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Weniger arbeiten, mehr leben

Titel: Weniger arbeiten, mehr leben
Autoren: Hajo Neu
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|12| Glückwunsch!
    Sie gehören also auch zu denen, die es geschafft haben – Sie haben einen gut bezahlten, spannenden Job mit reichlich Sozialprestige, und der nächste Schritt nach oben auf der Karriereleiter ist selbstredend nur noch eine Frage der Zeit. Auf Ihrer Visitenkarte steht ein wohlklingender Titel, Sie telefonieren immer mit dem neuesten Handy, und möglicherweise stellt Ihnen die Firma einen anständigen Dienstwagen. Auf jeden Fall haben Sie eine Menge erreicht und genießen fraglos hohe Anerkennung durch Ihren Chef, Ihre Kollegen, Ihre Kunden. Eigentlich müsste es Ihnen verdammt gut gehen.
    Nein? Fehlt etwas? Vermutlich ist es etwas, das nichts mit Ihrem Konto oder dem Firmenwagen zu tun hat. Denn Sie haben Opfer gebracht. Wenn Sie ein Mann sind, sind Ihre Kinder vielleicht drei, vier oder acht Jahre alt, und Ihnen ist schmerzlich bewusst, wie schnell sie groß geworden sind – ohne dass Sie ihnen dabei zusehen oder sie ein größeres Stück des Weges begleiten konnten. Wenn Sie eine Frau sind, haben Sie wegen der Karriere vielleicht ganz auf eine Familie verzichtet. Und Sie fragen sich manchmal, wie jene erfolgreichen Frauen »Kinder und Karriere« so perfekt unter einen Hut bringen, die regelmäßig in den einschlägigen Magazinen porträtiert werden. Wenn Sie Single sind, stellen Sie vielleicht fest, dass Sie außerhalb des Büros kaum noch Freunde haben. Vielleicht blicken Sie manchmal erstaunt auf alte Schul- oder Studienkollegen, die trotz ihres Berufs in der Lage sind, sich Zeit für Dinge wie Kino, Klavierspielen oder Kanufahren zu nehmen.
    Auf jeden Fall sind Freizeit, Familie und Freunde ins Abseits geraten, und Sie leiden unter dem dummen Gefühl, dass Sie praktisch Ihr halbes Leben damit verbracht haben, dorthin zu gelangen, wo Sie heute stehen. Schlimmer noch: Sie wissen, dass das, was vor Ihnen liegt, keine große Veränderung in Bezug auf einen ganz bestimmten Punkt bringen wird – Lebensqualität, Lebenssinn.
    Im Moment beschäftigen Sie sich fraglos mit einer Vielzahl interessanter Projekte. Sie entwickeln Marketingkampagnen, verwalten Firmenabschlüsse oder optimieren Systemprogramme. Spannend und herausfordernd das alles, keine Frage, wäre da nicht die bittere Erkenntnis, dass es |13| Wichtigeres im Leben gibt, als dem nächsten großen Deal hinterherzulaufen und den nächsten Karriereschritt zu planen. Denn Ihnen ist klar geworden, dass all diese Dinge nicht den gleichen Stellenwert haben wie ein Wochenende, das man nicht hinter dem Schreibtisch, sondern mit Freunden verbringt, wie das Engagement für ein soziales Projekt oder die Verwirklichung irgendeines verrückten Traums, den Sie schon in der Schule hatten – sei es, ein Boot zu bauen, einen Obstgarten anzulegen oder ein Buch zu schreiben. Mit einem Satz: Es ist die nüchterne Erkenntnis, dass Ihr so genanntes Leben nur noch um eines kreist – die Arbeit.

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Von der Karriere-Autobahn aufs Abstellgleis
    Vielleicht gehören Sie auch zu denjenigen, bei denen das Karriere-Pendel plötzlich brutal zur anderen Seite ausgeschlagen ist und die jetzt denken: »Na wunderbar, aber ich bin gefeuert worden. Ich wäre froh, wenn ich einen Job hätte!« Natürlich ist auch das ein mögliches Szenario: Dass Sie in diesen Tagen mehr oder minder unerwartet und fassungslos vor jenen zertrümmerten Teilen ihres Lebens stehen, die einmal eine vielversprechende Karriere waren. Vielleicht haben Sie die letzten Jahre geackert wie ein Irrer – selbstbewusst, energisch, aber stets auch mit dem Hintergedanken: »Es ist schließlich nicht für die Ewigkeit. Ich zieh das hier noch eine Weile durch und fahre den Job dann etwas herunter, um mich anderen Dingen zu widmen.« – Der berühmt-berüchtigte »Noch ’X’ Jahre, dann steige ich aus«-Gedanke also, den Millionen Menschen jeden Tag im Stau oder in der überfüllten Straßenbahn auf dem Weg ins Büro haben. Und dann das. Ein Anruf, ein kurzes Gespräch, ein nüchtern verfasster Brief von der Geschäftsleitung: »Für Ihren unermüdlichen Einsatz möchten wir Ihnen trotzdem herzlich danken!«
    Im Grunde ist es gar nicht so entscheidend, ob Sie in einem fordernden Job ihr Bestes geben und bis zum Umfallen arbeiten oder einen scharfen Einschnitt in der Karriere verkraften mussten und nun voller Verbitterung resümieren, dass der Einsatz der letzten Jahre ein Stück weit nutzlos war. Ihr Wunsch und alle Planspiele, die Belastung durch den Job zugunsten
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