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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde
Autoren: Susan Geason
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war.
    Ich wurde vorgestellt, und Ray zerquetschte mir fast die Hand. »Der Schulfreund?« fragte er.
    »Ja, erraten. Alter Spezi aus Schulzeiten.«
    »Ich bin auf der Blacktown High gewesen«, sagte er.
    »War nich so mein Ding. Was Brauchbares hab ich da jedenfalls nich gelernt.«
    An diesem Punkt klinkte sich Paula ein, und wir wärmten die alten Zeiten bei den Brothers wieder auf. Schließlich konnte ich’s mir einfach nicht mehr verkneifen: »Hast du, warst du schon immer... «- ich kam ins Schleudern.
    Es machte Paula großen Spaß, mir meine Spießigkeit unter die Nase zu reiben: »Ob ich schon immer schwul war, meinst du? Also, ich wußte immer, daß ich auf Männer stehe. Aber damals hat kein Mensch über so was geredet. Deshalb war ich auch so kaputt und unausstehlich.«
    Eigentlich kann ich auch gleich aufs Ganze gehen, dachte ich: »Hast du, äh, mal mit irgendeinem von der Schule was gehabt?«
    »Das würdest du schrecklich gern wissen, was?« sagte sie spöttisch. »Die Antwort ist ja, aber ich werd dir nie sagen, mit wem. Ein paar dieser Leute sind im Laufe der Jahre sehr wertvoll für mich gewesen.«
    Prima Opfer für Erpressungen, dachte ich, als ich in Gedanken die Möglichkeiten durchging. Unsere Mitschüler stolzierten in Perücke und Talar in der Macquarie Street rum, manipulierten Spiele der Rugby-Liga und Pferderennen, bereicherten sich am Gesundheitsvorsorge-Programm oder an den Treuhandfonds irgendwelcher Witwen, und der Rest döste über unzähligen Schreibtischen im öffentlichen Dienst. Einer war sogar Priester geworden, hatte dann jedoch für großen Wirbel in der Öffentlichkeit gesorgt, als er sein Amt niederlegte, um eine Ex-Nonne zu heiraten.
    Irgendwann mußten Paula und Ray gehen, weil sie noch verabredet waren. »Wirst du’s übernehmen?« fragte Paula.
    Ich überlegte. Ich dachte an die Warnglocke, beschloß aber, Paula trotz aller Zweifel erst mal zu glauben.
    Vordergründig war die Geschichte plausibel: Die Hure mit dem goldenen Herzen hilft den Armen und Schwachen. Ich unterdrückte den letzten nagenden Zweifel und nahm an.
    »Ja. Wann soll ich anfangen?«
    »Wie wär’s mit heut abend?«
    Ich hatte mich mit Lizzie Darcy, einer befreundeten Journalistin, fürs Kino verabredet, aber ich brauchte das Geld. Lizzie würde Verständnis haben: Ich schuldete ihr 200 Dollar. Ich stimmte zu, und Paula stellte einen Scheck über 500 Dollar aus, um der Sache den nötigen Kick zu geben. Außerdem schrieb sie mir ihre Telefonnummer auf und die Adresse von Chicka Chandler. Es war nur ein paar Blocks entfernt.
    »Laß von dir hören«, sagte sie.
    Wir gaben uns alle die Hand, und ich ging zu Fuß zurück zu meinem Büro in der Darlinghurst Road; dabei überlegte ich, wen ich für die Überwachung engagieren könnte, der nicht einschlafen, sich im Dienst nicht betrinken und mich nicht ständig versetzen würde.

2

    Ich wohne und arbeite in Darlinghurst, einem Bezirk in der Innenstadt von Sydney. Dario, wie es von vielen genannt wird, liegt eingezwängt zwischen dem expandierenden Geschäftsviertel im Zentrum, dem schicken Mittelschichtsbezirk Paddington und Kings Cross, der Rotlichtmeile von Sydney. Es ist eine sonderbare Gegend, ein abgewrackter alter Arbeiterslum mit kleinen Nischen glitzernder Eleganz.
    Der Norden von Dario ist der Schlafplatz für Junkies, Prostituierte und andere Randexistenzen, die die Vergnügungsindustrie im nahe gelegenen Cross in Gang halten, und erste Anlaufstation für entlassene Knastis und Tippelbrüder vom Land. Außerdem locken die niedrigen Mieten Gestrandete jeder Couleur, Alkoholiker und Trebegänger, und die Gegend beherbergt diverse Suppenküchen, Missionen und Drogenumschlagsplätze. Da sich Darlinghurst aber zugleich rühmen kann, eines der besten Krankenhäuser des Landes zu besitzen — Millionäre kommen hierher, um sich einen dreifachen Bypass legen zu lassen — , gibt es schlimmere Orte, um auf den Hund zu kommen.
    Ich bin in Darlinghurst geboren und aufgewachsen, als Sproß einer bis ins Mark irischen, katholischen Arbeiterfamilie. Nach der Universität hatte ich es endgültig satt, ständig und überall die gleichen Leute zu treffen, also seilte ich mich nach Melbourne ab und arbeitete dort ein paar Jahre für die Regenbogenpresse. Ich hab immer noch eine Schwäche für Melbourne mit seinen schicken Frauen, den guten, billigen Eßlokalen und der viktorianischen Architektur, aber im Grunde genommen ist es eine verklemmte, überhebliche Stadt
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