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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt
Autoren: Gmeiner Verlag
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glaube, das war er.« Er gab Jacomi das Telefon
zurück. »Leider wurde keine Rufnummer angezeigt. Falls er sich nochmals meldet,
sprechen Sie mit ihm und versuchen Sie ihn zu überreden, sich zu stellen. Oder
halten Sie ihn zumindest so lange hin, dass wir genug Zeit für eine Funkpeilung
haben.« Er griff sich nun sein Handy und veranlasste das Notwendige.
    »Aber ich kann Winfried doch nicht verraten!« Jacomi sah
jetzt schrecklich aus. »Ich bitte Sie, er ist mein Bruder.«
    »Winfried hat schon lange vor dem heutigen Tag begonnen, Sie
zu verraten«, warf Brandtner ein und hatte damit so unrecht nicht.

     
    *

     
    Winnie, der Mann, um den es ging, war inzwischen
vor dem neun Stockwerke hohen Bürogebäude in der Muthgasse eingetroffen. Vor
dem Haupteingang standen zwei Polizeifahrzeuge und mehrere Uniformierte, die
auf was immer auch warteten. Das sah nicht sehr gut aus für Erwin.
    Jetzt kam noch ein weiteres Einsatzfahrzeug vorgefahren, dem
sein Onkel und ein Polizist entstiegen. Der Beamte trug einen größeren Karton
in Händen und folgte Franz ins Innere des Gebäudes. Winnie wusste nicht, was
das zu bedeuten hatte. Aber sicher nichts Gutes. War es möglich, dass Erwin,
dieses geliebte Weichei, nicht imstande gewesen war, das Zeug aus dem Koffer
verschwinden zu lassen? Sollte letztlich alles vergebens gewesen sein?
    Winnie überlegte fieberhaft, was er tun sollte, um aus den
verlorenen Schlachten der letzten Zeit doch noch einen Gesamtsieg für Erwin und
sich herauszuholen. Er musste etwas unternehmen, das stand fest, er hatte aber
nicht die geringste Vorstellung, was das sein sollte. Verdammter Erwin, warum
hatte er den Ramsch nicht im Koffer lassen können.

     
    *

     
    Im Büro hatte Dr. Franz Jacomi begonnen, die
Wertgegenstände der Tontine auf dem großen Besprechungstisch auszubreiten und
mit der beiliegenden Inventarliste zu vergleichen. Tatsächlich, alles war da,
außer einem Stück: Pistole Luger 08 mit eingravierter SS-Rune am Lauf, geladen.
    Der Onkel blickte den Neffen fragend und gleichzeitig
anklagend an. Der zuckte aber nur mit den Achseln und meinte: »Es tut mir leid,
Franz. Ich werde so bald wie möglich die Konsequenzen ziehen.«
    Jetzt trat der alte Notar, für den dieser Tag einer der
dunkelsten seines Lebens sein musste, sowohl beruflich als auch privat, vor
Erwin hin und schlug ihm zweimal ins Gesicht. Dann drehte er sich um und
verließ wortlos den Raum.
    »Falls es Sie
interessiert«, Erwin wandte sich jetzt an Rossbach und Garber, »ich habe die
Wertentwicklung der Gegenstände verfolgt. Da sich unter den Briefmarken einige
seltene Werte aus der ersten Republik und aus der Monarchie befinden, ist bei
diesem Posten ein erheblicher Wertzuwachs zu verzeichnen. Am besten haben sich
aber die Zeichnungen und Bilder entwickelt, unter denen sich z.   B. ein Kumpf befindet
sowie eine Skizze von Andy Warhol und vor allem ein echter Walde. Für einzelne
Comic-Hefte können angeblich auch bis zu 1.500 Euro erzielt werden. Bei einer
Versteigerung könnten Sie für alles zusammen so um die 150.000 Euro lukrieren.
Vielleicht auch mehr.«
    »Ich bin nicht daran
interessiert«, stellte Garber dezidiert fest, »da hängt zu viel Blut daran. Das
Einzige, was ich möchte, ist meine alte Uhr. An der hänge ich noch immer.
Meinen Anteil am restlichen Erlös werde ich für einen wohltätigen Zweck zur
Verfügung stellen.« Rossbach brauchte nicht viel länger, um sich der
Entscheidung seines Freundes anzuschließen.
    Palinski, der vor wenigen Minuten den Raum verlassen hatte,
um dem leidigen Ruf der Natur zu folgen, kam wieder in den Raum, aber nicht
allein. Hinter dem mit leicht erhobenen Armen und einer verstört wirkenden
Grimasse im Gesicht eintretenden Mario folgte ein Mann, der ihm eine Pistole
der Marke Luger 08 an die Schläfe hielt.
    »Ja, ich bin’th«, schrie Winnie. »Auth dem Weg, thontht muth
ich den netten Mann da erschiethen.« Er drängte Palinski in den hinteren Teil
des Raumes, in die Nähe der zur Terrasse führenden Schiebetüre. Dann schoss er
einmal in die Decke, wohl um seine Entschlossenheit damit unter Beweis zu
stellen.
    Der im Raum befindliche uniformierte Beamte wollte schon
seine Waffe ziehen, doch Wallner winkte ab. »Keine Waffen, wir machen absolut
nichts, was das Leben der Geisel gefährden könnte.«
    Komisch, ging es Palinski
durch den Kopf, wie anders dieser schon so oft gehörte Spruch doch klang, wenn
man
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