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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde
Autoren: Susan Geason
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weiß nich, Alter. Irgendwie hab ich das Gefühl, die Sache ist noch nich gegessen.«
    Dann baggerte er mich an, ihm meinen Wagen zu leihen, damit er sich eine Bleibe suchen könnte. Er meinte, er könnte ja vielleicht bei einem der großen Sicherheitsdienste einen Job kriegen.
    »Ich habe Empfehlungsschreiben«, sagte er, und ich fragte mich, wie er die wohl erpreßt hatte.
    »Ich glaube kaum, daß Brambel’s einige deiner eher unorthodoxen Methoden so recht zu schätzen wüßten. Aber ich hab gehört, es gibt zur Zeit jede Menge Aufstiegschancen im Baugewerbe.«
    »Ach, zum Beispiel?«
    »Unruhestifter-von-der-Gewerkschaft-Verdreschen vor allem.«
    Er runzelte die Stirn. »Nichts für mich, Alter. Mein Vater war Maurer.«

4

    Es war schon fast zwölf, also ging ich zu Fuß bis zur Victoria Street und winkte mir ein Taxi heran. Ich glaube, der Fahrer war einer von diesen Wiedergeborenen Christen. Auf dem Kassettenrecorder liefen christliche Choräle, und er fuhr, als wär uns der Teufel auf den Fersen.
    Ich ertrug seine halsbrecherischen Überholmanöver und das dichte Auffahren so lange, bis er beinahe einen Fußgänger überfuhr, wobei er so ruckartig anhielt, daß ich fast durch die Windschutzscheibe flog. Natürlich hatte ich mich wieder nicht angeschnallt.
    »Gottverdammt, fahrn Sie langsamer!« schrie ich.
    »Man soll den Namen des Herrn nicht mißbrauchen«, sagte er strafend. »Und im übrigen, keine Bange, ich hab Augen an den Fußsohlen.«
    Und Scheiße im Hirn, dachte ich, hielt aber den Mund. Er wog mindestens 125 Kilo. Außerdem waren wir am Ziel.
    Sydneys Chinatown hat in den letzten fünf Jahren einen Boom erlebt, was wir vor allem der aus Hongkong importierten dreckigen Kapitalistenknete zu verdanken haben. Vielstöckige Restaurant- und Einkaufskomplexe sind auf den Trümmern der kleinen familienbetriebenen Eßlokale in die Höhe geschossen. Das Viertel hat sich ein glitzerndes, internationales Flair zugelegt, aber es wirkt unecht, als ob alles in den Studios der Warner Brothers entworfen und gebaut worden sei. Sogar die alten Leute, die auf den Bänken in der Sonne dösten, sahen aus, als wären sie extra für die Touristen mit Bussen angekarrt worden.
    Freitags um die Mittagszeit wimmelte es hier von Angestellten aus der Innenstadt, die für ein oder zwei Stunden aus ihren vollklimatisierten Verschlägen befreit waren, um sich naturidentische Aromastoffe und Alkohol einzupfeifen und anschließend wieder zur Arbeit zu wanken, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Kein Wunder, daß Australien Probleme mit der Produktivität hat.
    Mit seinen kunststoffbeschichteten Tischen hat sich das Hingara den Charme der fünfziger Jahre bewahrt. Zu seinen Glanzzeiten galt es als das beste chinesische Restaurant der Stadt, aber diese Zeiten waren lang vorbei. Ich fand einen kleinen Tisch, bestellte ein Bier, lehnte mich zurück und wartete auf Lizzie.
    Sie stürmte herein, blickte sich ohne anzuhalten um, entdeckte mich, stürzte auf mich zu, setzte sich, winkte einem Kellner, zeigte auf mein Bier und sagte: »Also, schieß los.«
    »Jetzt mach mal halblang, ich steh immer noch unter Schock.« Manchmal, wenn sie zu hart arbeitet, zu viel raucht und sich schlecht ernährt, sieht Lizzie grau und abgespannt aus. Heute wirkte sie fröhlich und energiegeladen und trug etwas Knallgelbes mit einem schwarzen Hemd, das ihre Haut aufleuchten ließ und die schwarzen Haare und dunkelblauen Augen gut zur Geltung brachte.
    Ich trank mein Bier, während Lizzie vor Ungeduld zappelte: Das war einer meiner kleinen Racheakte für die Spielchen, die sie sich von Zeit zu Zeit mit mir erlaubt.
    »Du siehst gut aus«, stellte ich fest. »Hast du einen neuen Typen?«
    »Das geht dich zwar nichts an, aber ich hab einen, ja.«
    »Wer?«
    »Später, später. Erst mal will ich alles über diese Paula-Prince-Geschichte wissen.«
    Wir bestellten kroß gebratene Hähnchen, Szechwan-Krebse, Gemüse mit Austernsauce und gekochten Reis, und ich erzählte ihr, was ich wußte.
    »Also, wer ist es gewesen?« fragte Lizzie.
    Ich sagte, meines Erachtens sei Lorraine Lamont zwangsläufig erst einmal die Hauptverdächtige. Auf den ersten Blick hatte sie die größten Vorteile von Paulas Tod. »Du hast mir doch gestern schon ein bißchen was über sie erzählt. Was weißt du sonst noch?«
    »Ich bin ihr über den Weg gelaufen, als sie noch eine aufdringliche Immobilienmaklerin in der Gegend um Kings Cross war. Ein Freund von mir wollte eine
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