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Sommerkussverkauf

Sommerkussverkauf

Titel: Sommerkussverkauf
Autoren: Jill Mansell
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verließen. Man konnte nicht alle für sich gewinnen.
    In seinem Beruf wusste man nie, wann seine Kunden, oder ihre Angehörigen, zu irgendeinem künftigen Zeitpunkt Kontakt zu ihm aufnehmen würden.
    Jake stellte die Klebepistole zur Seite, richtete sich auf und streckte die Arme. Er arbeitete mit freiem Oberkörper, trug nur arg verblasste Jeans und wusste, wie gut er aussah. Die Arbeit im Freien hatte seine Haut gebräunt. Wenn er sich räkelte, zeichneten sich die Muskeln unter der Haut ab. Schließlich drehte er sich um und sah, dass die junge Frau, die dort stand, zu der Sorte gehörte, die am seltensten etwas kaufte: eine skandinavische Rucksacktouristin. Er wusste, dass sie aus Skandinavien stammte, weil sie blond war, Shorts, robuste Wanderstiefel und weiße Socken trug.
    Eigentlich war sie nicht einmal besonders hübsch, aber Jake schenkte ihr trotzdem ein Lächeln. Es machte ihm nichts aus.
    »Hallo.«
    »Hallo. Das ist faszinierend. Ich habe noch nie gesehen, wie so etwas gemacht wird.« Das Englisch der jungen Frau war hervorragend. »Ist der Sarg für jemand Bestimmten?«
    Jake nickte und strich mit der Hand über den Deckel des Sarges, der in Lapislazuliblau lackiert war und auf den er mit Hilfe der Heißkleberpistole Glasperlen appliziert hatte. Die bunten Steine funkelten wie Feenlichter in der Sonne. »O ja, der geht an eine 76 -jährige Engländerin, die auf Zypern lebt.«
    Die junge Frau legte ihr Gesicht in mitfühlende Falten. »Ist sie tot?«
    »Keineswegs. Fit wie ein Turnschuh.« Jack grinste und nahm einen Schluck Cola aus einer Dose, die neben ihm stand. »Sie will den Sarg als Couchtisch verwenden, bis es soweit ist. Sie hat mir erzählt, wenn sie stirbt, dann wird ihr Körper faltig und alt sein, aber wenigstens ihr Sarg wird traumhaft aussehen.«
    »Was für eine schöne Idee.« Verzaubert lugte die junge Frau an ihm vorbei in die dunkle Werkstatt. »Ich finde das toll. Aber wenn Ihre Kunden vorher sterben, wie können Sie dann …«
    »Ich arbeite einfach schneller«, meinte Jake gut gelaunt. »Es steht fünfzig zu fünfzig. Manche Leute wollen ihren Sarg selbst aussuchen und entwerfen. Manchmal nehmen auch die Verwandten nach dem Tod eines Angehörigen Kontakt zu mir auf und wir wählen gemeinsam etwas aus. Solange sie nichts allzu Kompliziertes wollen, kann ich den Sarg innerhalb eines Tages fertigstellen. Sehen Sie sich ruhig einmal um.« Er zeigte in die Werkstatt, wo Fotos an der hinteren Wand hingen. »Das sind einige meiner früheren Arbeiten. Und auf dem Tisch in der Ecke liegt ein Ordner mit den Standardentwürfen.«
    Jake legte eine Pause ein und folgte der jungen Frau in die Werkstatt. Er setzte einen Tee auf. Sie betrachtete das Foto eines besonders aufwändigen Sarges, der mit lila Samt bezogen war. Eine goldene Bordüre und weiße Lilien verzierten ihn.
    »Lili DeLisle, die Rocksängerin. Das war ihr Sarg«, erläuterte Jake. »Ihr Ehemann hat mich gebeten, ihn anzufertigen, nachdem sie bei diesem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Dadurch hat mein Laden einen ungeheuren Aufschwung erlebt«, meinte er fröhlich. »Alle, die den Sarg sahen, wollten wissen, woher er stammte. Bei den Staubgefäßen der Lilien handelt es sich übrigens um echte Diamanten.«
    »Und Briefe von zufriedenen Kunden«, rief die junge Frau beim Weitergehen.
    »Na ja, nicht von den Kunden selbst. Aber nach der Beerdigung schreiben mir oft die Verwandten, um mir mitzuteilen, wie viel es ihnen bedeutet hat.«
    »Der hier gefällt mir.« Die junge Frau berührte ein Foto, auf dem ein Sarg zu sehen war, der einfach nur mit weißen Wolken auf einem tiefblauen Himmel dekoriert war, mit einem silbernen Vogel, der sich in die Lüfte erhob.
    »Einer meiner Bestseller. Möchten Sie auch eine Tasse Tee?«
    »Sehr gern. Aber ich werde noch nicht sterben, darum brauche ich auch keinen Sarg, falls Sie darauf spekulieren.«
    »Seien Sie sich da nicht zu sicher«, erwiderte Jake. »Sie wissen ja nicht, was ich womöglich in Ihre Tasse gebe.«
    Sie setzten sich gemeinsam nach draußen, tranken ihren Tee und plauderten über die Sehenswürdigkeiten von Bath, die Trude an diesem Morgen erkundet hatte.
    »Sehr nett«, sagte sie und nickte ernsthaft, »aber furchtbar überfüllt. Es wäre viel besser, wenn es nicht so viele Touristen gäbe.«
    Jake brachte es fertig, seine Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen. »Manchmal wird es wirklich etwas viel.«
    »Wissen Sie, meine Großmutter ist sehr alt. Vielleicht
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