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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen
Autoren: Terry Pratchett
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das erkennen konnte, schien er in einem Stück zu sein.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob wir gewonnen haben…«
    »Daß du lebend zurückgekehrt bist, zählt als Sieg, Sam. Obwohl ich das im Beisein von Lady Selachii nicht sagen würde.« Sybil winkte mit dem Strickzeug. »Sie hat ein Komitee organisiert, das Socken für die tapferen Soldaten an der Front strickt. Doch jetzt bist du zurück, und ich habe noch nicht einmal herausgefunden, wie man die Ferse hinkriegt. Lady Selachii dürfte sehr verärgert sein.«
    »Äh… für wie lang hältst du meine Beine?«
    »Oh.« Sybil betrachtete das Ergebnis ihrer Strickbemühungen. »Kannst du einen Schal gebrauchen?«
    Mumm hauchte ihr einen Kuß auf die Wange.
    »Ich nehme jetzt ein Bad, und anschließend würde ich gern etwas essen«, sagte er.
    Das Wasser war nur lauwarm. Mumm glaubte, den Grund dafür zu kennen. Wahrscheinlich ging Sybil von der Annahme aus, daß ein heißes Bad zu sehr entspannte, während ein Krieg stattfand.
    Er lag mit der Nase dicht über der Wasseroberfläche, als er ferne Stimmen vernahm. Kurz darauf öffnete sich die Tür.
    »Fred ist da«, sagte Sybil. »Vetinari möchte dich sprechen.«
    »Schon? Wir haben noch nicht einmal mit dem Essen
begonnen

    »Wir gehen zusammen, Sam. Er muß endlich damit aufhören, dich zu jeder beliebigen Zeit zu sich zu rufen.«
    Mumm versuchte, so ernst und würdevoll zu wirken, wie es mit einem Schwamm in der Hand möglich ist.
    »Sybil, ich bin der Kommandeur der Wache, und er regiert diese Stadt. Er ist kein Lehrer, bei dem du dich darüber beschweren kannst, daß ich in Geographie keine guten Leistungen bringe…«
    »Wir gehen zusammen, Sam.«
     
    Das Boot glitt über die Gleise und verschwand im Wasser.
    Leonard seufzte. Er hatte mit voller Absicht darauf verzichtet, den Korken in die Öffnung zu stopfen. Die Strömung konnte das Boot überallhin tragen. Bis zur tiefsten Stelle des Ozeans, hoffte Leonard.
    Unerkannt wanderte er durch die Stadt und erreichte den Palast. Kurze Zeit später betrat er den Geheimgang und wich mühelos den verschiedenen Fallen aus – immerhin hatte er sie selbst entwickelt.
    Vor der Tür des luftigen Zimmers blieb er stehen und schloß auf. Als er auf der anderen Seite stand, schloß er wieder ab und schob den Schlüssel unter der Tür durch. Und dann seufzte er erneut.
    So ging es also in der Welt zu. Es war ganz offensichtlich ein verrückter Ort, bewohnt von vielen Verrückten. Manche Menschen neigten offenbar dazu,
alles
in eine Waffe zu verwandeln.
    Er kochte sich Tee, und dieser Vorgang nahm etwas mehr Zeit in Anspruch als sonst, weil er einen kleinen Apparat konzipierte, der den Fluß von kochendem Wasser verbessern sollte.
    Dann lehnte er sich in seinem speziellen Sessel zurück und zog einen Hebel. Gegengewichte sanken. Irgendwo strömte Wasser von einem Tank in einen anderen. Teile des Sessels knarrten, veränderten ihre Position und wurden dadurch bequemer.
    Nachdenklich blickte Leonard aus dem Dachfenster. Einige Seevögel schwebten vor dem Hintergrund des blauen Himmels; sie flogen, obwohl sie kaum die Flügel bewegten…
    Nach einer Weile begann Leonard zu zeichnen.
     
    »Lady Sybil? Das
ist
eine Überraschung«, sagte Lord Vetinari. »Guten Abend, Sir Samuel. Du trägst einen hübschen Schal. Hauptmann Karotte… Bitte nehmt Platz. Wir haben viel zu besprechen.«
    Sie setzten sich.
    »Zunächst einmal…« fuhr der Patrizier fort. »Ich habe eine Proklamation für die Ausrufer vorbereitet. Es sind gute Neuigkeiten.«
    »Der Krieg ist offiziell zu Ende?« fragte Karotte.
    »Der Krieg, Hauptmann, hat nie stattgefunden. Es war alles ein… Mißverständnis.«
    »Er hat nie stattgefunden?« wiederholte Mumm. »Es sind Menschen ums Leben gekommen!«
    »In der Tat«, bestätigte Lord Vetinari. »Und deshalb sollten wir versuchen, uns so gut wie möglich zu verstehen.«
    »Was ist mit dem Prinzen?«
    »Oh, bestimmt können wir Vereinbarungen mit ihm treffen, Mumm!«
    »Das bezweifle ich!«
    »Du bist doch ganz gut mit Prinz Khufurah zurechtgekommen.«
    »Wie bitte? Was ist mit dem anderen Prinzen passiert?«
    »Offenbar hat er eine lange Reise durchs Land angetreten«, sagte der Patrizier. »Und zwar ganz plötzlich.«
    »Meinst du jene Art von Reise, bei der man sich nicht einmal Zeit nimmt, die Koffer zu packen?«
    »Ja, genau die Art meine ich. Allem Anschein nach hat er die Leute verärgert.«
    »Wissen wir, welches Land er… äh… bereist?« fragte
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