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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen
Autoren: Terry Pratchett
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zu schieben«, meinte der Patrizier.
    Die Bedeutung umhüllte Mumm wie kalter Dunst.
    »Du bietest mir an, die Geschichte zu verändern?« fragte er. »Läuft es darauf hinaus?«
    »Oh, die Geschichte verändert sich dauernd, Mumm. Sie wird immer wieder neu geprüft und neu bewertet – wie sollten wir sonst die vielen Historiker beschäftigt halten? Ihr Verstand funktioniert auf eine besondere Weise, und wir können nicht zulassen, daß solche Leute zuviel freie Zeit haben. Der Vorsitzende der Historikergilde vertritt wie ich den Standpunkt, daß die zentrale Rolle deines Vorfahren in der städtischen Geschichte neu…
analysiert
werden sollte.«
    »Du hast mit ihm darüber gesprochen?« fragte Mumm.
    »Nein, noch nicht.«
    Mumms Mund öffnete und schloß sich mehrmals. Der Patrizier kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und nahm ein Blatt Papier.
    »Natürlich müssen noch einige andere Dinge berücksichtigt werden«, sagte er.
    »Zum Beispiel?« krächzte Mumm.
    »Das Mumm-Wappen bekommt seine alte Gültigkeit zurück. Das ist völlig klar. Lady Sybil war geradezu außer sich, als sie erfuhr, daß du keinen Anspruch auf ein Wappen hast. Außerdem erhältst du eine Krone mit kleinen Buckeln…«
    »Von mir aus kannst du die bucklige Krone nehmen und sie…«
    »… von der ich hoffe, daß du sie bei offiziellen Anlässen trägst, zum Beispiel bei der Enthüllung der Statue, die der Stadt durch ihre Abwesenheit zu lange Schande bereitet hat.«
    Diesmal gelang es Mumm, dem Gespräch ein wenig vorauszueilen.
    »Es geht wieder um Altes Steingesicht, nicht wahr?« fragte er. »Das meinst du doch, oder? Eine Statue des Alten Steingesicht.«
    »Da hast du völlig recht«, bestätigte der Patrizier. »Es kann kein Denkmal sein, das dich darstellt. Ich meine, eine Statue für jemanden zu errichten, der einen Krieg
verhindern
wollte… Das ist nicht besonders… äh… statuenhaft. Wenn du andererseits fünfhundert deiner Männer mit arroganter Fahrlässigkeit umgebracht hättest, so wären wir bereits damit beschäftigt, die Bronze zu gießen. Nein. Ich dachte dabei an den ersten Mumm, der versuchte, eine bessere Zukunft zu schaffen und statt dessen nur in die Geschichte einging. Vielleicht könnten wir die Statue in der Pfirsichblütenstraße aufstellen…«
    Mumm und der Patrizier sahen sich an wie zwei Katzen.
    »Am Ende des breiten Weges«, brachte Mumm heiser hervor. »Direkt vor dem Palast.«
    Lord Vetinari sah aus dem Fenster. »Einverstanden. Der Anblick wird mir bestimmt gefallen.«
    »Und dicht vor der Mauer. Vor dem Wind geschützt.«
    »In Ordnung.«
    Ein oder zwei Sekunden wirkte Mumm verdutzt. »Wir haben Männer verloren…«
    »Insgesamt siebzehn«, sagte der Patrizier. »Sie kamen bei dem einen oder anderen Scharmützel ums Leben.«
    »Ich möchte…«
    »Es sind bereits finanzielle Vorkehrungen für die Witwen und Hinterbliebenen getroffen.«
    Mumm gab auf.
    »Ausgezeichnet, Herr!« sagte Karotte.
    Der neue Herzog rieb sich das Kinn.
    »Aber das bedeutet, ich muß mit einer Herzogin verheiratet sein«, sagte er. »Das ist ein großes, dickes Wort,
Herzogin.
An solchen Dingen ist Sybil nie sehr interessiert gewesen.«
    »Ich verneige mich vor deinem Wissen über die weibliche Psyche«, sagte Vetinari. »Eben habe ich ihr Gesicht gesehen. Wenn sie das nächste Mal Tee mit ihren Freundinnen trinkt, zu denen auch die Herzogin von Quirm und Lady Selachii gehören, so wird sie völlig ungerührt und überhaupt nicht selbstgefällig sein.«
    Mumm zögerte. Sybil war eine bemerkenswert ausgeglichene Frau, und diese Sache… Sie hatte alles ihm überlassen, oder? Bei einer solchen Angelegenheit würde sie bestimmt nicht… Sie würde natürlich nicht protzen, nein, das nicht. Aber bestimmt genoß sie das Gefühl, daß ihre Freunde wußten, daß sie wußte, daß sie wußten…
    »Na schön«, sagte er. »Aber ich dachte immer, nur ein König sei imstande, jemanden zum Herzog zu ernennen. Es ist nicht wie mit Rittern und Baronen und so. Ich meine, da hat eigentlich alles nur politische Bedeutung. Aber wenn es um einen Herzog geht…«
    Er sah Vetinari an. Und dann Karotte. Wie lauteten die Worte des Patriziers?
Jemand hat mich daran erinnert…
    »Wenn es jemals wieder einen König in Ankh-Morpork gibt, so wird er meine Entscheidung bestimmt bestätigen«, sagte Vetinari glatt. »Und wenn es nie wieder einen König gibt… nun, dann erübrigen sich solche Überlegungen.«
    »Und damit bin auch ich ausgetrickst, nicht
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