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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde
Autoren: Susan Geason
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    Die Vorsitzende der Hurengewerkschaft, ein Transvestit, gehörte zu den Kunden, von denen ich wahrscheinlich die Finger lassen sollte, aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Wir hatten vereinbart, uns in einem der Coffee-Shops von Darlinghurst zu treffen, die bei arbeitslosen Schauspielern und gescheiterten Romanschriftstellern ebenso beliebt sind wie bei Edel-Junkies, Dieben nach Feierabend, Presseleuten, Fotomodellen, die auf ihre Entdeckung hoffen, und Typen vom Rundfunk mit volltönender Stimme.
    Das Personal im San Marco wechselte ständig, denn die Serviererinnen bekamen Jobs in Underground-Videos oder bei Rockbands, wo sie als optische Untermalung träge die Hüften schwangen, aber eines änderte sich nie: Sie waren immer bildschön. Mit einer dieser kaltschnäuzigen Miezen war ich mal kurz liiert gewesen, aber sie hatte mich wegen eines Kokaindealers verlassen, der Mokassins ohne Socken trug und einen Porsche fuhr.
    Ich saß im Garten und hing meinen Erinnerungen an ein paar angenehmere Stunden nach, als der Auftritt einer hochgewachsenen Blondine wie eine Bombe einschlug. Die Beine nahmen gar kein Ende, und der hautenge schwarze Minirock bedeckte nur notdürftig ihre Aktiva. Dazu trug sie ein gewagtes schwarzes T-Shirt und Stöckelschuhe — ein Gürtel mit Silberbeschlag machte die Sache komplett. Zerknüllt hätte das ganze Outfit locker in meine Gesäßtasche gepaßt, und dann wär immer noch Platz gewesen für ein paar obszöne Postkarten.
    Ich hatte bereits grobkörnige Fotos von Paula Prince in der Zeitung gesehen, aber sie wurden ihr nicht gerecht. Sie kalkulierte geschickt den Moment, in dem das Publikum nach Atem rang, drehte sich im Zeitlupentempo, entdeckte mich, winkte lässig und trippelte auf mich zu. »Du bist bestimmt Syd.« Sie hatte eine rauchige Altstimme.
    Ich nickte. Aus der Nähe drängte sich der Verdacht auf, daß die Nase gerichtet war. Die Zähne waren offenbar von einem Profi perfektioniert, das Haar für teures Geld blondiert und onduliert worden. Die Haut unter dem dicken Make-up war großporig, und die Augen hatten einen Blauton, den man nur mit getönten Linsen hinkriegt. Wie bei vielen anderen Kunstwerken mußte auch die Restaurierung von Paula Prince ein Vermögen verschlungen haben. Bei diesem Gedanken warf ich einen prüfenden Blick auf ihre Brüste, die prall, perfekt und nicht in einen BH gezwängt waren.
    »Zufrieden?« fragte sie.
    »Sie haben ne Menge Geld ausgegeben«, stellte ich fest.
    »Ja, aber hab ich es klug angelegt?«
    »Schwer zu sagen. Wieviel verdienen Sie?«
    »Jedenfalls ne Menge mehr als du, Sydney.«
    Irgend etwas an ihrem Tonfall löste eine Erinnerung aus. Irgendwoher kannte ich diese Lady.
    Sie hatte mein Gesicht genau beobachtet. »Ich geb dir einen Tip. Der Kapitän der Schwimmannschaft.«
    »Das darf nicht wahr sein! Paul Pringle!«
    »Eben der.«
    Paul Pringle war auf meiner katholischen Jungenschule, dem Marist Brothers College, in Darlinghurst eine Klasse unter mir gewesen, damals in den Zeiten der Beatles und der Beach Boys, als Transvestiten nur durch die Clubs tingelten oder in ihren Schlupfwinkeln blieben. Er war ein mürrisches, verschlossenes kleines Ekel gewesen, das regelmäßig die Attacken von dummen kleinen Jungs auf sich zog, die den dicken Mann markieren mußten. Die katholischen Brüder waren auch nie so recht mit ihm warmgeworden, aber seine Talente als Schwimmer hatten ihn vor offener Verfolgung bewahrt.
    Ich musterte ihn. »Du hast dich ganz schön rausgemacht, Baby.«
    Er zündete sich eine Zigarette an, wobei die langen, unterschiedlich gestylten Fingernägel effektvoll aufblitzten. »Kann man von dir nicht behaupten, Syd. Früher hab ich deinen Namen ab und zu mal unter nem Artikel gelesen, aber dann bist du von der Bildfläche verschwunden. Was war denn los?«
    »Rupert Murdoch hat die Zeitung dichtgemacht.«
    So schnell ließ er nicht locker. »Und dann hab ich gehört, du arbeitest für Barry Cromer, diesen fetten Kotzbrocken. Ein netter Junge wie du aus einer Labour-Familie kriecht einem Liberalen in den Arsch. Ich war schockiert, Syd.«
    Wenn irgendwer sich auskannte in puncto Arschkriechen, dann Paula Prince. »Für irgendwelche Männer arbeiten wir alle, Pringle.«
    »Du hast ja so recht«, sagte er und ging etwas auf Abstand. »Ach, übrigens, Syd, wenn wir ins Geschäft kommen wollen, ich heiße Paula. Okay?«
    Das würde ein hartes Stück Arbeit werden. Ich kriegte immer noch des öfteren Ärger, weil ich
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