaupt möglich war, die Kinder waren zu Hause und
die Chancen auf ›Weiße Weihnachten‹ noch immer intakt.
    Und dennoch, irgendetwas störte ihn, ließ noch nicht zu, dass
auch er sich der hemmungslos alles zudeckenden Weihnachtsstimmung hingab. Er
glaubte, auch den Grund für diese Unruhe zu kennen.
    Vor drei Tagen war er in eine nicht ungefährliche
Konfrontation geraten, einen Tag später hatte ihn ein durchgeknallter
Psychopath und Massenmörder mit …, was war es jetzt bloß gewesen, …
ja, mit einer Pistole bedroht.
    Das waren zwei lebensbedrohliche Situationen gewesen und
damit eine zu wenig, wenn er an Omis häufig bestätigte ›Dreier-Regel‹ dachte.
    Er hatte schon überlegt, Wilma zu bitten, ihn mit einem
Küchenmesser zu bedrohen oder mit verdorbenem Sushi, um diese dritte Situation
endlich eintreten zu lassen. Dann waren ihm aber Zweifel gekommen, ob sich das
Schicksal so einfach austricksen lassen würde.
    Das ungewohnt intensive Zusammensein mit seinen Kindern
gestern und auch heute hatte das dumpfe Unbehagen allerdings weitgehend
überdeckt. Besonders mit Harry hatte er viel Spaß gehabt. Der Bub hatte an der
Uni einen Kollegen, der aus einer Zirkusfamilie stammte und ihm einige Tricks
beigebracht hatte. So zum Beispiel Jonglieren oder, und das war überhaupt der Hit, das ruckartige Wegziehen eines Tischtuches, und zwar derart, dass die
darauf befindlichen Geschirr- und Besteckteile sowie die Gläser auf ihrem Platz
liegen bzw. stehen blieben.
    Also das Jonglieren mit drei Bällen gelang Palinski schon
ganz gut, die Sache mit dem Tischtuch hatte er nach drei Versuchen auf äußerst
dringende Intervention Wilmas abbrechen müssen.
    Ach, war es schön, dass wieder alle zusammen waren. Nächste
Woche ging es dann nach Bozen zu Silvana und Fritz.
    Und überhaupt, das mit der ›Dreier-Regel‹ war ja wirklich nur
Unfug. Es gab keinerlei Grund, sich irgendwelche Sorgen zu machen.
    Fröhliche Weihnachten allen, die guten Willens sind.

     
    *

     
    In Wilmas Familie war es immer schon Sitte
gewesen, das Christkind relativ früh kommen zu lassen, um durch die aufgeregte
Spannung der Kinder das Weihnachtsessen nicht zu einem ›Quick
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