Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
DU DIR VORSTELLEN KANNST. NEIN, ICH GLAUBE, DEINE BESONDEREN TALENTE SIND WOANDERS NÜTZLICHER…
    Nach stärkerem Rauschen platschte es.
     
    Die Rattenkammer war überfüllt. Die Oberhäupter von Gilden hatten ein Recht darauf, anwesend zu sein, und dazu kamen viele andere, die sich eine interessante Vorstellung erhofften. Zu den Anwesenden gehörten sogar einige hochrangige Zauberer. Alle wollten ihren Enkeln mitteilen können: »Ich war dabei.« 17
    »Ich bin ziemlich sicher, daß ich auch Ketten tragen sollte«, sagte Vetinari, als sie in der Tür stehenblieben und zur Menge der Versammelten sahen.
    »Nimmst du diese Sache ernst, Herr?« fragte Mumm.
    »Sogar sehr ernst, Kommandeur, das versichere ich dir. Sollte ich zufälligerweise überleben, beauftrage ich dich hiermit, Ketten zu kaufen. Bei diesen Dingen sollte man alles richtig machen.«
    »Ich werde dafür sorgen, daß in Zukunft welche bereitliegen.«
    »Gut.«
    Der Patrizier nickte Lord Rust zu, der zwischen Herrn Boggis und Lord Witwenmacher stand.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Können wir diese Angelegenheit schnell erledigen? Ein langer und arbeitsreicher Tag wartet auf uns alle.«
    »Offenbar findest du Gefallen daran, Ankh-Morpork auch weiterhin der Lächerlichkeit preiszugeben«, erwiderte Rust. Er sah kurz zu Mumm und entfernte ihn dann aus seinem Wahrnehmungsuniversum. »Dies ist keine formelle Verhandlung, Lord Vetinari. Es handelt sich vielmehr um eine Anklageerhebung – alle sollen wissen, was man dir zur Last legt. Von Herrn Schräg habe ich erfahren, daß es noch einige Wochen dauern wird, bis der Prozeß stattfinden kann.«
    »Vermutlich recht teure Wochen«, sagte Vetinari. »Laßt uns beginnen.«
    »Herr Schräg verliest gleich die Anklageschrift«, kündigte Rust an. »Aber im großen und ganzen läuft es auf Verrat hinaus, Havelock – wie wir alle wissen. Du hast auf höchst unwürdige Weise kapituliert…«
    »Habe ich nicht.«
    »… und außerdem ohne jede Befugnis auf unsere Souveränität über das Land namens Leshp verzichtet…«
    »Diesen Ort gibt es gar nicht.«
    Lord Rust zögerte. »Bist du übergeschnappt?«
    »Das Kapitulationsdokument sollte auf der Insel Leshp unterzeichnet werden, Lord Rust. Doch eine solche Insel existiert nicht.«
    »Auf dem Weg hierher sind wir an ihr
vorbei
gesegelt, Mann!«
    »Hat das jemand in letzter Zeit überprüft?«
    Angua berührte Mumm an der Schulter.
    »Kurz nach unserer Ankunft ist eine seltsame Welle flußaufwärts gerollt…«
    Die Zauberer flüsterten aufgeregt miteinander, und schließlich stand Erzkanzler Ridcully auf.
    »Hier scheint es ein kleines Problem zu geben, Eure Lordschaften. Der Dekan meint, daß die Insel tatsächlich nicht mehr da ist.«
    »Wir reden hier von einer
Insel.
Willst du etwa andeuten, jemand hätte sie
gestohlen
? Weißt du überhaupt, wo sie liegt?«
    »Wir wissen, wo sie lag, und jetzt ist sie nicht mehr da«, sagte der Dekan kühl. »Dafür schwimmt an jenem Ort viel Tang und Treibholz.« Er stand auf und hob eine kleine Kristallkugel. »Wir haben sie fast jeden Abend beobachtet. Wegen der Kämpfe und so. Aufgrund der großen Entfernung läßt die Qualität des Bildes leider zu wünschen übrig…«
    Rust starrte ihn groß an. Der Dekan hatte zuviel Masse, als daß er sich einfach ignorieren ließ.
    »Aber eine Insel kann doch nicht einfach verschwinden«, sagte Rust.
    »Rein theoretisch können Inseln auch nicht einfach so erscheinen, Lord. Doch bei dieser ist das geschehen.«
    »Vielleicht ist sie wieder im Meer versunken«, spekulierte Karotte.
    Rust bedachte Vetinari mit einem durchdringenden Blick.
    »Hast du davon gewußt?« fragte er.
    »Wie kann ich das im voraus gewußt haben?« erwiderte der Patrizier.
    Mumms Blick glitt über die verschiedenen Gesichter.
    »Du
hast
etwas davon gewußt!« stieß Rust hervor. Er sah zu Herrn Schräg, der eilig in einem ziemlich dicken Buch blätterte.
    »Ich weiß nur eins, Lord: Prinz Cadram hat zu einem in politischer Hinsicht für ihn sehr kritischen Zeitpunkt einen wichtigen militärischen Vorteil für eine Insel aufgegeben, die allem Anschein nach im Meer versunken ist«, sagte Lord Vetinari. »Die Klatschianer sind sehr stolz. Was sie wohl davon halten?«
    Vor seinem inneren Auge sah Mumm General Ashal, der neben dem Thron des Prinzen stand. Klatschianer mögen erfolgreiche Herrscher, dachte er. Ich frage mich, was mit den nicht so erfolgreichen passiert. Nun, ich weiß, was
wir
unternehmen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher