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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde
Autoren: Susan Geason
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meint das jedenfalls.«
    Ich schnaubte verächtlich. »Bist du etwa ein schlechterer Journalist, pardon, Journalistin als er?«
    »Natürlich nicht.«
    »Na also, und wie kommt es, daß die Leute bei den Printmedien ein Zehntel von dem verdienen, was die Pappnasen beim Fernsehen kriegen?«
    »So was kommt bei den Leuten eben an.«
    »Dann können wir echt einpacken«, sagte ich und tischte ihr noch mal meine Erfahrungen mit dem Talk Radio vom Vortag auf.
    »Jetzt fang bloß keine Debatte über Talkshows mit mir an«, warnte sie mich, erleichtert über den Themawechsel.
    »Was willst du denn nun im Mordfall Paula unternehmen?« fragte mich Lizzie, als wir das Restaurant verließen.
    »Ich glaub, ich werde der Sache nachgehen.« Es war eine fast automatische Entscheidung. Paulas Geld würde mich eine Weile über Wasser halten, und ich würde mir bei ihrem Freund eine Nachzahlung besorgen, wenn er wollte, daß ich am Ball blieb.
    »Warum?«
    Ich hatte keine vernünftige Antwort, aber ich erinnerte mich daran, wie schwer es Paul Pringle in der Schule mit netten, normalen Typen wie mir gehabt hatte. Vielleicht war ich ihm etwas schuldig.
    »Alte Schulspezis«, sagte ich.

5

    Da ich nicht glaubte, daß Ray Delgado ein Killer war, ging ich zu ihm, um meine Hilfe bei der Suche nach Paulas Mörder anzubieten.
    Der massige Italiener wohnte noch immer in Paulas Haus, einem mit Alarmanlagen gesicherten viktorianischen Bau in der Liverpool Street.
    »Nicht übel«, bemerkte ich, als Ray mich hineinführte. Ihn meinte ich damit nicht. Er sah aus, als wäre er von seinem eigenen LKW überfahren worden — blutunterlaufene Augen mit schwarzen Ringen, graue Haut, ein leichtes Zittern in den Händen.
    Das Haus war vom Feinsten. Die Original-Holzvertäfelung glänzte in einem zarten Rotton, und die Fußböden waren abgezogen und lackiert worden. Persische Brücken lagen herum, und das Mobiliar bestand aus einer Kombination von italienischem Design und Art-deco-Holzfurnieren. Fernsehgerät und Stereoanlage waren flach, schwarz und modern, und eine ganze Wand wurde von LPs, CDs, Videos und Büchern eingenommen. Eins der vielen Bilder sah verdächtig nach einem Lloyd Rees aus.
    »Ja, es ist nicht übel«, stimmte Ray zu. »Paula hat es mir vermacht.«
    »Ich komme, weil ich sagen wollte, wie leid es mir tut, daß das passiert ist«, sagte ich.
    »Danke, Syd. Paula hat dich gemocht. Du warst okay, hat sie gesagt, bist in der Schule nie über sie hergezogen wie viele andere. Sie hatte das Gefühl, du hast den Laden sogar noch mehr gehaßt als sie selbst.«
    »Ich möchte gern was für sie tun, Ray.«
    Er verstand mich falsch: »Die Beerdigung ist erst nächste Woche. Wir kriegen die... Leiche nicht früher.«
    »Nein, ich red nicht von einer Blumenspende. Ich meinte, ich würde gern rauskriegen, wer’s getan hat.«
    Endlich hatte ich seine volle Aufmerksamkeit. »Das ist ja mal was ganz anderes. Die Bullen denken, ich hab’s getan. Wieso du nicht?«
    »Instinkt.«
    »Ich dachte, so was haben nur Bräute.«
    »Nein, das ist Intuition.«
    Das schien ihn zu verwirren, also wechselte ich das Thema. »Ich hab gehört, es ist im Schlafzimmer passiert, stimmt das?«
    Er nickte.
    »Wo warst du, als sie umgebracht wurde?«
    »Weg. Wenn Paula Besuch hatte, hab ich mich immer verdünnisiert. Ich bin in ne Bar drüben in der Oxford Street gegangen.«
    »Hast du Zeugen?«
    Er runzelte die Stirn. »Mann, das hoff ich doch. Ne Menge Leute müßten mich gesehen haben. Aber wenn sich niemand erinnert, seh ich alt aus.«
    »Wen hat sie in ihr Schlafzimmer mitgenommen, Ray? Ich mein, außer dir?«
    »Paula hatte ein paar Stammkunden. Es war nun mal ihr Beruf. Ich glaub, sie hat’s gemacht, um nicht aus der Übung zu kommen, wenn du weißt, was ich meine. So ne Art Solidarität mit den Kolleginnen. Gewerkschaftsfunktionäre, die meinten, sie wären zu fein, um sich die Hände dreckig zu machen, hat sie immer zur Schnecke gemacht.«
    Das jedenfalls war Paulas Story; wahrscheinlicher war es, daß sie sich auf diese Weise ein bißchen nebenher amüsieren konnte, ohne Ray zu verlieren. Die Bezeichnung Berufssolidarität war dafür auch nicht schlechter als irgendeine andere.
    »Paula hatte doch bestimmt eine Liste von diesen Stammkunden«, sagte ich. »Hatte sie ein Adreßbuch oder irgendwas in der Art?«
    »Ja, ein kleines grünes Notizbuch. Aber ich kann es nicht
    finden.«
    »Wenn der Name des Mörders drinstand, hat er’s vielleicht mitgenommen.«
    Er
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