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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt
Autoren: Gmeiner Verlag
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schon
vorher umgedreht und nachgesehen hatte. ›Made in Taiwan‹.
    Um die Scheußlichkeit aus der allgemeinen Augenhöhe zu
bekommen, platzierte Palinski das Ding jetzt auf dem alten Bauernkasten. Falls
der Kerl jetzt noch einen Hut tragen würde, würde er sich da richtig nett
machen.
    »Wieso stellst du das Geschenk da oben hin?«, wollte Wilma
wissen. »Lass den Kopf doch hier stehen, damit Anita ihn gleich sehen kann.«
    »Der Kopf bleibt oben«, stellte Mario dezidiert fest. »Sonst
borge ich mir die Dienstwaffe von ›Fink‹ und knall diese Monströsität über den
Haufen. Und zu Anita sage ich dann nur: ›Sorry, ein Unfall.‹ Und jetzt kein
Wort mehr«, knurrte er.
    Das war dann auch schon das Aufregendste an diesem
Weihnachtsabend gewesen. Zumindest bis kurz vor 20 Uhr.

     
    *

     
    Die Frauen waren in der Küche, um dem kurz
bevorstehenden Abendessen den letzten Schliff zu geben. Die Männer saßen im
Wohnzimmer um den Baum herum, tranken Sekt und alberten herum. Palinski nahm
die Gelegenheit wahr, seinem neuen Freund ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Für
seinen Geschmack hatte ›Fink‹ gerade vorhin doch ein wenig zu intensiv mit Gwen
geflirtet. So sehr er die Schöne von den fernen Nebelinseln und den Major auch
mochte und beiden ein glückliches langes Leben wünschte, noch viel mehr hoffte
Palinski, ›Fink‹ und Margit Waismeier miteinander zu verkuppeln, um zu
verhindern, dass ihm seine Büroleiterin von einem Münchner ins Ausland entführt
würde. Das würde nur schwer zu verkraften sein, nein, überhaupt nicht.
    »Sag einmal, ›Fink‹«, die beiden hatten sich gerade vorhin
auf das freundschaftliche ›Du‹ geeinigt, »wie ist das eigentlich mit den
Frauen?« Gerade als Palinski mit dem ›Verhör‹ beginnen wollte, klingelte es an
der Türe. Harry, der soeben aus dem Zimmer ging, nahm den Hörer der
Gegensprechanlage, sagte: »Ja bitte«, dann: »Dritter Stock links«, und legte
auf.
    »Arme Hunde«, meinte er noch, »müssen selbst am Heiligen
Abend noch Pakete ausfahren«, ehe er aufs Klo ging.
    Eine knappe Minute später klingelte es direkt an der Türe,
und Wilma öffnete. Vor ihr stand eine ziemlich große Frau mit einer länglichen
Schachtel in der Hand.
    »Ja bitte«, meinte die Hausfrau freundlich.
    »Ich habe hier etwas für Herrn Palinski«, sagte die Frau
knapp und drängte in die Wohnung.
    »Na hören Sie einmal«, empörte sich Wilma, »so geht das
nicht. Warten Sie hier und …«
    Doch Tatjana Blümel kümmerte sich keinen Deut um den Protest
der Hausfrau und stieß sie weiter in die Wohnung hinein.
    »Sie beide gehen auch in das Wohnzimmer«, forderte sie Gwen
und Tina barsch auf, die aus der Küche auf den Gang getreten waren. »Aber rasch,
wenn ich bitten darf.«
    Inzwischen hatte die offenbar zu allem entschlossene Frau den
Deckel von der länglichen Schachtel runter und die darin befindliche Waffe
herausgenommen. Eine gefährlich aussehende Pumpgun, die sie mit geübtem Griff
durchlud.
    Palinski stand auf und ging einige Schritte, um der im
Vorzimmer herrschenden Unruhe auf den Grund zu gehen. Auf halbem Weg dahin
kamen ihm die drei von Tatjana bedrohten Frauen entgegen.
    »Hier sind Sie ja, Sie Saukerl!« Sofort hatte Winnies
›Witwe‹, wenn man sie so bezeichnen wollte, ihre Konzentration und auch ihre
Waffe auf Palinski gerichtet.
    Es war schon richtig pervers, aber Mario musste in diesem
Augenblick nur daran denken, dass sich Großmutters ›Dreier-Regel‹ wieder einmal
zu bewahrheiten schien.
    Zumindest hatte das Warten darauf jetzt ein Ende.
    Er bedeutete den Frauen, hinter ihn und damit aus der
Schusslinie zu treten.
    »Lassen Sie die drei in Ruhe, die haben nichts damit zu tun«,
appellierte er an die Verbrecherin und war von seiner Ritterlichkeit selbst
ganz gerührt.
    »Sie haben mir das Liebste genommen, das ich hatte, und daher
werde ich Ihnen das Liebste nehmen, das Sie haben. Ehe ich Sie erschieße und
dann auch mich.«
    Was Tatjana Blümel da von sich gab, klang schon sehr
dramatisch und so gar nicht nach dem ruhigen Abend, den sich Palinski erhofft
hatte. Auf einmal überfiel ihn Angst, schreckliche Angst. Wie dichter Nebel,
der plötzlich einfiel und einem jegliche Sicht raubte.
    »Winnie hat mich mit der Waffe bedroht, und dann haben wir
miteinander gekämpft«, alle Schnoddrigkeit war von Palinski abgefallen und er
begann, um sein Leben zu reden. Und möglicherweise auch um einige andere.
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