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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt
Autoren: Gmeiner Verlag
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Hosen
nicht anbehalten und vögelte ausgerechnet eine junge Frau, mit der Erwin eine
Freundschaft mit der Hoffnung auf mehr verband. Als ihn sein Sohn darauf ansprach
und Vorwürfe machte, lachte der Vater ihn nur aus und bezeichnete ihn als
impotent.

    Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte,
fiel dann im Februar des folgenden Jahres. Wolfram traf bei einem
Restaurantbesuch zufällig auf die beiden Brüder, die mit zwei jungen Frauen zu
Abend aßen. Der alte Miesling entblödete sich tatsächlich nicht, ungefragt am
Tisch der beiden Paare Platz zu nehmen und sich auf unflätige Art über die
Schwächen seiner Söhne auszulassen. Zum Abschied meinte er dann noch zu den
beiden entsetzten Frauen, dass sie sich ruhig an ihn wenden sollten, falls sie
einmal Lust auf einen »richtig guten Fick« haben sollten.

    Jetzt war wirklich Feuer am Dach der beiden Brüder. Noch
in derselben Nacht beschlossen sie, das Problem ›Vater‹ ein für alle Mal zu
lösen. Und Winnie hatte auch schon eine Idee. Von Erwin benötigte er lediglich
in einem einzigen Punkt Unterstützung. Den Rest wollte er besorgen.

    Zwei Wochen später wurde Dr. Wolfram Jacomi erschossen,
als er sich spät in der Nacht bei einem Geldautomaten ein wenig Bares holen
wollte. Angeblich war er unterwegs zu einer Prostituierten gewesen.

    Nach Ansicht der Polizei handelte es sich dabei um einen
Raubüberfall mit tödlichem Ausgang, der nach mehr als einem halben Jahr
unerledigt abgelegt werden musste.

    Just ab diesem Zeitpunkt war auch die Luger 08, die
eigentlich in dem Metallkoffer sein sollte, spurlos verschwunden. Einige Zeit
später hatte Winfried Erwin anvertraut, dass er die Waffe in den Wienerwaldsee
geschmissen habe, da ihm das ›Nazizeug‹ auf die Nerven gegangen war. Sie war
also unwiederbringlich weg, würde aber eines Tages fehlen, nämlich am 22.
Dezember des Jahres, in dem die ›Siebener-Tontine‹ auslaufen sollte. Spätestens
dann würde Erwin Jacomis Versagen auch als Notar öffentlich bekannt werden.

     
    *

     
    »Dieser Gedanke hat mich die ganze Zeit sehr
belastet«, gestand Jacomi jetzt. »Aber Winfried hat mich beruhigt und gemeint,
es würde ihm schon etwas einfallen. Gestern Abend hat er sich gemeldet und mich
über den geplanten ›Überfall‹ informiert. Das schien mir eine vertretbare
Lösung zu sein. Die Hauptsache für mich war aber, den äußeren Schein zu wahren
und damit meinen Ruf und auch den der Kanzlei nicht zu beschädigen. Dass ich
mich damit ins Unrecht setzen würde, war mir natürlich bewusst.«
    Dieser Aspekt der ganzen Angelegenheit interessierte Wallner
relativ wenig. »Wer hat Ihren Vater jetzt eigentlich umgebracht?«, wollte er
viel lieber wissen.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Jacomi bedrückt, »und ich will
es auch gar nicht wissen. Auf jeden Fall bin ich an der Ermordung meines Vaters
genauso schuldig wie derjenige, der den Abzug betätigt hat.«
    Im Raum war es während der Erzählung des Notars ganz ruhig
geworden. Vor den Fenstern des Büros hatte es leicht zu schneien begonnen. Und
natürlich nicht nur da. Die ganze Stadt war dabei, sich ein weihnachtliches
Gewand anzulegen, und das Gefühl des Friedens, das dabei verbreitet wurde,
passte so gar nicht zu der hier herrschenden Stimmung.
    »Offenbar hat Sie Ihr Bruder belogen, was das Schicksal der
Pistole betrifft«, stellte Wallner mit relativ freundlicher Stimme fest. »Die
Waffe ist mit großer Wahrscheinlichkeit dieselbe, mit der erst gestern ein
pensionierter Polizist in St. Andrä schwer verletzt worden ist. Einer der
›Sieben‹, der definitiv von Ihrem Bruder nach Österreich gelockt worden ist,
wurde von ihm oder seiner Komplizin stranguliert. Tut mir leid, das sagen zu
müssen. Aber Ihr Alter Ego hat sich zu einem Monster ausgewachsen, dem wir so
rasch wie möglich das Handwerk legen müssen.«
    Er blickte den Notar ernst an. »Falls Sie uns dabei nicht
helfen, machen Sie sich an jedem weiteren Verbrechen mitschuldig.«
    »Ich weiß nur, dass er irgendwo auf einem alten Bauernhof im
Weinviertel wohnt«, gab Jacomi zu. »Von einer Komplizin ist mir nichts bekannt.
Wirklich nicht.«
    Plötzlich meldete sich sein Handy und der Notar wollte das
Gespräch schon annehmen, doch Wallner nahm ihm das Gerät einfach aus der Hand,
drückte den Annahmeknopf und sagte: »Hallo.«
    Doch niemand meldete sich, im Hintergrund war lediglich
leicht beschleunigter Atem zu hören.
    »Ich
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