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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange
Autoren: Rick Riordan
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langweilig.«
    Ich konnte nicht lange auf Walt sauer sein. Er war groß und athletisch und hatte die Figur eines Basketballspielers, die Jogginghosen und ein Muskelshirt brachten seinen durchtrainierten Körper gut zur Geltung. Seine Haut hatte die Farbe von heißem Kakao, sein Gesicht war ebenso majestätisch und schön wie die Statuen seiner Pharaonenvorfahren.
    Ob ich in ihn verknallt war? Na ja, das ist kompliziert. Später mehr davon.
    JD besah sich unser Team.
    »Schön, euch alle kennenzulernen.« Irgendwie schaffte er es, weiterhin begeistert zu wirken. »Kommt mit.«
    Das Foyer des Museums war ein weitläufiger weißer Raum mit leeren Bistrotischen, einer Bühne und einer Decke, die hoch genug für eine ausgewachsene Giraffe gewesen wäre. Auf der einen Seite führte eine Treppe zu einer Galerie mit Büros. Auf der anderen Seite sah man durch eine Glasfront die nächtliche Skyline von Dallas.
    JD deutete nach oben zur Galerie, wo zwei Männer in schwarzen Leinengewändern patrouillierten. »Seht ihr? Überall sind Wächter postiert.«
    Die Männer hielten ihre Zauberstäbe und -messer einsatzbereit. Als sie zu uns herunterspähten, fiel mir auf, dass ihre Augen leuchteten. Die Hieroglyphen auf ihren Wangen erinnerten an Kriegsbemalung.
    Alyssa flüsterte mir zu: »Was ist mit ihren Augen?«
    »Überwachungsmagie«, vermutete ich. »Die Zeichen ermöglichen es den Wachen, in die Duat zu blicken.«
    Alyssa biss sich auf die Lippe. Da Geb ihr Schutzgott war, bevorzugte sie feste Substanzen wie Stein und Lehm. Große Höhe oder tiefes Wasser waren nicht ihr Ding. Und die Vorstellung der Duat – des magischen Reiches, das parallel zu unserer Welt existierte – war ihr absolut zuwider.
    Einmal, als ich ihr die Duat als einen Ozean beschrieb, der unter unseren Füßen in magischen Ausmaßen Schicht um Schicht endlos in die Tiefe reichte, dachte ich schon, Alyssa würde seekrank.
    Dem zehnjährigen Felix hingegen waren solche Befindlichkeiten fremd. »Cool!«, meinte er. »Ich will auch Leuchtaugen.«
    Als er mit dem Finger über seine Wangen fuhr, blieben leuchtend purpurfarbene Flecken in Form der Antarktis zurück.
    Alyssa lachte. »Kannst du jetzt in die Duat blicken?«
    »Nein«, räumte er ein. »Aber ich erkenne meine Pinguine viel deutlicher.«
    »Wir sollten uns beeilen«, mahnte Carter. »Apophis schlägt normalerweise am höchsten Umlaufpunkt des Mondes zu. Der in –«
    »Agh!« Cheops hielt alle zehn Finger hoch. Wenn Paviane mal nicht den perfekten astronomischen Riecher haben.
    »In zehn Minuten«, sagte ich. »Na toll.«
    Wir gingen auf den Eingang der König-Tut-Ausstellung zu, der mit dem riesigen goldenen Schild mit der Aufschrift KÖNIG-TUT-AUSSTELLUNG kaum zu verfehlen war. Er wurde von zwei Wächtern gesichert, die beeindruckend große Leoparden an der Leine hielten.
    Carter sah JD erstaunt an. »Wie hast du dir ungehinderten Zugang zum Museum verschafft?«
    Der Texaner zuckte mit den Schultern. »Meine Frau, Anne, ist Vorsitzende des Kuratoriums. So, und welches Artefakt wollt ihr nun sehen?«
    »Ich habe mir die Ausstellungsübersicht angeschaut«, sagte Carter. »Komm. Ich zeig es dir.«
    Die Leoparden interessierten sich ziemlich für Felix’ Pinguine, doch die Wächter hielten sie zurück.
    Die Ausstellung war umfangreich, aber die Einzelheiten interessieren euch vermutlich nicht. Ein Labyrinth von Räumen mit Sarkophagen, Statuen, Möbelstücken, Goldschmuck – bla, bla, bla. Mir konnte das alles gestohlen bleiben. Ich hatte so viele ägyptische Sammlungen gesehen, dass es für mehrere Leben reichte.
    Außerdem stieß ich überall auf Erinnerungen an schlechte Erfahrungen, die wir gemacht hatten.
    Wir gingen an einer Vitrine mit Uschebti-Figuren vorbei, die zweifellos mit einem Zauber belegt waren, so dass sie auf Zuruf lebendig werden könnten. Uschebti hatte ich auch schon eine stattliche Anzahl erledigt. Wir passierten Statuen finster blickender Ungeheuer und Götter, gegen die ich eigenhändig gekämpft hatte – den Geier Nechbet, der einmal Besitz von meiner Gran ergriffen hat (lange Geschichte); das Krokodil Sobek, das versucht hat, meine Katze umzubringen (noch längere Geschichte); und die Löwengöttin Sachmet, die wir mal mit scharfer Soße besiegt haben (fragt nicht).
    Am bedrückendsten: eine kleine Alabasterstatue unseres Freundes Bes, des Zwergengottes. Die Steinmetzarbeit war uralt, doch diese Knollennase war unverkennbar, der Rauschebackenbart, die Wampe und das
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