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Sommerkussverkauf

Sommerkussverkauf

Titel: Sommerkussverkauf
Autoren: Jill Mansell
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1. Kapitel
    Wenn Maddy Harvey hoch genug in die Luft sprang, konnte sie die Party sehen. Jene Party, die ohne sie stattfand und die sich ihres Fehlens noch nicht einmal bewusst war. Na ja, sie konnte die Party erahnen, auf eine abstrakte Art und Weise – die Lichter im Haus, die Bäume, die das Haus umgaben, und die Umrisse der Partybesucher, die von Zimmer zu Zimmer schlenderten oder wie verrückt tanzten.
    Es war ein unausweichliches Naturgesetz, dass man bisweilen auf eine Party ging, dass alles gut lief und man sich großartig amüsierte. Die Kehrseite der Medaille, das muss wohl nicht erst erwähnt werden, bestand allerdings darin, dass es manchmal eben anders kam. Dass alles, was schiefgehen konnte, schiefging.
    Wie an diesem Abend.
    Maddy seufzte. Sie gab Bean die Schuld an ihrer momentanen misslichen Lage, weil der Hund sich ausgerechnet in dem Moment fröhlich in ihre Kniekehlen geworfen hatte, als sie ihre Kontaktlinsen einsetzen wollte. Und natürlich war Maddy die Linse von der Fingerspitze geflogen und auf gute alte Kontaktlinsenmanier prompt verschwunden. Vielleicht war sie ins Waschbecken oder sogar weiter in den Abfluss gefallen. Sie konnte buchstäblich überall im Badezimmer gelandet sein. Vielleicht hatte Bean die Linse auch gefressen.
    Da es sinnlos war, nur eine Kontaktlinse zu tragen, war Maddy gezwungen gewesen, stattdessen ihre Brille aufzusetzen. Aber nur um die kurze Strecke von Ashcombe nach Bath fahren zu können. Nicht, um sie auf der Party zu tragen. Großer Gott, nur das nicht. Sie war viel zu eitel, um ihre Brille auf einer Party zu tragen.
    Das war ihr erster Fehler gewesen. Der zweite folgte, als sie unbedingt hatte pinkeln müssen, aber entdeckte, dass vor der Toilette eine ellenlange Schlange stand. Also war sie auf der Suche nach einem diskreten Ort nach draußen gehuscht. Und da es im Garten der Gastgeber keine diskrete Stelle gab, war sie über eine eineinhalb Meter hohe Mauer in den Nachbargarten geklettert, wo ein Kirschbaum mit tiefhängenden Ästen absolute Privatsphäre versprach.
    Wenn sie nicht zu eitel gewesen wäre, um ihre Brille zu tragen, hätte sie den Nagel entdeckt, der aus der Mauer ragte und eine Clematis dazu ermutigen sollte, sich um ihn zu ranken. Und dann wiese ihre Hose auch nicht dieses desaströs große Loch auf.
    Fehler Nummer drei hatte darin bestanden, dass sie mit Hilfe eines abgesägten Baumstammes über die Mauer geklettert war, ohne innezuhalten und sich zu fragen, ob auf der anderen Seite praktischerweise auch ein Baumstamm bereitlag, um ihr die Rückkehr zu ermöglichen.
    Und dabei bin ich nicht einmal betrunken, dachte Maddy genervt. Wenn das so weiterging, würde sie den Rest der Nacht hier feststecken.
    Noch nie war ihr das Geräusch einer sich öffnenden Tür so willkommen gewesen. Maddy wurde klar, dass dies ihre große – na gut, ihre
einzige
– Chance sein könnte. Sie fing also erneut an, auf und ab zu springen, als hätte sie einen vierfachen Espresso intus. Im Dunkel erkannte sie den Umriss einer Gestalt.
    Er wirkte groß. Und groß war gut, groß war definitiv genau das, was sie jetzt brauchte.
    Innerhalb von Sekunden hatte er den Rasen überquert und lugte über die Mauer zu ihr hinunter.
    »Sind Sie eine Einbrecherin?«
    In der Finsternis konnte Maddy nicht erkennen, wie er aussah, aber er hatte eine nette Stimme. Und sie war ja wohl kaum in der Lage, wählerisch zu sein.
    »Wenn ich eine Einbrecherin wäre, hätte ich einen Sack für die Beute dabei«, erklärte sie ihm. »Und würde einen gestreiften Pulli und eine Strumpfmaske tragen.«
    »Tut mir leid, natürlich würden Sie das.« Er klang amüsiert. »Also … haben Sie sich verlaufen?«
    »Ich stecke hier fest. Ich bin über die Mauer gesprungen und komme nicht mehr zurück«, erklärte Maddy. »Es gibt keinen anderen Weg aus dem Garten, außer durch das Haus, und alle Lichter sind aus, was bedeutet, dass die Leute, die hier wohnen, entweder ausgegangen sind oder schlafen. Und wenn sie schlafen, will ich sie nicht wecken.«
    »Wahrscheinlich wollen Sie ihnen auch nicht erklären müssen, was Sie in ihrem Garten zu suchen hatten«, stellte der Mann, von dem ihre Rettung abhing, fest. »Nur rein interessehalber: Was hatten Sie in deren Garten zu suchen?«
    Na großartig.
    »Ein Gentleman würde sich nicht danach erkundigen.«
    »Dann warten Sie auf einen Gentleman, der Ihnen über die Mauer hilft«, erwiderte er leichthin und wandte sich zum Gehen.
    Maddy stieß einen
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