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Sommerkussverkauf

Sommerkussverkauf

Titel: Sommerkussverkauf
Autoren: Jill Mansell
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rief die dralle Empfangsdame, als die Schritte im Flur lauter wurden. Sie sah über ihre Schulter nach hinten und zwitscherte: »Das Essen ist da! Noch eine Sekunde länger, und wir hätten ohne dich angefangen.«
    Maddy schaute auf und sah ihn lächeln. Ihr Mund wurde trocken, und in ihren Ohren summte es. Nein, das durfte doch nicht wahr sein, das durfte einfach nicht wahr sein.
    »Hallo.« Kerr McKinnon trat auf sie zu. Er hatte eindeutig keine Ahnung, wer sie war, wusste nur, dass sie die Frau war, die er am Samstagabend über eine Mauer gehoben hatte. Seine Haare waren damals sehr viel länger gewesen, und er war etwas breiter geworden, aber ansonsten war er mehr oder weniger noch genau derselbe. Sie hatte sich weitaus mehr verändert als er.
    O Gott, das war entsetzlich.
Entsetzlich …
    »Kerr, du musst es Blunketts beibringen.« Eine der anderen Frauen schob sich gierig ein Chili-Thunfisch-Sandwich in den Mund. »Wir wollen die nicht mehr, die sind gefeuert. Josh, du verfressener Sack – untersteh dich, dir beide Garnelen zu krallen.«
    »Sieht aus, als hätten Sie einen neuen Kunden.« Kerr McKinnon zwinkerte Maddy zu. Dann wandte er sich an die Empfangsdame. »Siehst du? Sag nie mehr, ich würde nichts für dich tun.«
    Kerr McKinnon.
    »Entschuldigen Sie mich.« Maddy trat abrupt einen Schritt zurück. Ihre Gedanken wirbelten so sehr durcheinander, dass sie fast nicht sprechen konnte. Ungelenk drehte sie sich von der Empfangstheke weg.
    »Geht es Ihnen nicht gut?« Besorgt wollte Kerr McKinnon seine Hand auf ihren Arm legen. Maddy zog ihren Arm weg, nickte und fragte sich, ob sie tatsächlich in Ohnmacht fallen würde, was einfach
lächerlich
wäre …
    Sie musste an die frische Luft. Maddy hastete aus dem Büro und stolperte die Treppe hinunter. Die Sonne hatte das Innere des Wagens in einen Glutofen verwandelt. Maddy setzte sich seitlich auf den Fahrersitz, ließ die Beine aus dem Auto baumeln und stützte den Kopf auf die Hände. Der größte Schock war gar nicht, Kerr McKinnon wiederzusehen. Wenn sie ihm auf einer belebten Straße in Bath begegnet wäre, hätte ihre erste Reaktion automatisch ganz anders ausgesehen: sofortiges Wiedererkennen, gefolgt von einer Welle der Verachtung. Oder des Abscheus. Vielleicht auch Zorn, gefolgt von Hass. Innerhalb von Sekunden wäre dann alles vorüber gewesen. Wenn er ihren Blick aufgefangen hätte, dann hätte sie ihn einfach nur mit ihrer Verachtung gestraft und wäre weitergelaufen.
    Aber das hier war völlig anders, und der größte Schock war die Erkenntnis, dass sie sich tatsächlich darauf gefreut hatte, Kerr McKinnon wiederzusehen, nachdem sie ihn Samstagabend getroffen und mit ihm geredet hatte.
    Maddy stöhnte in ihrer Verzweiflung auf. Sie hatte ihn wirklich gemocht, und er schien sie zu mögen. Da war ein Funke gewesen, die Chemie gegenseitiger Anziehung. Sie hatte den ganzen Sonntag an ihn gedacht, hatte gehofft, er wäre wirklich so nett, wie sie ihn fand, und ironischerweise hatte sie sich überlegt, wie er wohl heißen mochte. Wenn Marcella den Inhalt ihres Staubsaugerbeutels nicht in den Müll entleert hätte, direkt über ihre weggeworfene weiße Hose, dann hätte sie die Hose aus dem Container gezogen und die Visitenkarte aus der Hosentasche geholt. Dann hätte sie es gewusst.
    Aber wäre sie dann heute hierhergekommen, in das Büro von Kerr McKinnon, um ihm liebevoll zubereitete Sandwiches vorbeizubringen und ihn damit zu beeindrucken?
    Natürlich nicht. Auf gar keinen Fall.
    Und jetzt hatte sie auch noch die Kühlbox oben vergessen.
    »He, geht es Ihnen gut?«
    Maddy erschrak. Kerr McKinnon kniete vor ihr nieder und hielt ihr eine Flasche eisgekühltes Wasser entgegen. »Sie Arme, Sie sehen schrecklich aus. Als ich oben sah, wie Sie ganz weiß wurden, dachte ich, Sie würden gleich umfallen. Hier, trinken Sie einen Schluck.« Er schraubte die Flasche für sie auf. »Fühlen Sie sich immer noch so wackelig?«
    Maddy zuckte zusammen, als er seine Handfläche auf ihre Stirn legte, wie Marcella es zu tun pflegte, wann immer sie behauptet hatte, zu krank zu sein, um zur Schule zu gehen.
    »Heiß«, konstatierte er. »Sie sollten nicht im Wagen sitzen. Legen Sie den Kopf zwischen die Knie. Sobald Sie sich besser fühlen, gehen wir wieder in mein Büro. Ich kann Sie auch tragen, wenn Sie wollen.« Er lächelte kurz. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich auf Frauen eine solche Wirkung habe.«
    Er war zuvorkommend, versicherte ihr, dass es kein Problem
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