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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange
Autoren: Rick Riordan
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Sadie
    1.
    Wir sprengen eine Party
    Hier Sadie Kane.
    Wenn ihr euch das anhört, Glückwunsch! Ihr habt den Weltuntergang überlebt.
    Als Erstes möchte ich mich für sämtliche Unannehmlichkeiten entschuldigen, die euch das Ende der Welt vielleicht bereitet hat. Die Erdbeben, Aufstände, Krawalle, Tornados, Überschwemmungen, Tsunamis und natürlich die Riesenschlange, die die Sonne verschluckt hat – ich fürchte, das meiste davon war unsere Schuld. Carter und ich sind deshalb übereingekommen, dass wir euch wenigstens erklären sollten, wie es dazu kam.
    Das hier ist vermutlich unsere letzte Aufnahme. Wenn ihr unsere Geschichte gehört habt, wisst ihr auch, warum.
    Unsere Probleme begannen in Dallas, als die feuerspuckenden Schafe die König-Tut-Ausstellung in Schutt und Asche legten.
    In jener Nacht gaben die texanischen Magier eine Party im Skulpturengarten gegenüber dem Dallas Museum of Art. Die Männer trugen Smoking und Cowboystiefel, die Frauen Abendkleider und Frisuren, die an explodierte Zuckerwatte erinnerten.
    Auf dem Podium spielte eine Band angestaubte Countrymusik. In den Bäumen schimmerten Lichterketten. Von Zeit zu Zeit kamen Magier aus geheimen Türen der Skulpturen oder zauberten Feuerfunken herbei, um lästige Moskitos abzufackeln, ansonsten machte jedoch alles den Eindruck einer ganz normalen Party.
    Als wir ihn zu einer Krisenbesprechung wegzogen, plauderte JD Grissom, Oberhaupt des Einundfünfzigsten Nomos, gerade mit seinen Gästen und ließ sich einen Teller Rindfleisch-Tacos schmecken. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber in Anbetracht der Gefahr, in der er sich befand, blieb uns nichts anderes übrig.
    »Ein Angriff?« Er runzelte die Stirn. »Die Tut-Ausstellung läuft schon einen Monat. Wenn Apophis zuschlagen wollte, hätte er das doch längst getan, oder?«
    JD war groß und stämmig, hatte ein markantes wettergegerbtes Gesicht und federartige rote Haare und seine Hände fühlten sich so rau wie Baumrinde an. Ich schätzte ihn auf etwa vierzig, aber bei Magiern lässt sich das schwer sagen. Er hätte ebenso gut vierhundert sein können. Er trug einen schwarzen Anzug und eine Cowboykrawatte (ihr wisst schon, dieses Schnurdings, das von einer Brosche zusammengehalten wird) und eine große silberne Gürtelschnalle mit dem Lone Star von Texas, die ihn wie ein Wildwest-Sheriff aussehen ließ.
    »Wir reden gleich«, sagte Carter. Er führte uns auf die andere Seite des Gartens.
    Ich muss einräumen, mein Bruder trat erstaunlich selbstsicher auf.
    Er ist natürlich immer noch ein absoluter Vollpfosten. Auf der linken Seite, wo ihm der Greif einen »Knutschfleck« verpasst hatte, fehlte in seinen braunen Kraushaaren ein Büschel, und den ganzen Kerben auf seinem Gesicht nach zu urteilen, hatte er es mit dem Rasieren auch noch nicht wirklich drauf. Seit seinem fünfzehnten Geburtstag war er jedoch in die Höhe geschossen und vom ausgiebigen Kampftraining muskulöser geworden. In seinen schwarzen Leinenklamotten sah er souverän und erwachsen aus, vor allem mit diesem Chepesch -Schwert um die Hüften. Allmählich konnte ich ihn mir als Oberhaupt vorstellen, ohne einen Lachanfall zu kriegen.
    [Warum starrst du mich so böse an, Carter? Das war doch eine ziemlich schmeichelhafte Beschreibung.]
    Carter nahm sich eine Handvoll Tortilla-Chips vom Buffet. »Apophis verfolgt ein Muster«, erklärte er JD. »Die anderen Attacken ereigneten sich alle in Neumondnächten, immer dann, wenn es am dunkelsten war. Glaub mir, er wird dein Museum heute Nacht angreifen. Und zwar mit allem, was ihm zur Verfügung steht.«
    JD Grissom drückte sich an einer Gruppe Champagner trinkender Magier vorbei. »Diese anderen Angriffe …«, sagte er. »Damit meinst du Chicago und Mexiko-Stadt?«
    »Und Toronto«, sagte Carter. »Und … noch einige andere.«
    Ich wusste, dass er nicht deutlicher werden wollte. Die Angriffe, deren Zeuge wir im Laufe des Sommers geworden waren, hatten uns beiden Albträume beschert.
    Der richtige, endgültige Weltuntergang hatte noch nicht stattgefunden. Die Chaosschlange Apophis war vor einem halben Jahr aus ihrem Gefängnis in der Unterwelt ausgebrochen, doch sie hatte noch immer nicht mit der erwarteten großflächigen Invasion der Menschenwelt begonnen. Aus irgendeinem Grund schien die Schlange noch immer abzuwarten und verlegte sich solange auf kleinere Angriffe auf Nomoi, in denen es bislang sicher und ruhig gewesen war.
    So wie hier, dachte ich.
    Als wir an der Bühne
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