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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen
Autoren: Terry Pratchett
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Mumm.
    »Klatschistan, glaube ich. Entschuldige bitte, habe ich etwas Lustiges gesagt?«
    »Oh, nein. Nein. Mir ist nur gerade etwas eingefallen, das ist alles.«
    Vetinari lehnte sich zurück. »Und so breitet sich erneut die ruhige Decke des Friedens aus.«
    »Vermutlich sind die Klatschianer nicht sehr glücklich.«
    »Es liegt in der Natur der Völker, sich gegen Herrscher zu wenden, die kein Glück mehr haben«, sagte Vetinari. »Oh, zweifellos ergeben sich Probleme. Wir müssen sie eben… diskutieren. Prinz Khufurah ist ein umgänglicher Mann. In dieser Hinsicht ähnelt er vielen seiner Vorfahren. Eine Flasche Wein, ein Laib Brot, eine Menge Geld… dann interessiert er sich nicht zu sehr für Politik.«
    »Die Klatschianer sind ebenso schlau wie wir«, warf Mumm ein.
    »In dem Fall sollten wir ihnen immer ein Stück voraus sein«, erwiderte Vetinari.
    »Eine Art Wettlauf mit dem Verstand«, sagte Mumm.
    »Das ist besser, als die Waffen sprechen zu lassen«, meinte der Patrizier. »Außerdem auch viel billiger.« Er blätterte in den vor ihm liegenden Papieren. »Was wollte ich jetzt noch ansprechen…? Oh, ja, die Sache mit dem Verkehr.«
    »Verkehr?« wiederholte Mumm und versuchte, seinen geistigen Kurs um hundertachtzig Grad zu ändern.
    »Ja. In den alten Straßen unserer Stadt gibt es immer wieder Verkehrsstaus. Ich habe von einem Fuhrmann in der Königsstraße gehört, der eine Familie gründete, während er in einem Stau steckte. Die Straßen freizuhalten… Das ist eine der ältesten Pflichten der Wache.«
    »Mag sein, Herr, aber heutzutage…«
    »Du wirst also eine entsprechende Abteilung gründen, die sich um alle diesbezüglichen Dinge kümmert, Mumm. Damit meine ich nicht nur den Verkehr, sondern auch gestohlene Karren und dergleichen. Du wirst sicherstellen, daß es auf den wichtigsten Durchgangsstraßen nicht mehr zu Staus kommt. Deine Leute könnten zum Beispiel nach Fuhrleuten Ausschau halten, die zu lange parken und dadurch den Verkehrsfluß behindern. Ich glaube, Feldwebel Colon und Korporal Nobby wären bestens für diese Aufgabe geeignet, die sich übrigens selbst finanzieren sollte. Was meinst du dazu?«
    Die Chance, sich »selbst zu finanzieren«, ohne daß jemand auf einen schießt, dachte Mumm. Colon und Nobby glauben bestimmt, im Paradies zu sein.
    »Ist das eine Art Belohnung für sie, Herr?«
    »Drücken wir es folgendermaßen aus, Mumm: Wenn man einen eckigen Pflock hat, sollte man nach einer eckigen Öffnung suchen.«
    »Das dürfte in Ordnung gehen, Herr. Es bedeutet natürlich, daß ich jemanden befördern muß…«
    »Die Details kann ich sicher dir überlassen. Übrigens halte ich einen kleinen Bonus für durchaus angemessen. Sagen wir zehn Dollar für jeden Angehörigen der Wache. Oh, da ist noch etwas, Mumm. Und ich bin froh, daß Lady Sybil anwesend ist; so kann sie es direkt von mir erfahren. Man hat mir nahegelegt, den Titel deines Amtes zu ändern.«
    »Ach?«
    »›Kommandeur‹ ist ein ziemlich langes Wort. Jemand hat mich daran erinnert, daß es ein kürzeres Wort mit ähnlicher Bedeutung gibt. Es lautet ›Dux‹.«
    »Dux Mumm?« fragte Mumm. Er hörte, wie Sybil durchatmete.
    Er spürte abwartende Stille um sich herum.
    »Herzog?«
fragte er schließlich. »O
nein…
Sybil, könntest du bitte draußen warten?«
    »Warum, Sam?«
    »Ich muß Seine Exzellenz sehr persönlich sprechen.«
    »Du meinst, du willst mit ihm streiten?«
    »Ich dachte an eine… Diskussion.«
    Lady Sybil seufzte. »Na schön. Es liegt bei dir, Sam. Das weißt du.«
    »Es gibt einige… Dinge, die damit in Zusammenhang stehen«, sagte Lord Vetinari, als sich die Tür hinter Sybil geschlossen hatte.
    »Nein!«
    »Vielleicht solltest du zunächst zuhören.«
    »Nein! Du hast das schon einmal mit mir gemacht. Die Wache ist jetzt viel größer als früher. Der Witwen- und Waisen-Fonds hat solche Ausmaße erreicht, daß die Männer für gefährliche Einsätze Schlange stechen. Und unser Pfeilbrett ist fast neu! Diesmal kannst du mich nicht bestechen! Es gibt
nichts,
das ich mir wünsche!«
    »Ich habe Steingesicht Mumm immer für einen oft verleumdeten Mann gehalten«, sagte Vetinari.
    »Ich bin auf keinen Fall bereit… Was?« Verwirrung verdrängte einen großen Teil von Mumms Ärger.
    »Da bin ich ganz deiner Meinung«, sagte Karotte loyal.
    Vetinari stand auf, trat zum Fenster und blickte zum Breiten Weg.
    »Mir ist der Gedanke gekommen, daß es vielleicht Zeit wird, alte Vorurteile beiseite
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