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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde
Autoren: Susan Geason
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verhutzelter, glatzköpfiger Transsylvanier, mich an Nosferatu erinnerte. Dann ging ich nach Hause, duschte und versuchte, ein bißchen zu schlafen.
    Ich wurde geweckt durch den Anruf von Julia Western — eine Bildhauerin, mit der ich mich seit etwa sechs Monaten ab und an getroffen hatte und die gerade von einer Tagung in Melbourne zurückgekommen war. Julia, eine attraktive, lebenslustige Frau Mitte Dreißig, mag die Bildhauerei, das Kochen und die Arbeit in ihrem Garten, der etwas von einem kleinen Dschungel mitten in der Stadt hat. Ihren Mann, einen Börsenmakler, hat sie schon Vorjahren abserviert, und sie wohnt jetzt in Paddington in einer riesigen Villa in Hanglage, die sie von ihrer Mutter geerbt hat. Julia ist unbekümmert, warmherzig und immer bereit, sich auf ein neues Abenteuer einzulassen.
    Nachdem sie mir berichtet hatte, auf der Tagung wären lauter Wichser gewesen, die unverständliche Kunsttheorien verzapften und sich gegenseitig in die Pfanne hauten, berichtete ich ihr von meinem Fall. Sie war sofort gefesselt. »Ich hab Paula Prince mal in der Talkshow von Ray Martin gesehen; da hat sie erzählt, wie die Polizei mit den Prostituierten umspringt. Sie hat viel Glamour und Eleganz, aber auch irgendwas Kaltes und Berechnendes. Ist dir das auch aufgefallen?«
    »Ich war viel zu sehr mit der Verpackung beschäftigt.«
    »Ja, an Paulas Verwandlung haben sich die Ärzte bestimmt ne goldene Nase verdient«, sagte Julia bissig. »Aber ich muß jetzt los. Wann sehen wir uns?«
    »Morgen vielleicht. Ich muß erst mal mit dem Griechen klären, wie wir den Wachdienst organisieren. Ich ruf dich an.«
    Leichter gesagt als getan. Toby, ein großer Mischlingsköter, den sie als Welpen aus dem Tierheim befreit hatte, mochte es gar nicht, wenn sein Frauchen ans Telefon ging. Er wurde eifersüchtig. Wenn das Telefon klingelte, stand er wachsam über dem Apparat, kläffte und schubste sie weg. Normalerweise mußte man es ungefähr zwölfmal läuten lassen, bis sie es geschafft hatte, ihn mit Charme oder durch Drohungen zu vertreiben.
    »Wegen diesem Hund sind dir bestimmt schon Hunderte von Anrufen durch die Lappen gegangen«, hatte ich mich einmal beschwert.
    Sie hatte gelacht: »Es ist billiger als eine Geheimnummer zu beantragen. Nur meine Freunde kommen durch.«
    Beflügelt von erotisch angehauchten Phantasien über Julia, versorgte ich mich beim Geschäft an der Ecke mit etwas Proviant, fuhr meinen geliebten 1968er Valiant in die Surrey Street und parkte gegenüber von Chicka Chandlers Haus.
    Als ich sah, wie exzellent Chickas Lage in der langen Reihe von leeren, mit Brettern verrammelten Häusern war, verdammt genau in der Mitte eines Multi-Millionen-Dollar-Baugeländes, verstand ich, warum Paula sich um die Sicherheit des Alten Sorgen machte. Lorraine Lamonts Blutdruck lief bestimmt auf Hochtouren.
    Die Straße weckte Erinnerungen. In mehreren dieser feuchten, finsteren, einstöckigen Verschläge hatte ich als Kind gewohnt, bis meine Eltern die Kaution für ein größeres, komfortableres zweistöckiges Haus zusammengekratzt hatten. Es gab immer einen Gang an der Seite, von dem die Türen zu den Schlafräumen abgingen und der zu Wohnzimmer und Küche führte, die nach hinten hinaus lagen. Die Bewohner mußten im Winter den ganzen Tag das Licht anlassen und nach draußen gehen, wenn sie aufs Klo wollten — es sei denn, sie hatten inzwischen renoviert. Das einfache Leben.
    Chickas völlig heruntergekommenes Haus hatte seit zwanzig Jahren keine frische Farbe mehr gesehen. Ein dürrer Jasminbaum krüppelte in einem kleinen Vorgarten vor sich hin, der mit Gerümpel dekoriert war. Aus dem Fenster zur Straße drang schwaches Licht. Etwa um 22 Uhr ging es aus, so daß ich den Rest der Nacht nichts weiter zu tun hatte, als Radio zu hören und mich wachzuhalten.
    Nachdem ich mir ein Tape von Hunters and Collectors angehört hatte, schaltete ich einen Sender ein, der rund um die Uhr Talk Radio brachte. Ich wußte, dabei würde ich mich so aufregen, daß ich munter blieb. Bei Talk Radio frage ich mich immer, wie die Demokratie in diesem Land überlebt, nicht nur, weil die Hälfte der Anrufer Faschisten sind, sondern weil so viele von ihnen offenbar auf einem anderen Planeten leben. Zum Beispiel der Typ, der in einem Quiz tausend Dollar gewinnen wollte.
    »Nennen Sie uns die Hauptstadt von Neuseeland«, sagte der Moderator.
    Der Kandidat machte »Hmm« und »Ähhm«, und dann sagte er: »Tja, Mann, da haben Sie mich
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